Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at |http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .coiril durchsuchen.
V
.i
;:£.
'■•'■s::
■f..
t
?»'
I
■:•:::»
ILLUSTRIERTER FÜHRER
DURCH DAS
PROVINZIALMUSEUM IN TRIER
MIT 143 ABBILDUNGEN
VON
PROF. DR. FELIX HETTNER
DIREKTOR DES MUSEUMS.
-•-♦■♦-^- ♦ « • ■
TRIER, 1903.
KOMMISSIONSVERLAG DER FR. LINTZ'SCHEN BUCHHANDLUNG FRIEDR. VAL. LINTZ TN TRIER.
<0 Ayl
^. HARVARD a'LLEGt LIBRARY
'/ ; GIFT CF
ROBERT GGULD CFiAW
TRAHSFERREO TO
FeSG ART MUSEUM
2.L3 H-
ZUM 25 JAHRIGEN BESTEHEN
DES
PROVINZIALMUSEUMS
HERAUSGEGEBEN
IM AUFTRAG
DES PROVINZIALAUSSCHUSSES DER RHEINPROVINZ.
BUCHDRUCKEREI VON JACOB LINTZ IN TRIER.
j
Als Festschrift zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Be-
stehens des Trierer Provinzialmuseums hatte Felix Hettner
diesen Führer geplant — das Schicksal hat es anders beschlossen :
ein Andenken an des Verfassers rastlose Forscherthätigkeit ist
er geworden, ein Andenken, welches Keiner, der den Verfasser
persönlich oder aus seinen Werken gekannt hat, ohne Rührung
in die Hand nehmen wird.
Als Hettner am ii. Oktober 1902 in später Abendstunde
das Museum verHess, um nicht mehr dahin zurückzukehren,
waren die Bogen i bis 6 fertig gedruckt. Bogen 7 von ihm selbst
noch druckfertig gemacht, Mittelalter und Neuzeit (S. 136 ff.)
bereits gesetzt und von ihm korrigiert; von Bogen 8 und der
ersten Hälfte von Bogen 9 lag aber erst Manuskript vor, welches
zwar für die merowingische Zeit (S. 129 ff.) offenbar druckfertig
war, für die Praehistorie aber noch in mehr oder weniger
skizzenhaften Aufzeichnungen bestand. Für die letzten Schränke
der praehistorischen Abteilung sowie für die Münzsammlung
war überhaupt noch kein Manuskript, für die ganze Praehistorie
waren noch keine Abbildungen vorhanden; es waren die Teile,
deren Bearbeitung Hettner sich bis zuletzt aufgespart hatte.
Wer hier die ergänzende Hand anlegen wollte, der hatte
die Ehrenpflicht, es mit der grössten Vorsicht und Zurückhaltung
zu thun, damit nichts Fremdes die Eigenart dieses letzten
Werkes des Dahingeschiedenen störe. Diese Eigenart besteht
aber darin, dass nirgendwo in dem Buche bequem ausgetretene
Wege begangen werden, dass Hettner vielmehr, wie er es stets
geliebt, neue Pfade zu bahnen suchte. Daraus erklärt sich auch
die auffallende Ungleichmässigkeit in der Behandlung der ein-
zelnen Abteilungen des Museums. Ein breiter Raum ist den
Neumagener Denkmälern gegönnt, es sind ganz neue Gesichts-
punkte, unter welchen Hettner sie hier betrachtet, Gesichts-
punkte von so überraschender Weite, dass wir es doppelt
schmerzlich empfinden, dass ihm die monumentale Edition dieser
Denkmäler versagt geblieben ist. Grundlegend ist die Neu-
behandlung der römischen Gläser von S. 104 an, hier ist wieder
einmal ein Markstein unserer Forschung gesetzt, fest und zu-
verlässig und unverrückbar, wie wir es von Hettner gewohnt
waren. Mit sieben Zeilen dagegen wird auf S. 114 die terra
sigillata abgethan; hier hatte er nichts neues zu sagen, und
oft gesagtes zu wiederholen widerstrebte ihm. Von selb-
ständigem wissenschaftlichem Wert ist dagegen die Behandlung
der merowingischen Altertümer; auch da neue Gesichtspunkte,
neue Resultate.
Für die Praehistorie hatte Hettner offenbar eine ähnliche
Einleitung geplant, wie für die merowingische Zeit, aber leider
fanden sich auf den betreffenden Manuskriptblättern nur kurze
Notizen für eine solche, nichts Zusammenhängendes, so dass
es aus dem oben angedeuteten Grunde besser schien, hier ganz
auf eine Einleitung zu verzichten. Die kurze Behandlung der
Münzen ist aus dem früheren Führer (1897) unverändert über-
nommen.
Wenn ich diese Vorbemerkungen mit meinem Namen
unterzeichne, so wird jeder Billigdenkende mir glauben, dass es
deshalb geschieht, um die Verantwortung für die Mängel der
von Hettner nicht mehr bearbeiteten Teile auf mich zu nehmen.
Ich will nur hoffen, dass diese Mängel dem Leser die Freude
an dem prächtigen Buche nicht stören, welches ihm zum ersten
Male die Schätze des Trierer Provinzialmuseums voll erschliesst,
und welches wir betrachten wollen als kostbares Vermächtnis des
Dahingeschiedenen und als sein monumentum aere perennius.
Bonn, im Dezember 1902.
H. Lehner.
Das Provinzialmuseum in Trier wurde 1877 mit gemeinsamen Mitteln
von Staat und Provinz begründet und 1884 in die Verwaltung des rhei-
nischen Provinzial Verbandes übernommen. 1889 wurde der Neubau eröffnet.
Es umfasst, abgesehen von kleineren Depositen, sechs verschiedene
Sammlungen :
1. Die eigene Sammlung des Provin^ialmuseums, bestehend seit 1877 j
die Stücke sind durch eine blosse Nummer oder durch eine
Nummer mit Zusatz PM. bezeichnet.
2. Die Sammlung der Gesellschaft für nützliche Forschungen, be-
stehend seit 1808, bezeichnet mit G.
3. Die Sammlung der Kgl. Regierung zu Trier, bestehend etwa
seit 1820, bezeichnet mit R.
4. Die Sammlung des Altertumsvereins zu St. Wendel, bestehend
seit 1836, übergeführt 1878, bezeichnet mit St. W.
5. Die Sammlung der Stadt Trier, bezeichnet mit ST., bezw. soweit
sie aus der ehemaligen Sammlung Hermes besteht, mit H.
6. Die Sammlung Bock, von einem Consortium von Trierer Herren
von Herrn Dr. Bock in Aachen erworben und 1897 der Stadt
Trier geschenkt.
Besuchsordnung.
Sommer: Das Museum ist vom i. Juni bis 15. Oktober und in der
Pfingstwoche täglich von ii — i Uhr geöffnet; am Mittwoch, Sonntag,
dem Pfingstmontag und Peter-Paulstag unentgeltlich, an den übrigen Tagen
gegen ein Eintrittsgeld von 50 Pfg. Ausser dieser Zeit Eintritt gegen
75 Pfg.
Winter: Das Museum ist vom i6. Oktober bis 31. Mai (Pfingstwoche
s. Sommer) am Mittwoch und Sonntag, Ostermontag, Bettag, Himmel-
fahrtstag und den beiden Weihnachtsfeiertagen von 11 — i Uhr unentgelt-
lich geöffnet. Ausser dieser Zeit und an den anderen Tagen Eintritt
gegen 75 Pfg.
Die 25 Säle verteilen sich auf 3 Stockwerke, Erdgeschoss, Keller-
geschoss, Obergeschoss, deren Anordnung aus umstehendem Plan er-
sichtlich ist.
&^i((iiiKtt.e{i<)(i.
h^i>£M>Ji()v{\
öVcÄcXAC^^Ä^d.
2 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen.
Saal 1A.
Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen.
Die Grabdenkmäler von Neumagen sind die zahlreichsten und, von
der Igeler Säule abgesehen, grossartigsten Vertreter des gallobelgischen
Typus. Sie sind, was wohl von keiner anderen Monumentenklasse aus
der Römerzeit gesagt werden kann, in den weitesten Laienkreisen ge-
radezu populär geworden, weil sie die alte Moselbevölkerung in ihrer
Tracht und ihrem Treiben mit packender Lebendigkeit und klarer Ver-^
ständlichkeit zur Darstellung bringen. Sie sind zumeist in der Zeit von
etwa loo — 250 n. Chr. in Neumagen selbst von Künstlern oder sehr ge-
schickten Steinmetzen und ihren Gesellen, die man sich wohl aus Trier
kommen Hess, angefertigt worden und bestehen bis zur Mitte des 2. Jahrh^
aus Jurakalk vom Jaumont bei Metz, später aus dem schönen hellgrauen
Sandstein (Voltziensandstein, oberer Bundsandstein) vom Altenhof bei
Trier, zuletzt aus ganz schlechtem rotem Sandstein.
Neumagen, im Altertum Noviomagus, liegt zwischen Trier und
Bernkastei am rechten Moselufer ; es war die erste an der Mosel gelegene
Station der von Mainz über Bingen und den Hunsrück nach Trier füh-
renden Römerstrasse. Der Ort muss schon am Ende des i. Jahrh. zu
grosser Blüte gekommen sein, namentlich durch den Weinbau und deik
Weinhandel und als Stapelplatz für die vom Hochwald herkommenden
Produkte (Holz und Getreide). Unter Constantin dem Grossen (306 — 337)-
wurde er mit einer Befestigung umgeben (vgl. nr. 2), wie wir Auson's-
Mosella v. 10 und 11 entnehmen können:
et tandem primis Belgarum conspicor oris
Noiomagum, divi castra incUta Constantini.
Für die Fundamente dieser Befestigung verwendete man in der
ganzen Ausdehnung und Breite der Mauer römischen Grabmonumenten
entnommene Quader in überaus grosser Menge. Bei dieser Erscheinung,
die sich bei sehr vielen spätrömischen Stadtmauern Belgiens und Frank-
reichs wiederholt, wird man anzunehmen haben, dass nur die Denkmäler
derjenigen Familien, die ausgestorben oder von Neumagen verzogen
waren, als Baumaterial abgerissen wurden.
Auf die römischen Skulpturen stiess man, als man im Sommer 1877-
bei Neubauten einen Teil der römischen Befestigung abriss. Darauf hin
ging man dem alten Bering nach, in den Jahren 1877 und 1878 thaten
dies die Neumagner Einwohner selbst unter vielfacher Beobachtung
durch das Trierer Provinzialmuseum, in den Jahren 1884 und 1885 setzte
das Museum mit systematischen Nachgrabungen ein. Die zu einem und.
demselben Grabmonument gehörigen Quader lagen in vielen Fällen weit,
von einander ; dies lehrt uns, dass die Befestigung offenbar an mehreren
Punkten gleichzeitig gebaut wurde, und dass man von einem Monument,
zu verschiedenen Punkten das Material hinfuhr. Deshalb bieten für die
Rekonstruktion der einzelnen Monumente im Wesentlichen nur die Steine
selbst mit ihren Darstellungen einen Anhalt.
Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 3
Die Kalksteinmonumente zeigen durchweg einen strengeren Stil
und einen reicheren Ornamentschatz, bestehend aus Ranken, Guirlanden,
Mäandern, Bukranien, tragischen Masken und Waffenfriesen, während der
Ornamentschatz der Sandsteinmonumente gering ist und von Jahrzehnt
zu Jahrzehnt ärmer wird ; schliesslich bleibt nur noch der Akanthus, dem
im 3. Jahrh. eine lebhafte und barocke Bildung gegeben wird.
Ein Kalkstein- und ein frühzeitiges Sandsteinmonument haben die
Form von Grabcippen (deren Tiefenausdehnung nur eine geringe ist),
wie wir sie von den rheinischen Militärgrabsteinen kennen. — Die Grab-
steine der ärmeren Bevölkerung, zumal der letzten Zeit, bestehen aus
halbkreisförmigen Walzen.
Besonders häufig ist der von der Igeler Säule (vgl. das Modell im
Saal I am i. Fenster und im Saal 12) her bekannte turmartige Bau, der ganz
und gar mit Reliefs überzogen ist. Er erscheint einmal sicher unter den
Kalksteinmonumenten und Reste von verschiedenen Denkmälern ange-
hörigen Pyramidenblöcken aus Kalkstein zeigen, dass schon früh ähnliches
nicht selten auftrat. Unter den Sandsteinmonumenten herrscht er sehr
vor, sowohl in grossen wie in kleinen Dimensionen. Löschcke (Bonn.
Jahrb. 95 S. 261) sieht in dem Mausoleum von Halikarnass das Vorbild
für das Grabdenkmal der Julier von St. Remy und in diesem für den
Igeler Typus. Kleinasiatisch-griechische Kunst sei es überhaupt, welche
in Massilia festen Fuss gefasst und von da sich in die Trierer Gegend
verbreitet habe. — Nach unserer bisherigen Kenntnis jedoch sind die
den Neumagnern verwandten Monumente vor allem im belgischen Gallien
zu finden, während sie in der Narbonnensis noch nicht nachgewiesen
sind und auch realistische Darstellungen dort zu den Seltenheiten ge-
hören. Ein Zusammenhang des Denkmals von St. Remy und des Igeler
Typus ist nicht zu verkennen, aber die Umwandlung der freien tempel-
artigen Hallen, die der erstere zeigt, zum geschlossenen Turm und die
vollkommene Überwucherung der Architektur durch Skulptur bedeuten
erhebliche Unterschiede. Wir glauben deshalb, dass der Neumagner-
Igler-Typus dem von St. Remy nicht näher steht als die geschlossenen
Grabtürme mit pyramidalem Abßchluss, wie sie das Grabhaus bei Olba in
Kilikien (vgl. Jahresheft des östr. archäol. Instituts V S. 109), das Denkmal
des Jamlichus in Palmyra vom J. 83 n. Chr. (vgl. Essenwein, Ausgänge der
klass. Baukunst S. 16), die wegen ihrer Pilastereinfassung den gallischen
Monumenten nahe verwandten nordafrikanischen Grabtürme (vgl. Pick's
Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung II, 1876,
S. 350 fg.) und die Monumente des Augsburger Museums (bei Raiser, Ober-
Donau-Kreis, Tab. IV, I und IX, i) zeigen und die sämtlich kleinasiatischen
Vorbildern ihre Anregung, ohne Vermittlung von Massilia, verdanken
mögen. Die Überwucherung aber der Grabtürme mit Reliefs, namentlich
mit Scenen aus dem täglichen Leben, ist nach der jetzigen Kenntnis der
Denkmäler unseres Erachtens nach den Tres Galliae, namentlich der
Gallia Belgica zu verlegen, weil dies der hauptsächliche Verbreitungsbezirk
dieser Gattung ist und die realistischen Darstellungen am leichtesten in
gallischer Eitelkeit und gallischer Lebensfreude ihre Erklärung finden.
4 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen.
Für die Archäologie haben die Neumagner Monumente deswegen
noch einen besonderen Wert, weil sich an ihnen Reste der ehedem
vollkommenen Bemalung ungewöhnlich ^jjt erhalten haben. Zunächst ist
das ganze Monument mit weisser Farbe grundiert worden und erst hier-
über sind die anderen Farben aufgetragen worden. Der Reliefgrund ist
überall blau oder blaugrün, ein einziges Mal sind die Seiten rot gestrichen.
Darauf heben sich die Figuren in gelb ab: Fleischtöne wie Gewänder
haben genau dieselbe Farbe. Sämtliche Conturen sind rotbraun aus-
gezogen. Farbenreicher sind die Pilaster und Gesimse, indem hier zu
gelb und rot noch grün hinzutritt. Bis jetzt gelang es noch nicht
eine Entwicklung in der Bemalung der Monumente und erhebliche
Unterschiede in der Bemalung der Kalkstein- und Sandsteinmonumente
aufzufinden.
Saal 2.
Nordwand, rechts vom Eintretenden:
2. Grundriss der von Constantin I (306—337) angelegten Befestigung
von Neumagen, deren Aufgabe es war, in Zeiten der Gefahr für die Be-
wohner Neumagens und für die sich dorthin rettenden Umwohner eine
gesicherte Unterkunft zu bieten. Ausserdem wird in Neumagen, wie in
ähnlichen befestigten Strassenknotenpunkten, ein Staatsgetreidemagazin
zu schützen gewesen sein. Die Form der Befestigung war oval ; an jeder
Biegung der Mauer stand ein Turm, im ganzen waren es 14, abgesehen
von den Thortürmen, und zwar waren alle, wie es scheint, Volltürme
von 8 — 12 m Dm. Die die Türme verbindende Mauer hatte eine Breite
von 3,65 m. Der grössere Durchm. des umfestigten Terrains beträgt im
Lichten 131,30 m, der Flächeninhalt i Hektar 28 Ar. Diese Befestigung
weicht in jeder Hinsicht von dem Schema der eigentlichen Lager ab und
wird wahrscheinlich auch gar nicht mit Soldaten belegt gewesen sein,
während allerdings ähnliche Anlagen spätrömischer Zeit, wie z. B. Boppard
und Andernach, auch als Garnisonen militärischer Besatzungen gedient
haben. (Vgl. Westdeutsche Zeitschr. X, 1891, S. 284.)
3. Photographieen der Umfassungsmauer und der Türme der Befestigung.
Das Mauerwerk ist aus Schiefer unter massenhafter Verwendung von
Kalkmörtel erbaut, im Innern mit Bruchsteinen in Fischgrätentechnik
(opus spicatum), nach Aussen mit einer Verkleidung aus ausgesucht
gleichmässigen Schiefersteinen, mit vereinzelten horizontalen Reihen
von Sandsteinen. In dem Fundamente über einer Schicht von Mosel-
kieseln die römischen Grabmonumenten entnommenen Quader. Nr. 3 a
zeigt im Fundamente Blöcke des unter nr. 6 aufgeführten Monumentes.
Südwand:
4. Lebensgrosser männlicher Kopf. Gesichtslänge 18 cm, Jurakalk.
Älteste aus Neumagen stammende Skulptur. Als Rundbild gearbeitet
doch zeigen ein Ansatz am Hinterkopf und die flüchtige Behandlung
Die Römischen Grabdenlitnälet
1 Neumagen.
des Ober- und Hinterkopfes, dass
er zu einer an der Vorderseite eines
Grabdenkmals befindlichen, in volle
Vorderansicht gestellten Hochrelief-
figur gehörte. — Das ganze Gesicht
war zunächst mit weisser Farbe
überzogen, welche um die Augen
und um die Nase stehen gelassen
ist, während sie in den übrigen
Teilen mit Gelb überdeckt ist. Der
Mund, die Nasenflügel, die Umgren-
zungen der Augen waren durch
hellrote und graubraune Lit
vorgehoben. Das Fehlen ei
tischen Bildung des Augei
die Bartlosigkeit, sowie i.
meinen der strenge Stil weisen aul
das I. Jahrh,, in dessen letzte Jahr-
zehnte der Kopf fallen wird.
Gegenüber am Fenster;
5. Oberteil eines klei
und einer Wage. Jurakalk, 75
ehemaligen Bemalung.
Vorderseite: Die Familie beim Mahl. Diese Darstellung geht
zurück auf das an griechischen Grabdenkmälern häufige Totenmahl, bei dem
dem als Heros verehrten Toten Speise und Trank dargebracht wurden. —
An einem Bronze tischchen, das mit einer dicken Decke bedeckt ist,
ler Pias-
■n allge-
Cippus, mit Darstellung einer Mahlzeit
breit, 46 cm tief. Geringe Reste der
6 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen.
sitzen der bärtige Hausherr und seine Frau einander gegenüber, er auf
einem hölzernen Lehnstuhl, sie auf einem Strohstuhl ; beide in das weite
gallische Ärmelgewand, das Sagum, gekleidet und mit einem plaidartigen
Tuch versehen, welches die Brust bedeckt und über die Achseln zurück-
geworfen ist. Neben dem Mann ein Hund. Dass der Mann bei Tisch
sitzt statt zu liegen,
zeigt, dass ihm feinere
römische Lebensweise
fremd ist. Hinter dem
Tisch zwei Dienerinnen,
vondenendiecineeinen
Braten hereinbringt ; um
ihren Hals und von ihrer
Schulter herab hängen
zwei Tücher, ihr üppi-
ges Haar deutet viel-
leicht auf germanischen
Ursprung.
Linke Schmal-
seite: Mann mit vor-
gebundenem Schurz-
fell wiegt auf einer
Schnell wage (statera)
ein Bijndel (Wolle oder
Heu) und ist im Begriff
das Gewicht einzustel-
len. Die ösenartige Vorrichtung am einen Ende des Balkens liess für
dessen Bewegung Spielraum, verhinderte aber sein Emporschnellen.
Die rechte Schmalseite ist dem Steinmetz teilweise miss-
lungen. Zwei Männer sitzen einander gegenüber; der eine, dem eine
Kapuze am Sagum hängt, wird über Land gekommen sein und scheint
von dem andern mit einem Willkommenstrunk, der ihm in einer Schale
gereicht wird, begrüsst zu werden. Auch die in der Mitte stehende Frau
hält eine Schale, — Wegen der Haar- und Barttracht des Hausherrn und
des harten Stiles etwa um das J. loo zu setzen.
Gegenüber .-
6. Grabmal, um loo n. Chr. gesetzt von Caius Alblnlus Asper
für sich und seine verstorbene Gemahlin Secundia Restituta (comutfi
[deftttict/B] vivos [fecit]). Jurakalk. 1,94 m breit, 90 cm tief. Mann und
Frau in Tunika, Toga und Palla gekleidet, die Frau überdies mit einem
Hals- und Armreif geschmückt, stehen steif in voller Vorderansicht neben
einander. Die Barttracht des Mannes ist die der trajanischen und hadria-
nischcn Zeit (98 — 138 n. Chr.); die Haarfrisur der Frau ist eigenartig,
aber in ihrer Höhe der der Kaiserinnen aus dem Anfang des 2. Jahrh.
verwandt. Das Denkmal hat nur eine geringe Tiefe, wie viele rheinische
Militärcippen. Die Bekrönung wird vermutlich nur aus einem Gesims
bestanden haben. Die Form des Denkmals sowie die Stellung und die
Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 7
Tracht der Personen haben grosse Ähnlichkeit mit dem noch dem i. Jahrh.
{wegen der Formel hie siti sunt) angehörigen Kreuznachcr Stein der
Julia Quintia (vgl. Kohl, Kreuznacher Inschriften Nr. 22). Auch die steife
Pilast er Verzierung, weiche einen icandelaberartigen, mit Akantbusblättern
gezierten Aufbau darstellt, stimmt gut zu dieser Zeit.
8 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen.
Auf der Schmalseite ist je eine Tänzerin, die eine mit einer
Weintraube, die andere mit Cymbeln dargestellt. Es ist dies eine auf
römischen Grabmonumenten sehr häufige, der griechischen Kunst ent-
nommene Darstellung, die zurückgeht auf die orgiastischen Tänzerinnen
an den Festen des Dionysos, des Herrn der Seelen und Geister. —
Die Rückseite ist roh geglättet. Viele Farbenreste.
An der Osticand:
7. Inichrinplatte, die in ein grösseres Denkmal eingelassen war,
vermutlich als Verschlussstein des für die Graburnen bestimmten Hohl-
raumes : DfigJ MlanibusJ. MCareusJ Ainmutius Ollognatus siOi et Atmsie
Amte ofbitaj eoitiugi et Ollogiiatio Secundo fiUo et tixori eiu^ Demllia
Ammillo pi ( pUssimis). Der Sohn führt hier nach einem im Trierisehen
Lande sehr verbreiteten Gebrauch nicht denselben Familie
der Vater fAmmutiusJ, sondern bildet sich einen neui
aus dem väterlichen Beinamen (OUognaUm). Demllia ist ein keltischer
Dativ. Ammillum ein als Neutrum gebildeter Kosename.
Am MittelfeiiileT :
8. Vom Unterteil eines GrabnoRunentes eines Kaufmanns,
Jurakalk. Die Vorderseite war 2,63 m breit, links fehlt jetzt ein Block
von 85 cm Breite. Die Inschrift lautete; Ii(is) m(anibus). [P?] Ciipil[on]i
[PJuhli fili [Cajtuli negotifatoris) liCeresJ f(aeiendum) efuravilj d. h. »den
Manen des Kaufmanns Publius Capitonius Catulus, des Sohnes des Publius,
lieas der Erbe das Grabmal errichten.« — Über der Inschrift ein Mäander,
daneben ein reiches Rankenornament.
Auf der rechten Schmalseite, deren Breite sich nicht bestimmen
lasst befindet sich auf dem Pilaster ein Lilicnstengelornament ; daneben
tme Guirlande auf die ein Blumenkorb und zwei Vögel gestellt sind,
und unter der sich ein bald hoch-, bald flachrelicfiertes Band windet. Die
( onturen der \'ögel sind tief umrissen. Das Monument wird um das Jahr
ioo gehören wegen der strengen Ornamente; einen früheren Ansatz lässt
die Formel Dis iiianibug, zumal abgekürzt, nicht zu.
Die Römischen Grabdenkmäler \
Frei im Saal:
9. Bacchus trun-
ken, iloh auf einen
Satyrn stützend.
Freie Gruppe. Jura-
kalk. Jetzige grösste
Höhe 90 cm. Bac-
chus ist ungewöhn-
licher Weise mit
einer Chlamys be-
kleidet. Seinen rech-
ten Arm legte er
wahrscheinlich, wie
in mehreren ver-
wandten Gruppen,
ermüdet auf sein
Haupt. Da alle üb-
rigen Reste der Neu-
m agner Skulpturen
zweifellos vonGrab-
her-
wird man
es auch von dieser
Gruppe anzuneh-
mutlich bildete sie
die Bekrönung des
Grabdenkmals eines
Weinhändlers,
In der Nordostecke und am ersten Fenster:
10a und 10b. Teile eines turmartigen Grab K
denkmals mit nythotoglschen Darstellungen, Jurakalk
Nr. lob (hoch 59 cm) gehört unter nr. loa (hoch 2.19 m]
Auf der Vorderseite Reste der Grabinschrift |
Darüber waren in einer Nische die Familicnportrits «
in Hochrelief dargestellt, Rechts daneben auf dem
Pilaster ein kaniie laberartiger Aufbau, an dem die
tragenden Kelche deutlich zur Darstellung gebracht
sind; vor dem untersten Kelch (lob) eine neben einer
Säule hingelagcrte nackte Frau, darüber [10a) Iphi
genie auf Tauris mit dem Artemisbild und einem
wallenden Schleier.
Rechte Schmalseite. Auf dem Pilaster: zu
Unterst (lob) ein aus einem Trinkhorn trinkender Silcn .
darüber (loa) ein tanzender Satyr. Auf den Haupt ^
feldern, zuunterst (lob) ein mythischer Kampf; ein
nackter behelmter Krieger hat einen Feind bei den
10 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen.
Haaren gefasst und niedergedrückt, ein anderer, mit einem Schild bewaffnet,
geht gegen ihn vor. Darüber (loa) ein nackter behelmter Krieger.
Auch der Block (loc) gehört, wie die Arbeit des Reliefs und die
Breite der trennenden Leiste zeigen, zu diesem Denkmal: ein bärtiger
Mann mit umhülltem Hinterkopf sit7t auf einem Stuhl, an dessen Lehne
er sich mit der linken Hand festhält. Mit den Fingern der rechten Hand
greift er tief in die der Augen beraubten Augenhöhlen. Daneben ein
Jüngling. Wahrscheinlich ist in dem geblendeten Mann Oedipus zu er-
kennen, in einer bisher unbekannten Darstellungs weise.
Auch die Köpfe (lod, toe, lof) scheinen zu diesem Denkmal zu
gehören. Der weiche Stil weist auf die Mitte des 2. Jahrb., auch spricht
das verwendete Steinmaterial für nicht spätere Datierung.
Dem Mittel fentttr gegenüber:
11. Turmartiges Grabdenkmal mit Darstellung von ToHette
und lagdheimkehr. Von verhältnismässig geringen Dimensionen, 1,87 m
breit und 1,41 m tief, Sandstein.
Vorderseite: Mann und Frau in Tunika, Toga und Palla ganz
einander zugewendet und sich schon hierdurch von dem strammen Neben-
einanderstehen der Figuren auf Monument nr. 6 unterscheidend, reichen
Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen, JJ
sich zum Abschied die Hand; wahrscheinlich ist der die Testamen trolle
haltende Mann der Verstorbene. Zwischen den Eltern das Kind. Der
Mann trägt das kurze dünne Haupthaar und den schmalen Backen- und
Schnurrbart, wie sie uns an Kaiserköpfen aus dem Anfang des 3. Jahrh.,
namentlich von Alexander Severus (222 — 235) und Maximinus (235 — 238)
bekannt sind. Im Auge ist die Iris plastisch In Form eines weitge-
schwungenen, tiefeingegrabenen C wiedergegeben, wodurch eine sehr
malerische Licht- und Schattenwirkung erzielt wird ; diese Augenbiklung
ist weit verschieden von der der Mitte des 2. Jahrh.'}, — Auf den
schmalen Einrahmungen Weinranken mit an den Trauben pickenden Vögeln.
— Auf der dem Frauenporträt zunächst gelegenen linken Schmalseite
befanden sich Scenen aus dem taglichen Leben der Frau. Nur das obere
Feld ist erhalten im Korbsessel sitzend und ihre FQsse auf eine Fuss-
bank stellend, wird die Hausfrau \on vier Dienerinnen beim Frisieren
bedient. Die erste macht die Haare die zweite hält eine Ölflasche, die
dritte einen Bronzespie^el die \ierte eine W aiiserkanne.
Auf der dem Mannerportrat zunächst gelegenen rechten
Schmalseite Scenen aus dem Leben des Mannes; oben: der Hausherr
kommt hoch zu Ross von der Jagd zurück (Ahhildwag S. 13) und hält
triumphierend einen Hasen ; er ist mit dem gallischen 5agum bekleidet,
über dem sich -ein Überhang mit der Kapuze befindet. Die Unterschenkel
sind mit Gamasclicn geschützt, die durch Riemen befestigt sind. Ein
dicker Wollstoff dient als Satteldecke. Vor dem Herrn schreitet ein Diener,
den windhundartigen Hatzhund, welcher seinen Kopf schnuppernd dem
Hasen zuwendet, an der Leine führend, — Von der Scene darunter ist
nur ein Mann erhalten. Seine Kapuze und der Tragriemen über der Brust,
an dem eine Tasche gehangen haben wird, geben zu erkennen, dass er
.selben Man
12 Die Rümischtn Grabdenkmäler von Neumagen.
über Land gekommen ist ; wahrscheinlich war eine Pachtzahlung dar-
gestellt wie bei nr. ij. Auf den schmalen Umrahmungen eine Ranke aus
übereinanderge stellten, langgezogenen Akanthusblättern.
Zu S. 11.
Auf der Rückseite sind die Einrahmungen mit Pinienschuppen
bedeckt, während das zwischenliegende Feld durch zwei Diagonale ge-
kreuzt wird und die so entstandenen vier Dreiecke roh mit Akanthus-
blättern geziert sind. Ausserdem sind zur Belebung der Fläche kurze
Zwei spitzhiebe eingespitzt. Die Rückseite ist nur sehr flüchtig behandelt;
die Dekoration ist eine Fortsetzung der ähnlichen aus der Mitte des
2. Jahrh., wie sie nr. 21 zeigt. Im i. und im Anfang des 2. Jahrh, scheint
bei den Neumagner Monumenten die Rückseite durchweg unverziert ge-
wesen zu sein. Bei 6 ist sie nur roh geglättet, bei nr. 5, 18, 19, 20 ist
sie mit dem Gründl bearbeitet und macht ungefähr den Eindruck eines
Felles.
An dem Monument fehlen auf der Vorderseite die untersten Teile
der Porträtfiguren und darunter zweifellos eine Inschrift und ein Sockel.
Über dem Gesims war möglicherweise noch eine Attika, sicher als Ab-
schluss eine Pyramide vorhanden. ^- Das Monument wird aus den ersten
Dezennien des 3. Jahrh. stammen.
Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 13
Saal 3.
Frei im Saal, in der Nähe der Südfensfer:
12», 12b, 12c. Oberteil eines grossen Grabmals mit
Darstellung des CircuB und voi SchllTen. Sandstein.
12a. Die r. Schmalseite ist in Ihrer vollen Breite von 2,61 m
erhalten. Die Breite der Vorder- und Rückseite betrug, wie man der
letzteren entnehmen kann, mindestens 5 m. Der untere Teil des Denk-
mals, welcher auf der Vorderseite die Grabinschrift und die Familien-
porträts enthielt, fehlt. Das Erhaltene bildete vermutlich die über dem
Hauptgesims liegende Attika. Was in der Zeichnung punktiert ist, ist
nicht vorhanden.
An der \orderseitc ein Circussj 11.I wie solche ursprungl ch
bei den Begrabnisfeierlichkeiten reicher Romer aufgeführt wurden und
deshalb auch auf Grablampen sehr häufig abgebildet sind Erhalten sind
nur die Metae jene Kegel am Fnde der den Circus der Länge nach
durchziehenden Barriere (spina) welche möglichst nah umfahren werden
mussten Die '^flna selbst und die \\agcn waren auf den zwischen den
Metae und auf den darunter fehlenden Blocken darf,e'.tellt Das Mittel
feid hatte mindestens eine Lange von 3 50 m — Auf der Vorder'ieite
der Risalite fuhren die Wagenlenker in enganliegenden Gewandern die
Pferde vor (Abhüdung sieAe folgende SetleJ während auf ihrer Innenseite
auf Pfeilern eine Statue eines sitzenden Mannes und ein Leuchter stehen
wie sie zur Z erde im Circus aufgestellt waren
Beide bchmalseiten führen uns in das Bureau des Hausherrn
zeigen uns aber verschiedene Verrichtungen
Rechts handelt es sich um Warenverkauf \ermutlich von Getreide
Der Hausherr notiert im Contobuch er ist umgeben von drei Bureau
dienern \on denen zwei ihm m t den Fingern der rechten Hand (computus
digitorum den Wert der \erkauften \\-\Te. inzeit,en „anz links bringt
14 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen.
ein Diener in einem Sack die gewünschte Ware herbei. Zwei Männer, die
durch ihre Kapuzen erkennen lassen, dass sie über Land gekommen sind,
scheinen die Ware gekauft
zu haben ; der eine trägt
den Preis in sein Buch ein,
der andere wendet sich
der Ware zu.
Auf der linken
mutlich eine Pachtzah-
lung wie bei nr. 13 dar-
gestellt. Ein über Land
kommender Mann trägt
einen Beutel voll Geld.
Vor einem nicht mit Ka-
puze versehenen Manne
ist ein Haufen Geldes aus-
gebreitet. Dass letzterer
Gamaschen trägt, zeigt,
dass die Treverer auch in
der Stube die Beine nicht
unbekleidet Hessen,
Das oben auf der Ab-
schrägung mit Pinienblät-
tern, unten mit Seetieren
und Knäbehen gezierte
Gesims bildete einen Teil
dieses Denkmals, wie sich
aus dem Vorsprung, den
es mit dem Risalit der
Attika gemeinsam hat, er-
giebt; fraglich kann höchs-
Zm S. 13. tens sein, ob es unter oder
über die Attika anzuordnen ist, doch ist das letztere wahrscheinlicher.
Über dieses Gesims scheinen als Bekrönung die beiden gegenüAer
an den Westfenstern befindliehen Schiffe (nr. 12b und 12o) zu gehören.
Dass sie parallel zu einander aufgestellt waren und der zwischen beiden
liegende Raum so ausgefüllt war, dass nur die Spitzen der Schiffe und
die Köpfe der Schiffer herausragten, war schon lange beobachtet worden
(vgl. Rhein. Museum für Philologie 36 S. 457). Neuerdings hat nun Prof.
Studniczka in Leipzig die sehr wahrscheinliche Vermutung ausgesprochen,
dass sie über den Risaliten den oberen Abschluss gebildet haben : die
Maasse der Schiffe und der Risalite stimmen überein, die Verzierung der
Gesimse mit Wasserwesen würde gut zu den Schiffen passen und die
grossen Wolfslöcher auf der Oberseite der Schiffe beweisen, dass sie hoch
hinaufgezogen worden sind.
Die Römischen Grabdenkmäler v
Die Schiffe, deren vordere Spitze, wie bei antiken Schiffen häufig,
als Fischkopf mit Augen gebildet ist, sind mit je vier Moselweinßsscrn
beladen. Das rechte (abgebildet oben und auf dem Titelblatt) ist mit 16,
das linke mit 15 Schiffern bemannt, von denen je zwei an der Spitze des
Schiffes sitzend Fässer halten, je zwei am Ende das Steuerruder und
den Bootshaken dirigieren. Für die rudernden 12, bez. 11 Schiffer sind
aus dekorativen Gründen eine Unmasse Ruder angebracht. Da die Schiffe,
16 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen,
wie die Richtunjj der Wellen anzeigt, vorwärts fahren, ergiebt sich aus
der Haltung der Ruder, dass die Schiffer nicht sitzend rudern, sondern
stehend frickeln. Der Steuermann des zweiten Schiffes ist mit köstlichem
Humor gebildet: in unmittelbarer Nähe eines Weinfasses sitzend riecht
er den süssen Weinduft, im Geiste erfreut er sich des köstlichen Tropfens.
— Die Schiffer haben teilweise lange Vollbarte und üppige Backenbärte,
während andere nur die schmalen Backenbärte tragen, wie sie den ge-
bildeteren Klassen der damaligen Zeit eigen waren.
Da das Grabmal einen sehr langgestreckten Grundriss hatte, war
es wahrscheinlich nicht turmartig in die Höhe gebaut und schloss nicht
mit einer Pyramide ab. Vermutlich war es bis zum Abschlussgesims nicht
über 8 m hoch, dann kann auch der fröhliche Steuermann noch zu guter
Wirkung gekommen sein. Zwischen den Schiffen war bis zu einer Höhe
von 20 cm Wasser dargestellt; wie der übrige Zwischenraum ausgefüllt
war, wissen wir nicht. Die Bekrönung des Denkmals mit den Moselwein-
schiffen war sehr originell ; weithin kündete sie, welcher Segen der Familie
durch den Weinhandel zufloss. Sie fand Beifall, denn von noch zwei
anderen kleineren Schiffen, deren Rückseite nur teilweise bearbeitet ist,
sind Reste erhalten.
Viele F'arbenrcste, namentlich auf der Rückseite. Das Monument
wird aus dem Anfang des 3, Jahrh, stammen, namentlich wegen der
schmalen, mehrfach auch das Kinn freilassenden Backenbärte (vgl. S. ii).
Am Fensterpfeiler der Südseite:
13. Pachtzahlung der Kleinpächter an den Grosegrundbesitzer. Es
fehlt der linke und der untere Teil des Reliefs. Links wird der Gross-
grundbesitzer gesessen haben. Am Tische stehen drei junge Bureau-
beamte, bekleidet mit Hemd und Sagum, und um sie herum die Klein-
pächter, die Coloni, welche über Land gekommen sind, um ihre Pacht
u zahlen. Diese haben deshalb an das Sagum die Kapuze geknüpft, tragen
n ledernen Riemen ihre Geldtaschen und in der Hand einen Stock, Der
rste Bureaubeamte stellt eine Ouinum; aus, die er auf sein aus Wachs-
Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 17
tafeln bestehendes Contobuch gelegt hat. Der zweite prüft ein Geldstück,
welches der scharf zuschauende Colonus gezahlt hat. Der dritte Bureau-
beamte streicht einen Haufen Geldstücke breit, während der hinter ihm
stehende Colonus erwägt, ob ihm nicht zu viel abgenommen sei. — Der
Relicfgrund ist nicht sorgfältig geglättet und bildet nicht eine Fläche.
Ober weisser Grundierung ist er blau gestrichen. Die Figuren {Fleisch-
teile wie Gewandung) sind mit Hellgelbbraun gleichmässig überzogen. Der
Lederriemen ist rotbraun, sämtliche Conturen sind mit rot oder schwarz-
braun ausgezogen.
Auf der rechten Schmalseite nur noch Reste eines Mannes mit
der Kapuze auf dem Kopf
Sandstein. Jetzt breit 1,39 m. Wegen der Relief behandiung und
der schmalen Barte nicht vor aoo n. Chr. anzusetzen.
An der Nordwand neben dtr Thür:
14. KleineresDenkmal mit Tänzerinnen. Sandstein. DerSockel
{1 m breit) passt in Grösse, Material und Stil gut zu dem Block mit den
Porträtfiguren {65 cm breit), aber ein zwingender Grund für die Zusammen-
gehörigkeit liegt nicht vor.
Zwischen beide Stücke würde
jedenfalls noch ein Block mit
der Grabinschrift gehören.
Auch befand sich über dem
Block mit den Porträtfiguren,
dessen Oberseite vollkommen
horizontal ist, noch ein Ab-
schlussstein, vermutlich eine
Pyramide.
Die Porträtfiguren
stehen in einer Nische, in
deren muschel artigem Ab-
schluss eine rotbraune und
eine grüne Wellenlinie sehr
gut erhalten sind. Die Frau
trägt das Sagum, der Mann
ein in spitze Zipfel endigendes
Gewand, vermutlich eine
Paenula.
Auf den Schmalseiten
nackte, mit Schleiern tanzende
Mädchen, von denen eine noch
Cymbeln hält. Vgl. nr. 6.
DieRückseite ist durch
zwei Diagonallinien geteilt
und die zwischenliegenden
Felder sind mit Akanthusblät-
tern dekoriert.
Das Gesims zeigt barock-
18 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen.
gebildeten Akanthus, bei dem die Mitte und die Rander der Blätter stark
eingetieft sind. Seine Bemalung ist noch sehr gut erhalten.
Am Sockel auf drei Seiten Seetierc, auf der Rückseite gleichfalls
nur Akanthus.
Das Denkmal stammt aus der i. Hälfte des 3. Jahrh., wie namentlich
aus der Behandlung des Akanthus und der Dekoration der Rückseite her-
vorgeht. Die Augenhildung am Frauenkopf zeigt ein auffälliges Hinaus-
ziehen des oberen Augenlides über den äusseren Augenwinkel und einen
stark hervorquellenden Augapfel, wie ihn sämtliche Köpfe des spätzeit-
lichen Denkmals nr, 17 aufweisen.
Saal 1.
Links am Treppenaufgang:
15. Bär, der sich auf einen Widder geworfen hat, um ihn zu zer-
fleischen, Freie Gruppe, Sandstein, grösste Länge 1,57 m. Die Arbeit
zeugt von guter Naturbeobachtung, Der Darstellung liegt eine altorien-
talische Vorstellung zu Grunde, nach der ein wildes Tier, meist der Löwe,
den Todesdämon, der die Verstorbenen in die Hölle reissen will, versinn-
bildlicht.
Gegenüber an der Ostseite;
IG. Risalit von einem Denkmal mit Neptun und Flussgott.
Sandstein. Auf der Vorderseite ein nackter Jüngling mit einem
Körbchen auf der I. Schulter und einem grossen, sichelförmigen Instrument
in der r. Hand. — Auf
der linken Seite
Neptun, dem die Chla-
mys von der linken
Schulter herabhängt,
mit dem Dreizack in der
Linken, dem Delphin
in der Rechten ; den
rechten Arm auf das
hochgestellte rechte
Bein stützend, — Auf
der rechten Seite
(hoch 70 cm) ein hinge-
lagerter jugendlicher
unbärtiger Flussgott,
den linken Arm auf die
Urne . welcher dieQuelle
entströmt, legend, wäh-
rend er mit der rechten
Hand den Anker hält.
Auf Grund der noch
vorhandenen Farbenreste und eines bei der Auffindung angefertigten Aqua-
rells ist der darüberstehende gemalte Gipsabguss hergestellt, der dem
Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 19
Glicht zu Grunde liegt. Vom hellblauen Reliefgrund hebt sich das Bild
ab, an dem die nackten Teile und das Gewand gleichmässig mit Rotgelb
überzogen sind; nur die Urne ist hellgelb und das Wasser grün. Alle
Conturen sind mit breiten rotbraunen Strichen hervorgehoben.
Saal 4.
17a und 17b*). Viele Bruchstücke eines gi^ossen turm-
artigen Monumentes, worauf der Hausherr zu Pferd, die Frau bei der
Toiiette, von 2,50 m Breite zu 1,90 m Tiefe, welches man bis zu einer
Höhe von 3,96 m wieder zusammensetzen kann.
Bei den als nr. 17 a aufgestellten Blöcken ist die Vorder- und Rück-
seite aus Platzmangel nicht in ihrer richtigen Breite rekonstruiert : neben
der mit Sagum bekleideten Frau stand der Mann, dessen Beine vom Knie
ab auf nr. 17 b erhalten sind. Auf den Pilastern sind die einzelnen Figuren
(eine Tänzerin, ein Silen, ein Mann mit Sichel) nur durch Leisten getrennt,
sie stehen nicht mehr auf Kandelabern.
Linke Schmalseite: Toilettenscene. Die Frau auf einem nied-
rigen Schemel sitzend wird nur von zwei Sklavinnen bedient. Sämtliche
Frauen tragen an den Füssen Socken und Sandalen. An den Pilastern
Amoretten, der eine mit einem Hammer in der Hand; oben links am
Pilasterkapitell schlangenfüssige Tritonen.
Rechte Schmalseite: Oben reitet der Hausherr spazieren, er
trägt die Kapuze nicht am Sagum, sondern an einer Paenula. — Das
flatternde Gewand in dem Relief darunter macht es wahrscheinlich, dass
auch hier ein Reitender dargestellt war. Auf den Pilastern Amoretten
mit schlaff herabhängenden Flügeln.
Die Rückseite ist mit Kreisen, Vierecken und Akanthus dekoriert,
die Pilaster mit Pinienschuppen.
Die Blöcke 17b, die unter die Blöcke 17 a gehören, enthalten auf
der Vorderseite die Inschrift:
£)• . OAVITOfy:
'E-PRIIvI i n i a e
SILLA
CAR IG
ODEFV
n et i s . . . . gwARTVLA
FECIT
Von den Bildern der Schmalseite sind nur noch sehr geringe Reste
erhalten. An den Pilastern erscheinen auch hier Amoretten mit schlaff
herabhängenden Flügeln.
Zwischen den Pilastern befanden sich an diesem Denkmal ohne
Teilung durch Gesimse drei Reliefs übereinander.
*) Nr. 17 a steht reehts am Eingang in Saal 4, nr. 17 h an der Nord-
wand dieses Saales, rechts von der Thüre.
2*
20 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen.
Im zweiten Viertel des 3. Jahrh. ist dieses letzte der auf uns ge-
kommenen grösseren Neumagner Grabmonumente entstanden, wie dies
der Kopftypus und die Haartracht des reitenden Hausherrn, die Augen-
bildung sämtlicher Figuren (vgl. nr. 14 S. 18), die Dekorierung der Rück-
seite namentlich mit Pinlenblättem, und die Teilung der Pi laste rbildchen
mit Leisten, nicht mit Kandelaberkelchen beweisen.
Gegenüber am ersten Fenster:
18. Depot eines Welnhindlers, Sandstein, Block von dem mit Pilaster-
figuren eingerahmten rechtseitigen Hauptfeld eines grossen Grabmonu-
mentes. Das Relief zeigt ein Weingeschäft: rechts der Hausherr, vor
ihm wahrscheinlich ein Diener, links Weindoüen mit Stroh umwickelt,
welche in ein Holzgestell mit Kreuzbeinen eingestellt sind.
Am MitMfenster:
ia Weinfässer aufSchifftransport?, Sandstein. Grösste Länge 1,52 m.
Der Hausherr etwa in '/a Lebensgrösse überschaut die Thätigkeit seiner
Sklaven, die in erheblich kleineren, untereinander wieder verschiedenen
Dimensionen dargestellt sind. OlTenbar handelt es sich «m drei ver-
schiedene Rcliefgründe. — Die Scene ist noch nicht sicher gedeutet. Die
Darstellung der rechten Hälfte weist auf ein Schiff hin. Die vertikale
Stange, an der ein von einem Sklaven gezogenes Seil befestigt ist, wird
ein Mast sein, obgleich das Strohbüschel, welches die Spitze krönt, auf-
fallend ist. Der Sklave, welcher in sehr kleinen Dimensionen auf einer
durch einen Horizontal strich markierten zurückliegenden Ebene dargestellt
ist, wird am jenseitigen Ufer dahinschreitend das Schiff ziehen. Der vor
dem Mast stehende Mann hält vielleicht eine Bootsstange, mit der er
das Schiff vorwärts stakt; sie müsste oben i
■ gerundete
Krücke endigen, gegen die er die Brust lehnt. Die mit Stroh umwundenen
Weindolien befänden sich im Schiff, ebenso der Hausherr und der in seiner
Nähe stehende Sklave ; der erstere würde am vorderen Rand des Schiffes
der andere am hinteren zu denken sein. - Der Hausherr hat volles'
lockiges Haar und einen Schnurr- und Backenbart von mittlerer Breite, er
hat ganz den Typus der Zeit von Antoninus Pius (um 150 n. Chr.).
Das Relief war an der linken Schmalseite eines Grabmonumentes
angebracht und zwar, wie die starke Schrägstellung der Dolienhälse zeigt,
Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 21
sehr hoch, wahrscheinlich an der Anika. Die Bearbeitung der Rückseite
macht es sehr wahrscheinUch , dass es an dasselbe Monument gehört
wie nr. i8,
20. Sitzender Mann mit derben benagelten Schuhen. Auf dem
Pilaster eine Tänzerin. Sandstein. Block von dem mit Pi laste rfiguren
eingerahmten linksseitigen Hauptfeld eines grossen Grabmonuments. Die
Rückseite des Blockes ist ähnlich behandelt wie bei Nr. i8 und 19. Deshalb
und wegen der eleganten Ornamente, namentlich des Riemengeflechtes,
gehört auch dieser Block in die Mitte des 2. Jahrh.
Gegenüber am selben Fensler:
21a und 21b. Grabmonument mit Darstellung eines Lehrer« und
seiner Schiller, von 2,56 m Breite und 1,92 m Tiefe. Sandstein.
Auf der Vorderseite (der Fengtencand tugekehrt) Reste der Nische,
in welcher die Porträtfiguren dargestellt waren, daneben auf dem Pilaster
eine Weinranke.
Die Rückseite war mit Kreisen und in diese gestellte Rosetten
gleichmässig dekoriert (vgl. S. 22) ; ursprünglich befanden sich drei neben-
einander {dies ermöglicht die genaue Berechnung der Breite des Monuments).
Eingerahmt war die Rückseite mit Pilastern, welche mit einer reich mit
Akanthusranken umrahmten Kandelaberarchitektur geziert waren.
Von den Bildern der rechten Schmalseite ist eines erhalten,
welches die Söhne des Grossgrundbesitzers beim Unterrichte zeigt. Der
Hauslehrer, vermutlich ein Grieche von der höheren Bildungsstufe der
Grammatici , und die zwei älteren Söhne sitzen in Lehnstühlen , aus
Papyrusrollen einen alten Schriftsteller, vermutlich Homer traktierend.
Auch der Lehrer wird eine Papyrusrolle gehalten haben. Von rechts her
tritt grüssend ein dritter Sohn heran mit einem Band zusammengebundener
Wachstafeln, welcher mit einem Henkel versehen ist. Dieser jüngste Sohn
soll nachher Schreibstunde haben. Lehrer wie Schüler sind mit dem Sagum
bekleidet und tragen zierliche Schnürstiefel. Der Grossgrundbesitzer prahlt
durch Anbringung dieser Darstellung an seinem Denkmal öfTertlich mit
der hohen Bildung, welche er seinen Söhnen habe zu Teil werden lassen.
Diese Darstellung entstammt demselben Ideenkreis wie jenes leider ver-
loren gegangene Neumagner Rehef, welches einen Einblick in eine reich
mit Papyrus- Volumina versehene Bibliothek gewährt (abgeb. bei Broweras,
Antiq. Trev. I p. 105). — Auf den Pilastern sotgfältig hergestellte Ranken,
22 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen.
21b. Von der linken Schmalseite ist das Relief der nächstfolgen-
den tieferen Schicht erhalten. Es stellte ein Comptoir dar. Erhalten sind
nur zwei Männer, von denen der eine mit einem Schreibgriffel (stilus) auf
eine Seite des mehrere Wachstafeln enthaltenden Contobuchs notiert,
während der andere vermutlich mit den Fingern zählt (vgl, nr. wa). Auf
dem Pilaster daneben schöne Ornamente, unter anderen ein Riemengefiecht.
Ungewöhnlich
sorgfältige Glättung
des Reliefgrundes
und Durchführung
der Arbeit bis in
alle Einzelheiten. An
den Augen ist die
Pupille als Loch,
die Iris als Kreis an-
gegeben. Das Or-
nament der Röck-
seite und derPilaster
zeigt noch nicht die
barocke Akanthus-
behandlung wie z. B.
nr, 14. Etwa 150
n. Chr, angefertigt.
22. Eckblock
von einer Attika,
Sandstein, 67 cm
hoch. Auf der einen
Seite Bruchstück
von der Darstellung
Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen, 23
der Toilette des Hausherrn. Erhalten ein Diener mit einer Büchse und
Tüchern, vor ihm ein Marmortischchen, worauf Bronze spie gel, Tiegel,
Kanne und andere Gegenstände stehen. Bart- und Augen he Handlung von
der Mitte des 2. Jahrh.. womit übereinstimmt die sorgfältigste Glättung
des Reliefgrundes und die Ausführung aller Einzelheiten.
Auf der anderen, stark zerstörten Seite wahrscheinlich ein
Comptoir: zwei Männer, von denen einer ein Buch hält, davor ein Pfeiler
mit einer Büchse,
Mäie der Ostwand:
23. Kapitell. Sandstein, 58 cm hoch. Es bekrönte den pyramiden-
förmigen Abschluss eines Grabmonumentes. Hänfigcr, z. B. auch an der
Igeler Säule vorkommender Typus. In der Mitte der Seite ein mit Wein-
laub und Trauben geziertes weibliches Brustbild, wahrscheinlich der Herbst,
dem auf den drei anderen Seiten die anderen Jahreszeiten entsprochen
haben werden. An den Ecken je ein schlangenfüssiger Gigant. Viele
Reste der ehemaligen Bemalung, die sich erhalten haben, trotzdem dass
das Stück seit seiner Wiede rauf fln düng, nachweislich seit der i, Hälfte
des 19. Jahrh,, im Feller'schen Garten zu Neumagen unter freiem Himmel
an einer Mauer befestigt war,
24. Abschluss eines Grabmonumentes, Sandstein, 1,96 m
lang und 1,40 m breit. Am Fries Kämpfe von Tritonei und Seetieren; an
der Bekrönung, deren Form den Altären entnommen ist (vgl. nr. 44), im
Giebelchen ein Flussgott, auf den Polstern Medusenköpfe, dazwischen
Delphine, Auf der Rückseite kann man den Hohlraum von 84 cm Länge
und 57 cm Breite, in den die Graburnen eingeschoben wurden, und die
mit einem verschiebbaren Stein verschliessbare Öffnung sehen.
24 Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier.
Am dritten Fenster:
25. Bruchstück einer christlichen Grabinschrift, weisser Marmor,
14 cm hoch. Gef. um 1884 beim Bau der Bürgermeisterei. Der Name
IT T /- T> • * T^ Jovinianus ist nur beispielsweise ergänzt, vgl.
nie K e q u t e 8 c 1 1 Jo ,, ^ ^ , ,^._ '^
WimA^Wsquivixit ^^^"^' ^'^ altchristlichen Inschriften der
AxnvT/^c * * 1--.- Rheinlande nr. 257. Die Inschrift wird der
POS VIT (Name) letzten Zeit der Römerherrschaft angehören.
SOROT Christliche Inschriften sind im Regierungs-
bezirk Trier bisher nur in ummauerten Orten
gefunden worden, ausser in Trier, in Neumagen und Pachtem. Die 'pagani',
die Bewohner der Dörfer und Weiler, blieben dem Heidentum treu.
Saal 5 und 6.
Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier
mit Ausnahme der Marmorstücke*).
Trier ist von dem römischen Kaiser Augustus, vermutlich wenige
Dezennien vor Christi Geburt, gegründet worden und empfing von ihm
den Namen Augusta Treverorum. Eine grössere keltische Niederlassung
befand sich auf keinen Fall schon vorher an der betreffenden Stelle. Die
Rechte einer Colonia erhielt es wahrscheinlich von Claudius (41 — 54 n. Chr.),
ohne dass coloni hier angesiedelt wurden. Als sich im J. 258 Gallien von
Rom lostrennte, wurde Trier von dem Usurpator Postumus zu einer der
gallischen Residenzstädte erhoben. Diesem Vorgehen folgte Diocletian,
welcher Trier, nachdem Gallien im J. 273 wieder mit dem römischen Reich
verbunden war, als nordwestliche Residenz beliess, wo vom J. 286 ab
Maximian mehrfach Hofhielt und in den Jahren 293—345 und dann wieder
von 367 — 388 fast immer ein Kaiser oder ein Kronprinz residierte. In
dieser Zeit entstanden hier die Basilika, der Kaiserpalast, die Thermen und
das Gebäude, welches den Kern des heutigen Domes bildet, sowie die
meisten der hier zahlreich zu Tage tretenden Mosaiken. Auch die Marmor-
säulen und Marmorsculpturen, durch die sich die Augusta vor den Städten
des Rheines und vieler Frankreichs auszeichnet, werden zumeist erst
damals hieher gekommen sein. Um 470 geht Trier den Römern verloren
und kommt in den Besitz der Franken.
*J Diese sind im Saal 14 und 15 aufgestellt.
Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier.
25
Saal 5.
In der Mitte des Saales:
26. (St. I'*') Fries einer dem L. Caesar gewidmeten Gebäulichiielt.
Erhalten sind nur noch zwei Steine derselben:
Die Inschrift ist mit ziemlicher Sicherheit zu ergänzen:
[in memoriam] L. Caesaris Äu[g, f. Divi n. aug. cos. desig,"]
principis . [iuventutis]
Im Anfang wird in memoriam oder pro salute gestanden haben.
Das folgende ist aufzulösen: Ltici Caesaris Äugi^sti filij Divi nepotis,
auguris, consülis designati, principis iuventutis.
Unter Lucius Caesar kann nur der im Jahre 2 n. Chr. verstorbene
Adoptivsohn und Enkel des Kaisers Augustus, der Sohn des Agrippa
und der Julia, gemeint sein. Die Inschrift gehörte zu einem Tempel oder
zu einem Ehrenbogen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dieses Bau-
werk unmittelbar nach dem Tode des Lucius, als sein Bruder Caius noch
am Leben war, also vor dem J. 4 n. Chr. errichtet worden sein. Die
Inschrift ist die älteste der bisher in den Rheinlanden gefundenen. Sie
wurde 1888 im Bischofshof entdeckt. Geschenk des Herrn Bischofs
Dr. Korum.
27. (St. 255) Götterverein. Relief mit Darstellung einer nackten Venus,
einer sitzenden Göttin (wahrscheinlich Juno) und eines davongehenden,
jugendlichen Gottes, vermutlich Mercurs. Vielleicht war das Urteil des
Paris dargestellt. Sehr sorgfältige Arbeit auf peinlich geglättetem Relief-
grund. Angefertigt um 150 n. Chr.
28. (St. 256) Hercuies den dreiköpfigen Höllenhund Cerberus aus der
Unterwelt entführend. Angefertigt um 200 n. Chr.
28 ^ Aeneas, den Anciiises tragend. Bruchstück einer Gruppe.
Erhalten der Oberkörper des Aeneas (hoch 53 cm) und der Unterkörper
des Anchises. Jurakalk. Ähnlich den beiden Kölner Gruppen (abgeb.
Bonner Jahrb. 93 S. 66 und 95 S. 49), aber Anchises sitzt nicht wie bei
jenen auf dem Oberarm des Aeneas, sondern ganz auf der Achsel. Im
Übrigen ist Aeneas gleichfalls mit einem Lederpanzer, der auf den Ober-
*) St. bedeutet: Hettner, Die Römischen Steindenkmäler des Provinzialmuseums zu
Trier, mit Ausschluss der Neumagner Monumente, Trier 1893, in welchen die betreffenden
Monumente zumeist unter Beifügung von Abbildungen ausführlich behandelt sind.
26
Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier.
armen mit Pteryges geziert ist und die Körperformen vollkommen durch-
scheinen lässt (vgl. auch nr. 38), und mit einer auf der rechten Schulter
geknüpften Chlamys bekleidet. Während die Kölner Gruppen etwa */3
unter Lebensgrösse sind, ist diese etwa V« über Lebensgrösse. Gef. Mai
1902 auf dem Banne Medard am Sandbach, 100 m nördlich vom Gehöfte
zum Hund, bei einem Hausbau auf der Westseite der heutigen Chauss6e,
welche sich mit der Römerstrasse Trier-Metz deckt. Der Fundort be-
weist also wie bei jenen Kölner Exemplaren, dass die Gruppe zu einem
Grabmonument gehört haben muss ; auch kamen noch Bruchstücke einer
jedoch nicht zu demselben Monument gehörigen Grabinschrift ebenda
zum Vorschein. Die Gruppe wird wie oben nr. 9 als Bekrönung eines
Monumentes zu denken sein (vgl. auch Brüning, Bonn. Jahrb. 95 S. 54),
wegen ihrer Grösse und unteren Breite wird ein niedriger, breiter Bau
ohne pyramidalen Abschluss vorauszusetzen sein. Dargestellt war Aeneas
auf der Flucht aus dem zerstörtem Troja, auf seiner Achsel der greise
Anchises, der in einem Kästchen die troischen Penaten mit sich führt;
neben Aeneas schritt der Weine Ascanius. Da diese Flucht, nach einer
namentlich seit Augustus geläufigen Sage, der Anlass zur Gründung Roms
durch Aeneas wird, so ist ihre Darstellung auf einem Grabmonument
ebenso wenig befremdlich wie die an dieser Denkmälergattung häufigen
Bildwerke der Wölfin mit Romulus und Remus oder des zur Rhea Silvia
eilenden Mars.
29. (St. 2) Postament mit
Ehreninschrift an den Kron-
prinzen Constantius Chlorus, gesetzt
um 300 n. Chr. Gef. 1876 im Gar-
tenfeld.
»Dem gnädigsten Herrn Flavius
Valerius Constantius, dem ahnen-
reichsten Kronprinzen (errichtet dies
Denkmal) Valerius Concordius, aus
der Rangklasse der perfectissimi, der
Oberbefehlshaber, ergeben der Gott-
heit und der Majestät derselben
(d. i. des Constantius und seiner Mit-
kaiser)«. Constantius, der Gemahl
der Helena und Vater Constantins
des Grossen war im J. 293 — 305
Kronprinz, dem die Regierung Gal-
liens, Spaniens u. Britanniens oblag.
INDVLGENISSIMO
DNFLAVI OVAL
CONSTANTIO
NOBILISSIMO'C
CAES'YA LERIVS
^^ONCORDIVS*^
VP^DVXDEVO i
TVS-NVMINI
MAIIESTATI
Dahinter an der Ostivand:
30. (St. 4) Denkmal zu Ehren der Vorsteher des Kollegiums
der Haruspices in Trier; gef. 1809 am Fusse von Heiligkreuz; an der Vor-
derseite folgende Inschrift : »Um zu bewahren und fortzupflanzen das An-
denken an ihre Meister und Väter Justianus, Julianus, Aprilis, Pompejanus,
. . . . , , Theodorus, Martialis, Arcadius und Nycterus errichteten
[dies Denkmal] Concordius und Hemerius, die öffentlichen Haruspices der
Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier, 27
c(ivitas) Tr(everoruni). Den Haruspices lag die Opferschau sowie die
Deutung der Blitz- und Wunderzeichen ob. Dass diese Haruspices, die
doch schwerlich Sklaven sind, alle nur einen Namen führen und dass
darunter Namen wie Concordius und viele griechische vorkommen, weist
auf sehr späte Zeit, wahrscheinlich das 4. Jahrh. Damit stimmt auch
die rohe Profilierung des Steines.
Südioand, neben der TMr:
31. Weihedenkmal an Esus, Jurukalk, hoch noch 2,20 m. Geschenk
des Hrn. Fabrikbesitzers Lcvinstcin. Gef. 1895 an der Luxemburger Strasse,
unweit der Mosel. Gewidmet von einem Metzer namens Indus. Auf der
Vorderseite Mercur, durch Flügelschuhe, Heroldstab und Geldbeutel gekenn-
zeichnet, und Rosmerta, die dem Mercur auf gallischen Monumenten sehr
oft beigesellte Göttin. Beide Gottheiten tragen um den Hals die gallische
Torques. Zwischen beiden ein aufgeklappter grosser Geldkasten, über
dem Mercur seinen Beutel hält. — Auf der linken Seite sind nur noch
geringe Reste einer weiblichen langgewandeten Figur zu erkennen, die
Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier.
sichtlich auf Rosmerta bezug hatte. — Auf der rechten Schmalseite
ein Mann, der in den Stamm eines Baumes einhaut, auf dem drei Wasser-
vögel sitzen und ein Stlerkopf liegt. Ein In Paris gefundener, unter
Tiberius gesetzter Stein wiederholt diese Darstellung auf zwei Reliefs
verteilt, glücklicher Weise unter Beifügung von ßeischriften. Über dem
in den Baum hauenden Mann steht 'Esua', über dem Stier, der dort in
Vollgestalt gebildet ist, und den drei Kranichen die halb keltische, halb
lateinische Inschrift taTvos trigaranus. Esus ist uns als einer der gallischen
Hauptgötter bekannt, der dem römischen Mercur, soweit dieser von Kauf-
leuten verehrt wurde, entsprach. Da der Handel im Altertum vor allem
durch Wassertransport vermittelt wurde, ist es begreiflich, dass auch die
Schiffer den Esus verehrten ; wie der Pariser Stein wahrscheinlich eine
Dedication der nautae Parisiaci ist, so wurde der unsrige von einem nicht-
einheimischen Schiff'er oder Kaufmann am Ufer der Mosel gesetzt. Unklar
ist, welcher Mythus der Darstellung des Baumanschneidens oder Baumfällens
zu Grunde liegt, und welche Beziehungen zwischen dem 'Stier mit den
drei Kranichen' und dem Gotte bestanden. — Der Stein ist sehr wichtig
für den Übergang keltischer Göttervorstellungen in römische Vorstellung
und Darstellung: auf der Schmalseite die keltische Vorstellung vom Kauf-
manns-Mercur ; auf der Vorderseite die griechisch-römische Darstellung
des Gottes, aber mit der gallischen Torques, mit Beifügung der gallischen
Göttin und auch der grossen unrömischen Geldkiste. Eine solche ver-
mittelnde Darstellung ist natürlich nur in der ersten Kaiserzeit, etwa bis
zum Jahre 70 n, Chr. möglich, von wo ab bis zum Ende des 2. Jahrh.
die italische Kultur die gallische überwuchert. Die Arbeit ist gut. Vgl.
Lehner, Westdeutsches Korrespondenzblatt XV S. 33.
Darüber an der Wand:
32. (St. 313) Vorderselle elHcs sculplerten Sarodeckels. In einer
Nische die Brustbilder von Mann, Frau und Sohn. Der Mann hat einen
schmalen Backenbart, die Frau die Haarfrisur, wie sie etwa vom Jahre
238 ab Mode war. — Links werden dem Besitzer der Grabstätte, welcher
ein Grossgrundbesitzer war, Abgaben in natura gebracht, wie dies auch
eine ähnliehe Scene der Igeier Säule [zeigt. Rechts eine (Wein ?)-Ernte.
Wegen des Gesichtstypus des Mannes vermutlich um 300 n. Chr. zu setzen,
also eine bessere Arbeit aus diocletianisch-constantinischer Zeit.
Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier. 29
Gleichfalls an der Südwand, aber rechts voh der Thüre;
33. Gipsabguss eines firabreUefs. Original im Dom. Jurakalk,
hoch 66 cm. Gcf. 1S51 in den Fundamenten des Domes, als Stütze der
fränkischen Ambonen. vgl. Wilmowsky, Die römische Villa za Nennig 186S
S. 47 und 56 und Der Dom S. 44 Taf. II, 5. Mann in Toga und Tunika,
Frau mit zu Löckchen geordnetem Haar, hohem Kopfputz und Schleier.
Zwischen beiden ein Diener im Sagum, aus einer Papyrusrolle vorlesend.
Linkes oberes Bruchstück einer Scene aus dem täglichen Leben, ver-
mutlich einer Testaments Verlesung. Die scharf und tief eingeschnittenen
Augensterne, die Haartracht und das Fehlen von Barten verweisen das
Relief um 100 n. Chr. Wilmowsky fasste das Relief als Teil eines Ehren-
bogens und deutete die Figuren auf Trajan und Plotina, womit er wenigstens
den chronologischen Ansatz traf. — Teilweise sehr stark verwittert,
namentlich der Körper der Frau.
An der Westicand:
34. (St. 80) Mit Inschrift versehenes Statuenpostament,
geweiht dem H«llgott Asolepius {= Aesculap) von Titus Julius Saturninus,
des Titus Sohn, aus der Tribus Fabia, dem procurator der Augusti.
Saturninus verwaltete seinen Posten um 165 n. Chr. (anders Riese, Westd.
Zeitschr. XVII S. 19); procurator bezeichnet hier den obersten Finanz-
beamten der Gallia Belgica und der germanischen Provinzen, welcher in
Trier seinen Sitz hatte.
35. Weiheinschrift eines Tempels und Götterbildes
an den belgogallischen Gott Mars Intarabus, Jurakalk, gr. Breite
87 cm. Gef. 1896 in Löwenbrücken. In h(onorem) dfomus) d(imnaej.
30 Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier.
Jitii Marti Jnlarabo Vitaliua Vietorinus et NuveUinius Maiim fanum e{i]
simulatruM a fundam[eitl]>s ex voto r[e»\tituerunt. Verzierungen, die die
Inschrift seitlich einfassten. sind abgehauen. Die Schrift ist sehr roh.
3- Jahrh. Vgl. Lehner, Wesld. Korrbl. XV, nr. 39.
36. Bruchstück eines mSohtlgen Monumentes, Jurakalk, grösste
Breite 1 m. Erhalten sind die Reste von vier Personen, von denen drei
männlich und bartlos sind; mit Tunika und Toga bekleidet stehen sie
im Profil nach rechts. Von der 4. Person ist zu wenig erhalten, um das
Geschlecht zu bestimmen. Reliefhöhe wechselnd. Augenwinkel und Mund
sehr tief und wirkungsvoll behandelt, am linken Auge der am weitesten
links stehenden Figur ist die Iris als Kreis angegeben. Die Figuren haben
etwa zwei Drittel Lebensgrösse. Es ist fraglich, ob der Stein von einem
Grabmonument herrührt und eine Scene aus dem täglichen Leben dar-
stellt, oder von einem öffentlichen Denkmal stammt. Sehr gute Arbeit,
wegen der Bartlosigkeit nicht später als 100 n. Chr, anzusetzen. Gef.
bei der Kanalisation in Trier im Jahre 1901 auf der Friedrich-Wilhelm-
Ih der ersten restlichen Fensternische:
37. Bruchstück von einem Mosaik aus den Hause des Prae-
torianertribnnen Marcus Plaontus VIctortnus, welches im J. 1859 im Garten
des jetzigen Landarmenhauses gefunden wurde. Nur dieses kleine Bruch-
32 Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier.
der römischen Mosaiken einen festen Anhahspunkt giebt, vor allem aber
als einziges sicheres Zeugnis dafür, dass Trier zur Zeit des gallischen
Kaiserreichs eine der Residenzen war, denn der Praetorianertribun kann
nur in dem Ort, wo der Kaiser residiert, seinen festen Wohnort haben.
Vgl. Wilmowsky-Hettner, Römische Mosaiken aus Trier und dessen Um-
gegend S. 5.
An der West wand, am Fensterpfeiler:
38. (St, 458) Darstellung von
KImpfen zwischen Rfimern und Barbaren
in zw.ei sehr lebhaften, malerischen
Gruppen. Auf der Vorderseite Ver-
handlung zwischen einem römischen
Feldherrn und einem barbarischen
Häuptling; vielleicht leistet der letztere
mit erhobenem Zeige- und Mittelfinger
einen Treueid, vgl. Schroeder, Heidel-
berger Jahrb. VIII S. 255. Conturen
teilweise stark eingerissen, flotte Arbeit,
vermutlich aus dem Anfang des 2.
Jahrh.
39. Dreiseitig aculplerter Block von einem Grabmonument aus
Jurakalk, hoch 60 cm, a und c breit 111,5 *^'"i b breit 89,5 cm. a) Apollo
mit dem Bogen in der Linken verfolgt den mit Löwenhaut und Keule
versehenen Hercules, der ihm den delphischen Dreifuss geraubt hat.
b) Apollo verfolgt die Nymphe Daphne, c) Amor sich über einen Korb
voll Früchte beugend. Die Figuren sind teilweise verzeichnet, die Arbeit
ist aber sauber und elegant ausgeführt unter starker Verwendung des
Steinhobels; sie stammt vermutlich aus der Mitte des 2. Jahrh. Gef. 1896
an der Agnetenkaserne. Vgl. Lehner, Westd. Korrbl. XV nr. 87a und
Westd. Zeitschr. XVI S. 362.
Gegenüber in der Mitte des Saale$:
40. (St. S3) Altar, der Hecate geweiht von CaiusCandidius
Piscator, durch ein Trauragesicht gemahnt. Die Mondgöttin Hecate
wurde zur Abwehr der bösen Geister und der Zauberei besonders an den
Dreiwegen, an denen die irreführenden bösen Geister ihre Gewalt hatten,
verehrt, namentlich in Athen und dem Osten, während dafür in den
germanisch-gallischen Gebieten öfter die sämtlichen Dreiwegsgötter
gemeinsam unter dem Gattungsnamen Biviae, Triviae und Quadruviae
angerufen wurden. Der Altar stand unter freiem Himmel und war mit
seinem untersten, rohen Teile in die Erde eingelassen. Auf seiner Ober-
seite befinden sich neben einem Opferschälchen zwei eiserne Stifte, an
denen kleine Hecatestatuen befestigt waren. Von der einen Statuette ist
ein grösseres Stück erhalten (Saal 15, Schrank i), die Göttin ist dreige staltig,
Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier.
33
um anzugeben, dcMBS sie über die Dreiwege zu wachen hat. Der Stein
wird ins 2. Jahrh, fallen, später kommen die Apices, mit denen die langen
Silben bezeichnet wurden, in hiesiger Gegend kaum mehr vor.
41. Statuette der Fortuna, durch Kugel, Steuerruder und Füllhorn
gekennzeichnet. Das Gewand bedeckt den
Rücken, die rechte Seite und Teile des Unter-
körpers und lässt in ganz ungewöhnlicher
Weise den Oberkörper und die Beine frei.
Sehr auffallend ist auch der gewaltige Haar-
schopf im Nacken. Dass die Göttin behag-
lich das eine Bein über das andere schlägt
und das eine auf eine Fussbank stellt, zeigt
auch ein Terrakottentypus bei Hettner, Drei
Tempelbezirke S. 62 nr. 64*. Die Hände sind
in Brusthöhe übereinandergelegt und hielten
vielleicht eine Schale. Ein grosses Füllhorn
war an der linken Seite der Göttin unten
angelehnt. Jetzige Höhe 42 cm. Sehr flüchtige,
aber nicht ungewandte Arbeit. Kalkstein. Gef.
bei der Kanalisation in Trier 1901, am An-
toniusbrunnen in einem römischen Haus.
42. (St. 71) Kreuzwegstein, geziert mit je zwei
Köpfen des Mercur (Mercurius Viator) und des Hercules.
Gef. in Löwenbrücken neben der Römerstrasse Trier-
Metz. Sehr ähnlich ist die Kreuzwegsäule von Nieder-
kerschen in Luxemburg. Über diese und andere vgl.
Kenne, Westd. Zeitschr. XX S. 305. Auch die Griechen
verwendeten zu gleichem Zwecke drei- oder vierköpfige
Hermenbilder.
43 — 45. (St. 42 — 44) Drei Weihungen an
Juppiter und den Vicus der Vociannier, gef. 1808 bei
Pallien, offenbar aus einem Heiligtum Juppiters her-
rührend, welches zu dem vicus Voclannionum gehörte ; letzterer war, wie
der Name wahrscheinHch macht, schon in keltischer Zeit vorhanden.
43. Postament einer Juppiterstatue, wahrscheinlich eines auf einer
Säule angebrachten reitenden Juppiters (vgl. S. 51). Am Aufsatz die Weih-
inschrift und ein Adler, von Schlangen angefallen. Am Postament Juno.
44. Altar, geweiht von Urissulius Camparius. Das erste und zweite
S in Urissulius sind durchstrichen ; dies bezeichnet denselben Laut wie das
häufig vorkommende durchstrichene D, nämlich die keltische Dental-
aspirate, welche dem griechischen ^ oder dem englischen th entspricht.
45. Weihung einer wiederhergestellten Tempelküche.
Die letzte Inschrift fällt wegen der Formel in hfonorem) d(omus)
dfivinaej nicht vor Commodus, und das Gleiche wird auch für die anderen
Denkmäler anzunehmen sein.
In der Nordwestecke:
46. (St. 206) Perseue und Andromeda. Teil eines mittelgrossen
34 Römische Stein denk mal er aus der Stadt Trier.
Grabmonumentes, im Innern ein Hohlraum zum Aufbewahren der
Aschenge fasse. Aussen in Relief angebracht i) Perseus, die Andromeda
von dem Ungeheuer befreiend; 2} eine Amazone. Sehr verwittert, scheint
aber eine gute Arbeit aus dem 2. Jahrh. gewesen zu sein.
Nordwand:
47. Deckel eines firabmonuMentes. Sandstein. Gef. 1S93 in
St. Mathias. Die Inschrift besagt D(isJ MfanibasJ Camuligsius Äprüis et
Orispinia Jutta parentes AprÜto Justino ßio deffunctoj et »(ibi) v(im) f(eeertint).
Zu dis manibus vgl. nr. 8, zur Namengebung n.r. 7. Diese halbkreis-
förmigen mit Grabinschriften versehenen Steine kommen in unserer Gegend
sehr häufig vor. Nach Massgabe zweier in Igel gefundener Steine (nr. 123
und 124). die neben Aschenkisten lagen, wird man die meisten als Aschen-
kistendeckel betrachten dürfen. Kiste und halbkreisförmiger Deckel
zusammen erinnern entfernt an ein Haus, indes wird es schwerlich jemals
derartige halbkreisförmige Dächer gegeben haben. In der Gegend von
Zabern und auch' sonst in Gallien kommen ähnliche Aschenkisten vor,
deren Deckel eine viel spitzere, gestrecktere, fast gotisch gewölbte Form
haben. Vermutlich hat sich hieraus die unsrige entwickelt mit RiJcksicht
auf die Inschrift, die in dem spitzen Giebel schwer anzubringen war. auch
war es zweckmässig, den Deckel dieser frei stehenden Gräber möglichst
schwer zu machen. — Die grosse Mehrzahl dieser Deckel wird der
I. Hälfte des 3. Jahrh. angehören, weil bei ihnen D. M. niemals aus-
geschrieben ist und die Pracnomina meistens fehlen; einige wenige zeigen
jedoch, dass die Form auch schon früher aufkam. Unser Deckel ist
unversehrt, er ist mit dem Zweispitz auf der Oberseite und Rückseite
sorgfältig bearbeitet und hat eine Tiefe von 1,07 m bei einer Breite von
78 cm und Höhe von 70 cm. Vgl. Westd. Zeitschr. XVHI S. 413.
48. (St. 60) Zweiseitig beschriebene Tafel. Auf der einen
Seite eine Weihinschrift an Lenus Mars, einen gallischen Heilgott unserer
Gegend. Die Inschrift ist jedoch, da der Stein fehlerhaft war, nicht vol-
lendet worden. Auf der Rückseite ist der Anfang vom Vn. Buche aus
des römischen Dichters Lucan Pharsalia aufgeschrieben, wahrscheinlich
als Übung für einen jungen Steinmetzen.
49. Spleltafel. Gipsabguss einer im Sommer iSSg in Mathias
gefundenen und dort in der Kirche aufbewahrten Marmortafel von
70 cm Breite. Auf den römi-
I sehen Spieltafeln dieser Art
I befinden sich auf der Ober-
' Seite, in drei Zeilen überein-
ander gestellt, in der Mitte je
ein Kreis oder Halbkreis, und
rechts und links von diesen
entweder je sechs verticale
Striche oder Worte von 6
Buchstaben. So hier. Weil
es sechs Buchstaben, nicht
mehr und nicht weniger, sein
Römische Steindenk mal er aus der Stadt Trier. 35
, steht imperi statt imperii und vittcti (gefesselt) statt vidi (besiegt).
Derartige Spieltafeln kommen sehr häufig in Rom, vereinzelt in den Pro-
vinzen vor. Von dem betreffenden Spiele weiss man nur, dass es um Geld
gespielt wurde, dabei Würfel in Gebrauch waren und dass es kein reines
Glückspiel war. Die Rückseite dieser Täfelchen ist von den Christen sehr
häufig, wie auch bei unserer Spieltafel, zu Grabinschriften benutzt worden.
Vgl. Kraus. Die altchristlichen Inschriften der Rheinlande I nr. iiS und
Trierer Steindenkmäler 647.
50. Gipsabguss eines Ehrendenkmals, welches die
Volksgemeinde der Treverer der in Malm stationierten 22, Legion aus
Dankbarkeit setzte, weil diese das Trierer Gebiet von einer Blokade, die
es in dem Kampfe des Ctodius Albinus gegen Septimius Severus im
J. 197 auszustehen hatte, befreite. Vgl. Körber, Dritter Nachtrag zum
Mainzer Inschriften-Katalog nr. 120.
51. Gipsabgüsse von zwei Masken vom Abakus eines der vier
Kapitelle, welche die Mittelsäulen im fränkischen Umbau des Domes krönten.
Nach Wilmowsky. Dom S. 39 und 46 bestanden die Kapitelle aus Kalkstein
und war der Abakus gelb, der darunterliegende korinthische Kelch rot
bemalt. Sicher ist das Kapitell von Bischof Nicetius, dem Wiederher-
steller des Domes (527 — 566), einem römischen Bau wahrscheinlich vom
I. oder 2. Jahrh. entnommen.
52. (St. 211) Amor, die Seele des Verstorbenen speisend. Die Seele
des Verstorbenen ist häufig, wie die unterirdischen Götter und Heroen, in
I Schlangcngestalt dargestellt.
An Stelle der Angehörigen
' besorgt hier Amor das Toten-
■ Opfer, wie wir ihn auf römi-
' sehen Grabreliefs die Denk-
mäler schmückend oder mit
den Angehörigen trauernd
finden. Auch die tragische
Maske weist auf den Toten-
kultus hin. Dasselbe Muschel-
Ornament findet sich z.B.Sens,
Musöe Gallo Romain de Sens, Taf. 36, Fig. 3, es weist, wie die Augen-
behandlung und die Darstellung, auf frühe Zeit, etwa um 100 n. Chr.
An der Osttvand:
53. (St. SS) Altärchen, gewidmet dem Genius der Arenarier,
Gef. 1818 im Amphitheater. Die Inschrift besagt: 'Zu Ehren des kaiser-
lichen Hauses. Dem Genius der Arenarier (d. i. des Collegiums der im
Amphitheater auftretenden Gladiatoren und Tierkämpfer), die sich in der
colonia Augusta Treverorum aufhalten, widmet (dieses Altärchen) Axsillius
Avitus, genannt auch Sacruna'.
53a. Welheinachrlft. Jurakalk, 43 cm breit. 29 cm hoch, 18 cm dick.
war ursprijnglich in die Wand eingelassen. Rings um die Inschrift läuft
ein Rankenornament ; die Buchstaben sind mit roter Farbe ausgezogen.
Die Inschrift lautet : J(ovi) ofptimoj mfaxinioj et numfinij ÄugfusliJ et
36 Römische Grabdenkmäler aus Trier.
Gemio triciniae M. Mamnims Marinus et Cosgia Xerta et sui dfanoj dfederuntj.
Dem nur hier erschemenden Genios der '^Nachbarschaft' wird ein genau ab-
gegrenztes Gebiet zum Schutze unterstellt gewesen sein ; er wird mit dem
Genius ¥ici identisch sein. Gef. am ii. Juni 1902 bei der Kanalisation
auf der Dietrichstrasse vor Haus nr. 50 in einer Tiefe von 3 m im Schutt.
Die Reste eines Tempelchens wurden nicht konstatirt.
Saal 6.
Römische Grabdenkmäler aus Trier.
Das römische Trier hatte drei grössere heidnische Gräber-
felder, die nach antiker Sitte sofort jenseits der Stadtgrenze sich längs
der Strassen ausdehnten. Eines lag, an der Porta nigra beginnend, im
Norden neben der Römerstrasse Trier-Mainz unter den Vororten Maar
und Paulin, ein zweites an der Römerstrasse Trier-Metz jenseits der Ziegel-
strasse, welche die Stadtgrenze bezeichnet, unter dem Vorort Mathias,
ein drittes auf dem linken Ufer der Mosel, es wurde neuerdings bei den
beiden Kasemenbauten daselbst angeschnitten. — In der früheren Kaiser-
zeit werden die Toten verbrannt und ihre Reste in thönernen oder gläsernen
Urnen, oder auch in steinernen Aschenkisten beigesetzt, während später
die Bestattung des ganzen Leichnams überwiegt. Der Wechsel beginnt
im Anfang des 3. Jahrh., um die Mitte des 3. Jahrh. wird die Bestattung
allgemein durchgedrungen sein. Von den grossartigen Grabmonumenten,
die sich längs der Strassen hingezogen haben werden, sind nur sehr
geringe Reste auf uns gekommen, sie sind im frühen Mittelalter, wenn
nicht schon in römischer Zeit, als Baumaterial verwendet worden ; wir
werden sie uns in der Art der Neumagner Monumente vorzustellen haben.
Seit dem Überhandnehmen der Bestattung entsteht die neue Form
der Grabkammern, in denen die Sarcophage aufgestellt waren. Sie hatten
einen überirdischen kapellenartigen Oberbau. Ihre besten Vertreter sind
die Grabkammern von St. Mathias.
An die heidnischen Gräberfelder schlössen sich die der Christen
an; sie liegen im Norden östlich von den heidnischen Gräbern, an den
Stellen, wo später die Kirchen von St. Paulin und Maximin errichtet
wurden; ebenso im Süden östlich von dem heidnischen Gräberfeld da,
wo sich später die Kirche zu Ehren des Eucharius, die heutige Mathias-
kirche, erhob. Erst seit der constantinischen Zeit lässt die Abfassung der
Inschriften erkennen, ob es sich um Christen handelt. Von Constantin
ab hat sich das Christentum in der Stadt Trier sehr rasch verbreitet, wie
die im Verhältnis zu den rheinischen und auch zu den meisten französischen
Städten ungewöhnlich grosse Zahl der christlichen Inschriften zeigt. Für
deren Abfassung sind in Trier charakteristisch: die Eingangsformeln hie
iacetf Äic iacet in pace, hie pausat, die Wahl von patres für parentes
der Ausdruck tittdum posuit sowie die Nennung derjenigen, welche das
Römische Grabdenkmäler aus Trier. 37
DenkSral errichten. Die Personen führen fast ausnahmslos nur einen Namen,
die tria nomina treten nirgends, bisweilen noch Gentile und Cognomen
entgegen. Häufig erscheinen die christlichen Monogramme, sowohl die
ältere Form )^, wie die jüngere -p-, von denen in Rom die erstere seit
dem Anfang des 4, jahrh., die andere von 355 ab, ohne dass die erstere
verdrängt wurde, nachweisbar ist ; in den gaihschen Provinzen scheinen
diese Monogramme um einige Jahrzehnte später aufgetreten zu sein.
54. Hosalk mit der Darstellung von vier siegreichen WsH-
fahrern. Gef. 1895 hinter dem Provinzialmuseum, lag in demselben rö-
mischen Gebäude wie das Monnusmosaik (vgl. 147). Reiche Farbenscala,
38 Römische Grabdenkmäler aus Trier,
ohne den schwarzen Rand 3,10 m lang und breit. Die Wagenlenker sind
mit einem enganliegenden Gewand bekleidet, welches bei zweien grau,
bei einem rot, dem vierten zerstört ist, sie halten
jeder eine Peitsche, eine Palme und einen Sicgcs-
kranz. Die beigeschriebenen Namen hcissen
Euprepes, Saperstes, Fortunatus und Phil •).
Im Mittelquadral ist ein Brustbild einer Victoria
dargestellt die spitzen Enden der aus den Schul-
tern wachsenden Flügel rahmen den Kopf auf
beiden Seiten ein Vgl, Lchner, Westd. Korrbl.
XIV nr 68 und nr. 102.
An der tt eatwand:
55 (bt 147) 6rabolppu8 des C. Julius Amandus,
gesetzt von Sertvius) Sulpic[ius] Nympho[dorus].
Die Cippenform sowie der obere Abschluss mit
Giebelchens und Akroterlen erinnert durchaus
an die rheinischen Militärgrabsteine des i. Jahrh.
Damit stimmt auch, dass Nymphodorus sein
Bürgerrecht vom Kaiser Servius Sulpicius Galba
empfangen hat und dass i longa und Apex (vgl.
nr. 41) hier zur Verwendung gekommen sind.
Gef. 1876 an der Porta nigra.
56 (St 19z) Unterer Teil der Aschenki><te einet Leifiten-
fabrlkanten mit Darstellung c nes Leistens
\ emes Schusterhammers und einer Feile Die
riterst angebrachte Ascia die sichnament
an gallischen Grabm jnumenten sehr
I hauhg findet bedeutet dass das betreffende
Grab kein schon benutztes sondern ein neu
hergestelltes war In der Höhlung wurden
die verbrannten Knochen des Verstorbenen
aufbewahrt Der dazugehörige Deckel ist
nicht mitgefunien worden Gel 1888 auf
der Petrusstrassc
An der Nordwand
57 Bruchstuck eines Sarcophagdeckels in Form von nr 31 Gef
igoi an der Pauhnuskirche bandstein Jetzige gr Breite 87 cm Auf dem
Mittelblock ein Brustbild in rundem Schild neben welchem die Buch
Stäben DCm) MfambusJ stehen. Darunter in einer Einrahmung 1\ LIAE
FAVSTINVt , zu ergänzen etwa Juliae Faustinuliu vivua [(eeit),
58. (St. 298) Grabinschrift eines bürguadlschen Fürsten Harlulfy«
aus dem hochgestellten Corps der kaiserlichen Leibwächter : Hariulfus,
protector domestieus, ßlius Hanhavaldi, regalia gentis Burgundionum, qui
1. XV nr. 55 cigänil Pbllldarus, Lehn« im Fahrer van
1897 s. .
■) Heraeui, Wesid. Ko
.9 PbiUponaai der je
tnderc Ecginiung.
Römische Grabdenkmäler aus Trier.
39
4ARIVLFVSPROTECTOR i;^T|
/ü O M ESiTG V S E I Ul VS H AN
HAVAUDIREGAU1S6ENTI
l|| SBVRGVNDIONyJVIQV/
SISNOVEET
,REV1?L0äVVN
SXXETMEN
NOVF
■•^ -4. '
-./
:v». s \
« -v
,^
SiPStVS FEG IT ..•#^'
I *
Nr, 58.
vicxit annos XX et
mensis nove et dies
nove. Reutilo avuncu-
lu8 ipsius fecit. Gef.
1877 südöstlich von
der Mathiaskirche.
59. (St. 312) Sap-
oophag mit Deckel.
Gef. 1880 in Paulin.
Im Innern liegt ein
weibliches Skelett
mit einer Haarnadel
am Kopf sowie zwei
Balsamarien und zwei Bronzemünzen von Lucius Verus vom J. 162 und
von Caracalla vom J. 211; die letztere ist stark abgerieben, so dass sie
längere Zeit im Kurs gewesen sein muss. Die Reverse beider Münzen
haben die Umschrift Concordia und stellen Figuren dar, die sich die
Hände reichen; vermutlich sind sie dieses Sinnbildes wegen als Grab-
beigaben ausgesucht. — Der Sarg wird im 2. Viertel des 3. Jahrh. beige-
setzt w^orden sein.
60. Pyramidenförmige Belcrönung eines Grabdenkmals in der Art der
der Igeler Säule, Sandstein, von 77 cm unterer Breite und Tiefe und 1,24 m
Höhe, gefunden 1901 neben der Römerstrasse Trier-Mainz auf der Maar-
strasse. — Ausserdem stehen noch mehrere ähnliche Stücke in diesem Saal.
Vor dem Ostfenster:
61. Nachbildung des Holzsarges des tieiiigen Paulinue, eines
«Fundes, welchem in den Rheinlanden kein anderer aus dem Gebiet der
christlichen Antiquitäten an Wert und Wichtigkeit gleichkommt.» Das
Original liegt jetzt wieder in dem mächtigen, nachträglich mit Barock-
verzierungen versehenen Steinsarg des Paulinus in der Krypta der Paulinus-
kirche. Sein Vorhandensein kannte man seit dem J. 1402, als Propst
Friedrich Schavard den Sarg öffnete. 1883 wurde er aufs Neue geöffnet und
dabei der Sarg mit seinen Emblemen einer sehr genauen Untersuchung und
Nachbildung unterzogen, wobei von den damals noch vorhandenen silbernen
und goldenen Emblemen galvanoplastische Copieen hergestellt wurden.
Der Holzsarg, teilweise vermodert, war doch noch von so guter
Erhaltung, dass jedes Maass exakt genommen werden konnte; er glich
einer langen, auffallend schmalen Kiste von 1,84 m Länge, 34 cm Höhe,
40 Römische Grabdenkmäler aus Trier.
44 cm äusserer und 39 cm lichter Breite, so dass der Körper, wie man
dies auch bei römischen Plattengräbem beobachten kann, nur'knapp Platz
fand. Der Deckel bewegte sich in einem Falz. Der Sarg ist aus der
ächten Ceder des Libanon hergestellt {vgl. Schaffhausen, Bonner Jahrb. 77
S. 241) und war durch Bronze besch läge zusammengehalten.
An der Kopfseite des Sarges ein Schloss, welches mit einem Silberblech
von 85 mm Länge (abgeb. b) überdeckt war, es zeigt in getriebener Arbeit
e Jagd, darüber Adam und Eva mit der Umschrift MaTtiniani
manu« vi[v]at*), worauf unter dem v von vivat aller Wahrscheinlichkeit
nach das Christusmonogramm folgte (also zu deuten: »möge des Martinianus
Mannschaft in Christo leben!«). Daneben Christus den Lazarus erweckend.
Dass das Silberblech ursprünglich za einem grösseren Ganzen gehörte und
erst später zum Schlossblech hergestellt worden ist, ergiebc sich aus der
UnVollständigkeit des Tierstreifens sowie aus der Zerstörung des Adam-
reliefs und der Inschrift bei der Herstellung der Schlosslöcher. — Un-
mittelbar unter dem Silberblech ist eine aus Goldblech ausgeschlagene
Rosette (abgeb. a) mit dem frühen Christusmonogramm und nebenstehendem
n — a> von 57 mm Dm. angebracht.
Eine ähnliche Rosette (abgeb. e) mit dem gleichen Christusmono-
gramm in gleicher Technik, aber aus Silber und von 14 cm Dm. ist in
der Mitte der einen Langseite befestigt. Auf einem um das Monogramm
laufenden Bande ist die Inschrift EUuthera peccalrix pomtit « jjc <" ein-
geschnitten.
Auf dem Deckel haftete bei der Eröffnung im J. 1883
nur eine aus Silber gegossene Platte, 12 cm lang, welche
über einer Unterlage von vergoldetem Leder in durchbrochener
Arbeit zuoberst das frühe Christusmonogramm, darunter Buch-
stabenreste, die zweifellos zu Ix^vg, dem frühchristlichen
Symbol, zu ergänzen sind, und zuunterst den Anfang eines
Namensmonogramme s zeigt; letzteres wurde anfänglich auf
PaM;7inMs7 gedeutet, während es wahrscheinlicher als der Name
des Stifters des Emblems aufzufassen und Tra zu lesen ist.
Der helle Teil des Silberbleches ist vermutungsweise ergänzt.
*) Die Ersäniung vl[nc]at, wie sie de RoBii, Kram und Lc BLint TOrschLagen, ist
Römische Grabdenkmäler aus Trier. ' 41
Weiter nach der Mitte zu, ungefähr über der Brust des Bestatteten,
sah man auf dem Deckel die Spuren einer ehedem hier angebrachten
runden Scheibe; hier befand sich zweifellos die von Schavard dem Sai^e
entnommene, bei Browerus, Antiq. Trever. II p. 260 abgebildete Scheibe,
welche genau nach Brower's modernisierter Zeichnung in Metall nach-
geahmt ist. Die auf dem Deckel befindlichen silbernen Langbänder ent-
nahm gleichfalls Schavard.
Im Innern des Sarges lagen ausser den Gebeinen viele Stücke
schwarzen Harzes, kleinere Teile von Goldfäden und erhebliche Reste
von zwei verschiedenartigen seidenen Gewändern.
Die Oberlieferung über den Trierer Bischof Pautinus besagt, dass
er wegen seiner Stellungsnahme gegen Arius nach Phrygien verbannt und
358 dort gestorben, und dass sein Leichnam jo Jahre später unter Bischof
Felix nach Trier transportiert worden sei. Mit diesen zeitlichen Ansätzen
stimmt der Stil der Embleme, mit dem Tode des Verstorbenen in Phrygien
das für den Sarg verwendete Cedernholz trefflich überein. Auch geht
aus den gestifteten Rosetten, namentlich der der Eleuthera peccatrix
hervor, dass in dem Sarg ein als Heiliger verehrter Mann begraben lag.
— Da die Embleme zumeist lateinische Aufschriften tragen, auch der
Stil nichts Orientalisches zeigt, werden sie erst in Trier angefügt sein. —
Es wird berichtet, dass bei dem Normanneneinfall vom J, 88z der Sarg
des Paulinus in der Krypta an Ketten aufgehängt gewesen sei ; dazu
passen die eisernen Bänder und Bronzeringe, die sich an dem Sarg be-
finden. Vermutlich ist diese Aufhängung erst in fränkischer Zeil erfolgt*).
Vgl. Kraus, Altchristi. Inschriften der Rheinlande I nr. 190; Le Blant,
Nouveau recueil des inscr. ehret, de la Gaule 39 und 40.
An der Südwand, links von der Thür:
62. (St. 373) Sarcophag mit der Darstellung der Arche Nosh'B.
Cef um 1780 in St, Mathias. Eigentum des Gräfl. Kesselstatt' sehen Majorats.
Zwei Säulen teilen die Vorderseite in drei Felder. In den beiden
äusseren sitzt je ein Knabe auf. einem umgestülpten Korb, eine an
42 ■• Römische Grabdenkmäler aus Trier.
der Säule befestigte Guirlande windend ; vor ihm ein Blumenkorb. —
Im Mittelteil die Arche als grosser Kasten dargestellt, in ihr acht Personen
und zehn ganz unproportionierte Tiere. Als Hauptpersonen Noah und
seine Frau, beide wie die zuvorderst stehenden Söhne die mit dem Öl-
zweig heimkehrende Taube begrüssend. Vor der Arche der Rabe, welchen
Noah zuerst ausgesandt hatte, ohne dass dieser ihm die rettende Bot-
schaft gebracht hätte. Die Arche w-urde als das Symbol der Kirche
aufgefasst, in welche sieh die Gläubigen vor der Sündflut, welche die Welt
ins Verderben stürzt, retten. Christliche Sarcophage mit figürlichen Dar-
stellungen gehören in unserer Gegend zu den grössten Seltenheiten,
dieser mag der Mitte des 4, jahrh. angehören.
An der Ostwand neben dem Sarcophag:
63. Christilohe Inschrift auf einer weissen Marmortafel. Während
die obere und linke Kante geradlinig sind, sind die rechte und die untere
ganz unregelmässig ; man sieht aber noch den Strich, der vorgezogen
war, um auch die rechte geradlinig zu machen. Gr. Breite 53 cm, gr.
Höhe 21 cm. Die Inschrift lautet: Silvanns negotialor hie paasalin pact.
Gef. März 1902 in der Aul unmittelbar neben der Kirchhofsmauer von
Mathias, neben einem Steins arg.
über dem Sarcophag:
64. (St. 326) GHechisohe christliche firabinschrift des Syrers Azizos.
Gef. 1827 in Mathias. »Hier liegt Azizos, Sohn des Agrippa, der Syrer,
aus dem Dorfe der Kaprozabadäer, aus dem Stadtl>ezirk von Apamea«.
Vier griechische christliche Inschriften sind in Trier gefunden worden,
sämtlich von Kleinasiaten.
An der Südwand, rechls von der Thür.
65. (St. 375) Christliche Inschrift des Barbario, die ehedem
auf der Oberseite eines Steinsarges eingelassen war. Die Inschrift besagt:
Römische Grabdenkmäler aus Trier, 43
•Hier ruht Barbario.
der gelebt hat 8 [oder
1 8?] Monate und 2 4 Tage,
in Frieden«. Darunter
die früheste Form des
Christusm onogram ms
(vgl. S. 37), zwischen
zwei Tauben, die schon
früh als Symbol des
Christentums galten.
Gesetzt im 2, Viertel des
4.Jahrh,Gef, iSisneben
der Paulinuskirche.
66. Christlichein-
^'■- ^^ schriftdesSubdlaoonus
Basilius, welche besagt: »Hier liegt der Subdiaconus Basilius, welcher
ungerähr 50 Jahre gelebt hat. Seine Tochter Bonosa hat die Inschrift
gesetzt, am Tage der
Beisetzung, am 12. Ja-
nuar (die deposilionis,
pridie IdvsJanuariasJ'.
In der letzten Zeile zur
Andeutung der Abkür-
zung kleine Wellenli-
nien über den Buch- .
Stäben. Das Mono-
gramm hat die voll- |
ständige Kreuzform, die
Inschrift wird nicht vor
400 n. Chr. fallen, sie ist 39 cm breit, Gef. bei den KanalLsationsarbeiten
Juli 1901 vor der Paulinuskirche, noch eingelassen in den Deckel eines
Sandstein sarcophages.
67. (St, 374) GrabinschriTt des SubdIaconus Ursinianus. Gef.
1823 in St. Paulin, »Des Subdiaconus Ursinianus Gebeine ruhen unter
44
Römische Ziegel, Mühlsteine, Töpferöfen.
diesem Grabmal, welcher es verdient hat, dass sein Grab neben die
Gebeine der Heiligen gestellt werde, sodass er nicht unter den Qualen
der Hölle noch unter der ewigen Verdammnis wird zu dulden haben.
Diese Inschrift setzte Ludula, seine liebe Gemahlin. Er ging von hinnen
am 27. November. Er lebte 33 Jahre.« Die Inschrift enthielt vier dakty-
lisch gemessene Verse. Der Glaube, dass Bestattung bei den Gräbern
der Heiligen der Seele des Verstorbenen förderlich sei, indem sie hier-
durch der Fürbitte der Heiligen empfohlen werde, war in frühchristlicher
Zeit ein sehr allgemeiner. Die Inschrift wird in den Anfang des 5. Jahrh.
gehören und bezeugt für diese Zeit die Sancti in Paulin.
68. (St. 3) Mittelalterliche Copie einer römischen In-
schrift des Flavius Constantius, dea nachmaligen Kaisers Constantius lil.
Befand sich ehemals in der Paulinuskirche zu Trier, Geschenk des Hrn.
Malers. Steflfgen im J. 1877. Zur Herstellung der Copie wurde eine Altar-
platte aus der Mitte des elften Jahrh. verwandt, wie der Inschriftrest a lehrt,
b zeigt deutlich unrömische Buchstabenformen und unrömische Abkür-
zungen, aber einen so sachgemässen, wenn auch mit Fehlern gemischten
Inhalt, dass zweifellos eine römische
Inschrift zu Grunde liegen muss.
Der mittelalterliche Kopist beging
den Fehler, dass er die Abkürzung
EL zu Elius statt zu Flavius (das
F des 4. und 5. Jahrh. gleicht be-
kanntlich dem E, vgl. filius in nr. 58)
und V, c. zu vir cansülaris statt zu
vir clarissimtis auflöste und durch
Beifügung der Worte hie iacet in
a
iAC'E-Ei!W,;*;^ö:\s
I^GIsfVTmiM^Ql
|Miun|-Äa'PÄ'Rici\ST
dem vielleicht verstümmelten Anfang eine Grabinschrift herstellte, während
die Inschrift urspf-ünglich vermutlich eine Dedication enthielt. Die römische
Inschrift hatte also etwa folgende Fassung: Flfavius) Constantius v(ir)
c(tarissimusj comes et magister utriusque militiae atque patricius et secundo
consul Ordinarius Unter dieser Annahme passt alles trefflich auf
Flavius Constantius, den Gemahl der Galla Placidia, den nachmaligen
Kaiser Constantius III, der die Inschrift vor dem J. 420, wo er zum 3. Mal
das Consulat übernahm und Kaiser wurde, aber nicht vor 417, wo er
zum 2. Mal Consul war, gesetzt haben wird. Bei unserer mangelhaften
Kenntniss der Geschichte Triers im 5. Jahrh. ist es sehr zu bedauern,
dass wir von dem weiteren Inhalt der Inschrift keine Kenntnis haben.
Saal 7.
Römische Ziegel, iVlühlsteine, Töpferöfen.
69. Die Stellage enthält die mit Fabril(antenmarlcen versetienen Ziegel,
die zumeist von Privatzieglern des 4. Jahrh. herrühren. Von sicher in
Trier gefundenen Legionsziegeln sind nur zwei der 22. Legion bekannt.
Römische Ziegel, Mühlsteine, Töpferöfen. 45
70. Rekonstruktion einer Fussbodeniieizang. Zwischen einem unteren
und einem oberen Boden circulierte die aus einem Heizraum ausströmende
warme Luft. Den oberen Boden trugen Ziegelpfeilerchen, über welche
grosse quadratische Platten so gelegt waren, dass sie eine geschlossene
Fläche bildeten ; auf jedem Ziegelpfeilerchen ruhten vier Ecken von vier
verschiedenen Ziegelplatten.
71. Handmilliie aus Niedermendiger Lava. Die Oberseite des
Bodensteines wie die Unterseite des Läufers sind mit scharfen Rillen
versehen, um durch das Übereinanderreiben der Scheiben die Körner zu
zermalmen. — Ausserdem liegen noch von einer grossen Anzahl anderer
Handmühlen Reste in demselben Räume.
72. Rekonstruktion eines Ziegeidaolies, es besteht aus Flachziegeln
{tegulaej und Hohlziegeln ftmbrices). Die Tegulae sind oben breiter als
unten, es schiebt sich das untere Ende des oberen Ziegels in das obere
Ende des unteren; umgekehrt sind die imbrices oben enger als unten,
sodass das untere Ende des oberen imbrex das obere Ende des unteren
deckt.
73. Wandlieizung aus einem römischen Bad, gef. gegenüber
dem Kaiserpalast in Trier. Die Wand ist durchzogen mit Thonkästchen
ftüblUiJ, durch welche die warme Luft (die aus dem hohlen Fussboden-
raum herkommt, vgl. nr. 70) in vertikaler Richtung in die Höhe strich.
Die Kästchen haben auch seitliche kleine viereckige Löcher, welche in
diesem Falle zugeschmiert sind, in der Regel jedoch eine seitliche,
horizontale Communikation der Luft ermöglichen.
74. Teguia iiamata. Vor Erfindung der Heizkästchen wurden zu
gleichen Zwecken die Tegulae hamatae, die Hakenziegel, gebraucht.
Durch die weitvorspringenden 'Thonhaken' wurde ein Abstehen der
Ziegelplatten von der Wand erreicht, wodurch das Durchstreichen der
Luft ermöglicht wurde. Die Tegulae hamatae wurden, wie meist auch
die tubuli, mit eisernen T-Nägeln an der Wand befestigt.
75. Fussboden aus Meinen Ziegelsteinen bestehend, welche
ein Fischgrätenmuster bilden, vermutlich aus der Zeit des Augustus.
Der Boden besteht aus lauter 8 cm langen, 3 cm tiefen und 24 mm breiten
Ziegelriemchen, die ganz scharf aneinander über einer Unterlage aus
ZiegelmörteJ liegen. Gef. 1901 bei der Kanalisation auf der Südallee vor
der Pies'schen Gerberei, 3 m unter Terrain, unmittelbar auf dem ge-
wachsenen Boden.
76. Im Schrank Modelle der römischen Töpferöfen von Speicher
i. Eifel, angefertigt von Herrn Plein-Wagner in Speicher. Die Grösse
des Raumes für die zu brennende Töpferware schwankte zwischen 2 bis
2,80 m. Daneben aufgestellt sind Proben der missglückten Töpferware,
die in grossen Scherbenbergen neben den Töpferöfen lag : Ziegel, Lampen
von roher Form, Krüge, Näpfe und Flechtwerk imitierende gemalte
Krüge. Die Gefässe werden dem 3. u. 4. Jahrh. n. Chr. angehören. Vgl.
Westd. Zeitschr. I, 1882, S. 269.
46 Funde aus Egypten und Griechenland und neuere Gewebe.
Saal 8.
Funde aus Egypten und Griechenland und neuere
Gewebe.
77. Egyptlscher Mumlensarg aus Holz, Ge-
schenk von Frau Tortiliia, geb. Mog, in Alexandria.
Gef. an einer Pyramide in Saltarah (3 Stunden
südlich von Kairo). Der Sarg gehört den letzten
Zeiten der 22, oder einer der kleineren folgenden
Dynastien (24 — 25) an; das späteste Datum seiner
Entstehung ist das J. 600 v. Chr. Die Hierogly-
pheninschrift besagt, dass darin die Leiche der
Herrin des Hauses (d. i. die verheiratete, dem
Hause vorstehende Frau) Pisnif-aanu, Tochter des
Propheten des Gottes Mentu, des Herrn von Theben,
Horuz bestattet sei. Die Verstorbene stammt also,
wie der Titel des Vaters 'Prophet' zeigt, aus dem
obersten Stande in Egypten, der Priesterkaste.
Unter dem auf dem Sarcophag dargestellten Ge-
sicht: die knieende Göttin Nut. die Mutter des
Osiris. mit Flügelarmen ; sie ist die Beschützerin
der Verstorbenen; darunter: die vier Totengenien
mit Anreden und Osiris mit Krone und Scepter,
dem der ibisköpfige Gott Thot die Verstorbene
entgegenführt; darunter: die aufgebahrte Mumie.
Vgl. Ritter, Jahresbericht der Gesellschaft f. n. F.
1869^71 S. 3, Der Holzsarg lag ursprünglich in
einem Steinsarg. Die Mumie selbst, welche der
Sarg enthielt, ist in dem liegenden Glassturz zu
sehen. Die Haare sind noch teilweise, die Gewän-
der noch trefflich erhalten.
7& (Im Schrank i.) Egyptlsche KlelnallertUmer, grösstenteils Ge-
schenke des Herrn Linz aus Seraing, in dessen Gegenwart sie in der
Gegend von Kairo ausgegraben wurden (vgl. Inventar 1850,9. Jahresber.
d. G. f. n. F. 1853 S. 66). Bemerkenswert sind: Kalksteintafel mit Ab-
bildung einer Opferscene, Figürchen und Schmuckstücke aus blaugla-
siertem Thon und schwarzem Basalt, weiche den sperberköpfigen Horus,
den ibisköpfige n Thot, den schakalköpfigen Anubis und heilige Tiere
darstellen. Die Figürchen aus rötlichem Thon gehören der alexandrinisch-
egyptischen Kunst an.
79. Egyptlsche Gewebe des 3.-7. Jahrh. n. Chr., gef. in Gräbern
bei Achmin-Panopolis an den Katarrhakten des Nils ; die Gräber rühren
grösstenteils sicher von Christen (Kopten) her, die die Sitte, den Leich-
nam einzubalsamieren und mit kostbaren Gewändern zu umgeben, die
sich in dem warmen Wüstensand trefflich erhielten, beibehielten. Die
Sammlung, erworben von Dr. Franz Bock in Aachen (t) durch ein
Römische Altertümer. 47
ConsorCium Trierer Herren, ist von grossem Werte, weil sie viele ganze
Gewandstücke enthält und sich unter den einzelnen Zierstreifen Stücke
von ausserordentlicher Feinheit befinden.
80. (Im Schrank i.) Vasen und sonstige Kleinaltertümer grleehlaohen
Urspruigs ; zum Teil sind sie Eigentum der Familie Sperling und in
Smyrna gefunden.
81. Gewebe und Spitzen des i8. und 19. Jahrh.
Kellergeschoss.
9. Treppe.
Podest:
82. (St. 308) Grabcippus eines aus Trier gebürtigen Reiters.
Gef. 1831 bei Calcar (Kr. Cleve). Für das Museum erworben mit Rück-
sicht auf den Trierischen Ursprung des Verstorbenen, denn in der Gegend
von Trier standen bis zum Ende des 3. Jahrh. keine Soldaten. Die
Inschrift besagt : >Dem Caius Julius Primus, dem Sohne des Adarus, dem
Trierer, dem Reiter der norischen Ala, dem Stator (= ein dem Obersten
der Ala beigegebener Subalterner), welcher bei einem Alter von 17 Jahren
7 Jahre im Dienste war, Hess der Erbe auf eigene Kosten das Denkmal
errichten«. Oben ist der Verstorbene beim Mahle dargestellt, unten ein
nackter Krieger mit Helm und zwei Speeren hinter einem Pferd her-
schreitend. (Dass die Kleider des Kriegers in Farbe angegeben gewesen
seien, wie Schröder, Studien zu den Grabdenkmälern der römischen
K^userzeit S. 5 vermutet, scheint sehr unwahrscheinlich.) Die ala Nori-
conim, seit Vespasian in Niedergermanien, scheint zuerst in Köln, später
in Calcar gelegen zu haben, der Stein mag etwa um das J. 100 anzu-
83. (St. 26) P;ostament mit Weihe! nBOhrift an Juppiter und mit
den Darstellungen von Minerva, Hercules und Juno, Diente in der Kirche
zu Ahrweiler als Taufbecksn, deshalb auf der Oberseite die Verzierungen
aus romanischer Zeit. Geschenk des Hrn. Bischofs von Hommer.
84. (St. 251) Block von einem Grabdenkmal, mit Darstellung
eines asiatischen Sklaven. Derselbe ist an seinem Gewand, welches Hosen
und Obergewand in einem Stück vereinigt, zu erkennen. Die Scene
stellte vermutlich ein Comptoir dar, in dem der Sklave hinter einer anderen
Figur stehend die verkäufliche, übrigens noch nicht gedeutete Ware hielt.
48 Römische Baudenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier.
Die Conturen der Figuren sind tief umrissen. Auf dem Pilaster eine die
Fläche voll deckende Ranke mit Vögeln, ähnlich der nebeii der Unter-
richtsscene auf nr. 21a. Auf der Schmalseite Canneluren. Kalkstein.
Angefertigt in der i. Hälfte des 2. Jahrh. Unbekannten Fundortes.
Abstieg, links:
85. (St. 649) Eine der berüchtigten Inschriften, welche im
J. 1866 gefälscht wurden und angeblich in der römischen Villa zu Nennig
gefunden worden sein sollen. Der Fälscher gab von ihr folgende Er-
klärung: üaesCar) M(arcus) Vßpius) [TraifanitsJ] Nerva germCanicusJ do[mum]
et hcdneum e[rexit et SecfundinioJ] Secuta praeffectoj cfoloniaej
A\ug(ustae) TreverforumJ] don[o dedit]. Lehrreich ist eine Vergleichung
dieser Buchstaben mit den antiken des Museums.
86. Probestück von dem Kainit, welcher das Ruwerwasser nach
Trier führte. Ausgebrochen 1900 am Bergabhang oberhalb Waldrach.
87. Probe von Gussmauerw^erk von den nördlichen Thorüber-
wölbungen des Amphitheatere in Trier. Abgestürzt Frühjahr 1902.
Saal 10.
88. Teile von den pyramidalen Bekrönungen und Gesimsen der
Grabdenkmäler von Neumagen.
89. Im Raum 10 a viele Aschenkisten und spätzeitliche Sarcophage.
Saal 11.
Römische Baudenkmäler aus dem Regierungsbezirk
Trier
mit Ausnahme der Stadt Trier.
90. Bauinschrift eines Feuersl§naiturmes (?), Sandstein, 1,28 m breit
und 68 cm hoch; gef. 1890 unmittelbar bei Bitburg. Die Inschrift lautet:
In hfonoremj d(omus) dfivinaej numfinibusj AuggfustorumJ fara[to]rem
exaediftcaverunt suo i{mp]endio iuniores vici hie cos[i]stentes loco sibi c[on]ces80
et donato a vikan[is B]edensibu[s'] dedicatum effectum I[III] Idus Julians
impferatorej dfominoj [nfostroj Philippo] AugfustoJ et Titiano c[oCnj8(ultbtisJ],
curCatoribusJ . . . tio et Secundio Secu[ro] d. h. >Das militärisch organisierte
Collegium der *J^nglinge' hat auf einem ihm von der Dorfgemeinde Bit-
burg geschenkten Platz einen Leuchtturm (?) errichtet im J. 245 n. Chr.,
als Secundius Securus und noch ein anderer Mann Verwaltungsvorstände
dieses Collegiums waren«. 'Farator von *Pharus\ welches die lateinischen
Glossen durch turris speculatoria erklären (vgl. Goetz VII p. 84), ist eine
Vermutung Büchelers, der auf Bildungen wie plasmator in der patristischen
Litteratur hinweist. Die Errichtung eines Leuchtturms zur Alarmierung der
Umgegend in Zeiten der Gefahr erscheint auf dem hochgelegenen Punkte
von Bitburg ein für die juniores sehr zweckmässiges Unternehmen,
während Grienberger's Ergänzung des deutschen Wortes farabur (also
faraburem), welches Reisestationshaus bedeuten soll, die Aufgaben dieses
Collegiums nicht berücksichtigt. Vgl. Westd. Korrbl. X, 1891 nr. 44.
^Römische Baudenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 49
a
91. (St. 9) Gipsabgusseiner auf ein Bergwerk bezüglichen Inschrift.
Sie befindet sich an einer Felswand, einige Minuten von St. Barbe, eine
Stunde von Wallerfangen (Kr, Saarlouis). Die Inschrift besagt: »Der Stollen
des Aemilianus wurde in Betrieb gesetzt am 7. März«. Unmittelbar daneben
liegen Kupfergruben, die noch bis in neuere Zeit in Betrieb waren.
92a und 92b. Zwei Bauinschriften von der s. g. Langmauer
in der Eifel. a) Gipsabguss der schon
seit 1843 bekannten, im Bonner Provin-
zialmuseum aufbewahrten Inschrift, gef.
10 Minuten nördlich vom Dorfe Herforst
in den Trümmern der Langmauer, vgl.
Brambach 837, gr. Länge 60 cm. Sie
lautet: pedatura felicüer finitfaj prima-
norum D pfassusj. b) Original, gef. 1899
in Herforst, vor dem Hause des Heinrich Heine, gegenüber dem Kirch-
hof, wohin der Stein offenbar von der unweit vorbeiziehenden Langmauer
verschleppt worden ist. Sandstein, gr. L. 37 cm.
Vgl. Westd. Zeitschr. XIX, 1900, S. 411. Die Inschrift
lautet : pedatuf\a a pri\mani8 fe[lficiterj finfitaj], qui
fecerunt D [p(a8sii8)\ — Die Inschriften stammen,
wie die Form des F und die ganz verwilderte
, Schrift lehren, aus dem 4. oder 5. Jahrh., sie be-
sagen, dass von den Primani die Mauer in einer
Länge von 500 Doppelschritten vollendet sei. Die Langmauer, die heute
nirgends mehr unversehrt über dem Boden erhalten ist, umschloss in
einer Länge von 9 Meilen ein Terrain
von 4 □ Meilen, welches westlich von
der Kyll bis an die Römerstrasse Trier-
Köln hinzieht, von Udelfangen bis nach
Kyllburg. Nach Jacob Schneider (Die
Trümmer der sog. Langmauer) hatte
sie ursprünglich eine Breite von unge-
fähr 6 Fuss und war nur in den Funda-
menten mit Mörtel gemauert, welche
letztere Angabe wohl auf einem Irrtum
beruhen wird. General v. Veith (Bonn.
Jahrb. 78 S. 1 6 ig.) hält ihren militärischen
Zweck für zweifellos, was uns schon
mit Rücksicht auf die Erbauer der
Mauer, die primani, in denen man aller
Wahrscheinlichkeit nach Soldaten der
I. Legion wird erblicken müssen, wahr-
scheinlich erscheint.
93. Gipsabguss des Grenzsteins
des pagus der Caruces. Original im
Bonner Provinzialmuseum. Roter Sand-
stein, hoch 65 cm. Um 1876 entdeckt
4
50 Römische Baudenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier.
beim Dorfe Neidenbach (Kr. Bitburg) an der Römerstrasse Trier-Köln.
Pagus ist Gau, ein erheblich grösserer Distrikt als vicus =^ Dorf. Mit
Wahrscheinlichkeit findet man den Namen wieder in dem in vielen früh-
mittelalterlichen Urkunden erscheinenden pagus Carascus oder Caroascus,
der damals die Umgebung der Abtei Prüm bezeichnete, während er in
römischer Zeit ausgedehnter war. Ob das auf der Oberseite befindliche
Kreuz die römische, aus den alten Feldmessern bekannte decussis ist
oder ob es erst in neuerer Zeit entstanden ist, kann man am Gipsabguss
nicht entscheiden. Vgl. Bergk, Bonner Jahrb. 57 S. 7.
94. (St. 7) Meilenstein, gesetzt unter Antoninus Pius im J. 139 an der
Römerstrasse Trier-Köln. Gef. 1823 im Nattenheimer Walde (Kr. Bitburg).
Die Entfernung von Trier ist angegeben : a Gol(oma) Aug(usta) TrfeverorumJ
milfia passuum) XXII. Ein passus, ein Doppelschritt, ist 5 Fuss gross, der
römische Fuss = 0,296 m, also der passus = i,479 m, mithin 1000 Fuss
:^^ 1479 m, ungefähr iV« Kilometer.
95. (St. 7) Meilenstein, gesetzt unter Hadrian im J. 121, gef.
mit nr. 94.
96. Meilenstein der Moselstrasse Trier-Neumagen. Gef. am 7. März
1902 beim Bau der Bahn Trier-Bullay an der Pölicher Halt, gegenüber
dem Dorfe Pölich. Geschenk der Westdeutschen Eisenbahngesellschaft.
Sandstein. Das oberste Stück der Trommel fehlt. Die Trommel ist jetzt
noch 1,35 m hoch, das viereckige, in die Erde einzusetzende Stück ist
0,65 m hoch. Die Inschrift lautet : [ImpferatoriJ CaesfariJ MfarcoJ Aurelio
S]eveTO [Äntonino plio felici [ÄugfiistoJ Är]abi[c]o, Ädiahenico, Parthico
maxfimoj, BritfannicoJ maxfimoj, pontifficij maxfimoj, tribfunidaj potfestatej
XV, impferatorij II, coCnJsfuliJ III, pfatrij pfatriae), ab Augusta Tre-
vferorumj leugfasj Villi. Die Inschrift stammt aus dem Jahre 212. Die
Entfernung ist in Leugen angegeben, einem gallischen Wegmaass (woraus
das französische lieue entstanden ist), welches 1V2 millia passuum :=^ 2218
Meter (vgl. oben nr. 94) betrug. Es wurde im J. 202 von Septimius
Severus in den Tres Galliae und den zwei germanischen Provinzen als
offizielle Zählung angenommen, während sich das Volk desselben offenbar
jederzeit bediente. Ein Beweis liegt gerade in diesem Meilenstein, der
etwa 2^/2 Kilom. von dem Dorfe Detzem (mittelalterl. Decima =: ad decimum
lapidem) entfernt gefunden ist und zeigt, dass Detzem offenbar nach dem
10. Leugenstein seinen Namen führt; schwerlich darf man aber annehmen,
dass dieser Moselort erst nach dem J. 200 entstanden sei. — Ausser
diesem Meilenstein und dem folgenden wurden noch die Reste von fünf
anderen unmittelbar neben der Römerstrasse nebeneinander aufrecht
stehend gefunden. Solche Anhäufungen von Meilensteinen an einem und
demselben Ort sind mehrfach beobachtet worden : 8 Stück in Heidelberg
(Bonn. Jahrb. 61 S. 10); 5 Stück in Ladenburg (Bonn. Jahrb. 76 S. 219);
in Spanien 8 Säulen, in Afrika 14 Säulen (Bonn. Jahrb. 76 S. 222); mehr-
fache Beispiele an den Römerstrassen in Bosnien (vgl. Ballif S. 33 und 39).
Sie zeigen, dass die Meilensteine mehr den Charakter von Denksteinen
annahmen, die von den Kaisern selbst oder ihnen zu Ehren errichtet
wurden ; ein Schluss auf grosse Verdienste des Kaisers um die betreffende
Römische Weihedenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 51
Strasse ist deshalb nicht erlaubt. — Über einen Stein mit Rechnung nach
Milia passuum vom Kaiser Trajan, gleichfalls von der Pölicher Halt, siehe
Steindenkmäler nr. 5.
97. Meilenstein von Constantin dem Grossen als Kronprinz, ge-
meinsam mit nr. 96 gef. und geschenkt. Sehr schlechter Sandstein. Die
Trommel von 1,18 m Länge ist vollkommen erhalten; unten war sie mit
einem viereckigen Zapfen versehen, mit welchem sie in ein quadratisches
Postament eingelassen war. Die Inschrift lautet: ImpferaloriJ CaesfariJ
FlafvioJ ValCerio) Constantino pfioj f(elici) invicto nohfilissimoj CaesfariJ^
Divi Constanti pifij AugfustiJ filio. Die Leugenzahl, die nicht vorhanden
ist, stand vermutlich auf dem Postament. Die Titel pius felix invictus
finden sich sonst nur bei Constantin als Augustus, gesetzt um 307 n. Chr.
Saal 11b.
Den Göttern geweihte Denkmäler, gefunden
im Regierungsbezirk Trier,
mit Ausnahme der Stadt Trier.
Die Sammlung zeigt, wie viel stärker ausserhalb des Stadtgebietes
die einheimischen Götter verehrt worden sind als die römischen.
98—106. Reste von Säulenmonumenten, geweilit dem Iceltischen
höchsten Himmeisgott Juppiter- Taranis. Diese Monumente sind in Süd-
deutschland und Frankreich, den alten keltischen Gebieten, ausserordent-
lich häufig, während sie in den von Germanen bewohnten niederrheinischen
Gegenden ebenso wie an der Donau und in Italien fehlen. Sie haben
sämtlich ungefähr die Form der Heddernheimer Säule, deren Abbildung
an der Ostwand aufgehängt ist: über einem Postament mit Reliefs von
3 oder 4 Göttern und einem Zwischensockel, an dem vielfach die sieben
Wochengötter dargestellt sind, erhebt sich eine Säule, die mit einem
Kapitell und einer Gruppe gekrönt ist; an dem Kapitell sind vielfach
Köpfe der Tages- oder Jahreszeiten angebracht. Die Gruppe stellt
immer einen Reiter und einen Giganten dar. Mehrfach zeigen erhaltene
Inschriften, dass diese Säulen dem Juppiter optimus maximus allein oder
in Gemeinschaft mit seiner Gemahlin geweiht waren. Da nun Juppiter
an dem Postamente nur ganz ausnahmsweise vorkommt, so muss der die
Säule bekrönende Reiter zweifellos als Juppiter erklärt werden. Konnte
man auf Grund des Verbreitungsbezirkes, ferner aus dem Umstände, dass
der Gott hoch auf einer Säule verehrt wurde und an dem Postamente die
Wochengötter und an dem Kapitell die Tages- oder Jahreszeiten angebracht
waren, schon bisher erkennen, dass dieser Juppiter als Hauptgott des
Himmels, nicht als einer des Sieges gedacht war (vgl. Steindenkmäler
S. 22) und dass er dem keltischen Götterkreise angehöre, so lehren der
neueste Fund von Windecken (unter nr. loi) und die jetzt erst beach-
teten Monumente von Ronchers und Luxeuil (vgl. Riese, Lothring. Jahrb.
XII, S. 340 und S. Reinach, Repertoire II p. 532, 3), dass das Haupt-
4*
52 Römische Weiheden kmäler aus dem Regierungsbezirk Trier.
attribut dieses Juppilers ein Rad war und dass der reitende Gott somit
dieselbe Gottheit darstellt, wie der in vielen Exemplaren gallischen
Fundortes schon lange bekannte stehende Juppiter mit dem Rad, in
dem man zweifellos den gallischen Donnergott Taranis zu erkennen hat
(vgl. Stein denk mäler S. 30, d und Schrader, Re^Hexicon der Indogerm.
Altertumskunde S. 671). Während der Gigant meist In einem freund-
schaftlichen Verhältnis zum Reiter steht, indem er die Vorderhufe des
Pferdes oft auf seinen Händen trägt, zeigt die Windecker Gruppe viel-
leicht einen Kampf, sodass das freundschaftlich dienstbare Verhältnis des
Giganten wohl auf einem vorhergehenden Kampf, der zur Unterwerfung
des Giganten geführt hat, beruhen mag. Vom Giganten unterstützt braust
der Donnergott durch den Himmel dahin.
Die datierten Monumente fallen zwischen die J. 170 und 246, doch
ist es wahrscheinlich, dass eine ganze Anzahl der undatierten früher
anzusetzen ist. Der Typus wird in
Gallien entstanden sein. Es mag die-
sem reitenden Donnergott eine allge- ■
mein indogermanische Vorstellung zu
Grunde liegen, die bei den Kelten
besonders lebhaft war. Als sie zur
künstlerischen Darstellung gelangte,
mag man griechische Bildungen, wie
die des reitenden Neptun im Giganten-
kampf, sich zum Vorbild gewählt haben
{vgl. Wagner, Westd. Zeitschr. I S. 47
\ und Löschcke, Bonn. Jahrb. g$ S. 261).
f> 98. (St. 32) Reitender Taranis,
Jurakalk, gef. 1890 in Ehrang (Landkr.
Trier). Stark bestosscn, scheint gute
Arbeit gewesen zusein, vermutlich nicht
nach 150 n. Chr.
99. (St. 27) Poitament, gef. mit nr. 98, Sandstein, mit Darstellung
von Juno mit Fackel und Pfau (vgl. E. Krüger, Bonn. Jahrb. 104 S. 59),
Mercur, Hercules und Minerva, sehr gute Arbeit, wohl nicht später als
ISO n. Chr.
100, (St. 31) Reitender Taranis, gef. mit nr. 98 u. 99. Die Gruppe
ist wegen der Bildung des Gottes einzigartig. Während sonst die Köpfe
immer im Allgemeinen den Juppitertypus zeigen, ist hier das Gesicht
breit und vollständig bartlos. Das Haar ist vorne zur Stirn gekämmt,
und fällt hinten bis in den Nacken herab, wo es einen dicken Bausch
bildet. Bekleidet ist der Reiter mit einem enganliegenden Obergewand.
Um die Hüften läuft ein breiter, im Rücken mit einer runden Scheibe
gezierter Gürtel. Die r. Hand ist bis zur Kopfhöhe erhoben und mit
dem Kopfe durch eine auffallend breite Stütze verbunden ; sie ist ge-
schlossen, wie wenn sie etwas umfasse. An eine Lanze wird man nicht
denken dürfen, weil dann die Hand durchlocht sein müsste, dagegen
hielt sie vielleicht ein Rad. Die I. Hand fasst die Zügel. Der Gott sitzt
Römische Weihedenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 53
in einem Sattel, wie er vielfach bei römischen Reitern vorkommt (vgl.
z. B. nr. 8z). Der Kopf bietet durch seinen vom römischen Juppiter
vollkommen abweichenden Typus
den sichersten Beweis für den
einheimischen Charakter des Got-
tes, er ist aufs nächste verwandt
mit einem Welsch billiger Barbaren-
kopf (St. 803), in dem wir einen
Kelten vermuten. — Die Gruppe
ist von schlechterer Arbeit als die
Figuren des Postamentes nr. 99,
\ sie zeigt die stark vorquellenden
Augen des 3. Jahrh., im Gegensatz
zu den flachen, mit kreisförmiger
Iris versehenen Augen der Figuren
am Postament. Gehörten beide
J^r. KJU. . Stücke zusammen, was der gemein-
same Fundort und das gleiche Steinmatefial nahe legen, so ist die Gruppe
jedesfalls erst bei einer Renovation des Denkmals an Stelle einer anderen
angebracht worden.
101. Gipsabguss einea reitenden Taranis mit d«H Rad. Das Original
im Museum des Geschichtsvereins in Hanau, gef. 1900 und 1901 auf den
BntteistSdter Höfen, osö. von Windecken, Kreis Hanau. Vgl. oben S. 51
und Westd. Zeitschr. XX S. 335 und 326.
102. GipsabguEs eines fahrenden luppltere. Das Original im kgl.
Lapidarium in Stuttgart. Gef. 1S97 bei Besigheim. Dass ein Zusammen-
hang zwischen diesem fahrenden und dem reitenden Gott besteht, be-
weist der in gleicher Weise beiden Göttern dienende Gigant. Möglicher
Weise handelt es sich nur um eine dem griechisch-römischen Vorstel-
lungskreise mehr angepasste Bildung, wobei der m den Gigantenkampf
fahrende Zeus das Vorbild gab (vgl. Sixt, Westd. Zeitschr. XVI S. 296),
Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass der dem keltischen Taranis
wesensgleiche germanische Donnergott Donar, der immer fahrt, nie
reitet (vgl. Grimm's Mythol. 4. Ausg. I S 138), zur Darstellung gebracht
ist. Über Ähnliches vgl. Lehner, Westd. Korrbl. XV S 170.
103. (St. 2$) Postament. Gef, 1885 in Udelfangen (Landkr Trier).
Auf den vier Seiten sind dargestellt; Minerva, Juno, Mercur, Hercules;
darüber steht auf einer achteckigen Platte cum cotumn[a e]t ara posuit.
Der Anfang der Inschrift befand sich offenbar am Zvtischensockel und
wird ausser der Gottheit den Namen des Dedicanten und das Götterbild
(etwa Signum) erwähnt haben.
104. Gipsabguss der Gruppe des reitenden Taranie, welche die
Bekrönung des im J. 18S9 in Schierstein (bei Wiesbaden) gefundenen,
im J. 221 n. Chr. errichteten Säulenmonumentes bildete Ergänzt sind
am Pferde der Kopf; am Reiter der ganze r. Arm, der I. zur Hälfte,
viele Teile des Mantels. Vgl. Florschütz, Nass. Ann. zz S. 119,
54' Römische Weihedenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier.
105. Unvollendet gebliebene Gruppe des reitenden Taranis. Gef. 1897
zwischen Euren und Trier. Geschenk der Herren Gebrüder Manderscheid.
Jurakalk. Der vollkommen missgebildete Oberarm hat irriger Weise zu
der Annahme, der Gott habe eine Keule getragen, geführt. Vgl. Lehner»
Westd. Zeitschr. XVI S. 298.
106. (St. 40) Postament mit den Darstellungen von Ceres (?),
Minerva, Hercules und Taranis; letzterer hält deut-
lich das Rad in der linken Hand. In der rechten
hielt er vermutlich ein auf dem Rande dargestelltes,
jetzt ganz abgeriebenes Scepter. Gef. in Theley
(Kr. Ottweiler).
Unweit des Mittelfensters:
107. (St. 21) Statue eines sitzenden Juppiters;
auf der Rückseite der Lehne ein Hercules. Die
Figur scheint nicht für hohe Aufstellung, sondern
für ein 80 — 100 cm hohes Postament berechnet ge-
wesen zu sein. Die Arbeit ist geschickt und wird
schwerlich ftach dem J. 200 entstanden sein. Gef.
1885 bei Trier, auf dem Petersberg.
Nächste Abteilung, Ostwand:
108. Gipsabguss einer EpÖna, der keltischen
Göttin der Pferde und Esel. Die Göttin sitzt auf
einem Sessel, rechts und links neben ihren Beinen, vor dem Sitz, je ein
Pferd. Original in der Sammlung des Saarbrücker Altertumsvereins, gef.
wahrscheinlich am Forbacherhof bei Neunkirchen. Vgl. Westd. Zeitschr.
XIV s. 397.'
109. (St. 105) Weiheinschrift an Epona. Gef. 1840 beim stumpfen
Turm bei Heinzerath (Kr. Bernkastei). Die Inschrift lautet: In hfonoremj
d(omvs) dßvinae). Dea[e] Epone vica[n]i BelgfinatesJ pfosueruntj, cur ante
G(aioJ Velorio Sacrillio qfuaestorej d. i. : »Zu Ehren des Kaiserlichen Hauses.
Der Göttin Epona setzten die Dorfbewohner von Belginum diese Weihe-
inschrift; es besorgte sie der Schatzmeister des Dorfes Gaius Velorius
Sacrillius«. Der vicus Belginum wird auch in der Peutinger'schen Karte
an der Trier-Bingener Römerstrasse zwischen Noviomagus (Neumagen)
und Dumnissus (Kirchberg) genannt ; durch die Auffindung dieser Inschrift
innerhalb ausgedehnter Ruinen ist die Lage des vicus genau bestimmt.
Die Inschrift fällt nicht vor 180 n. Chr.
110. Gipsabguss einer Felseninschrift, eingemeisselt in einen
Felsen, unweit vom Sauerthal und von der Weilerbacher Hütte. Sie lautet
Artioni Biber, ist also geweiht der Bärengöttin (kelt. Artos = Bär), ver-
mutlich von einem Mann namens Biber. Die Göttin, wie sie einen Bären
füttert, zeigt die interessante Bronze aus Bern, von der darunter ein
Gipsabguss aufgestellt ist. Vgl. Bone, Plateau von Ferschweiler S. 16
und 17; Westd. Zeitschr. XIX S. 412.
111. (St. 50) Relief der Diana. Gef. in Clüsserath (Landkr. Trier).
Geschenk des Hern. Pastor Ackermann in Longuich.
Römische Weihedenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 55
112. Gipsabguss von dem Felsenrelfef der DlaMi welches am
linken Sauerufer zwischen der Weilerbacher Hütte und Bollendorf an einem
freistehenden Felsblock eingehauen ist, Zuunterst ist die Weiheinschrift
angebracht; »Der Göttin Diana weiht Q. Postumius Potens das Denkmal
infolge eines Gelübdes«. Darüber stellte das Relief Diana in einem
Tempelchen dar. Es war ein templum in antis, mit zwei Eckpilastern
und zwei freien Säulen, im Innern der Cella steht Diana auf einem
Postament, neben ihr ein oder zwei Tiere (Hund und Hirschkuh). Der
ganze obere Teil des Tempeichens ist schon spätestens seit dem 17. Jahrh.
zerstört. Breite des Denkmals 1,47 m. Vgl. Brambach 844 und Ramboux,
Altertümer und Naturansichten im Moselthal, 9, Blatt.
Südwand:
Viele Welhungen an Mercur, dem von den Galliern vor allem ver-
ehrten Gott, zum Teil mit der ihm am Mittelrhein und der Mosel vielfach
beigesellten Göttin Rosmerta.
113. Relief des Mercur, Der Gott ist nicht wie sonst meist auf
römischen Darstellungen nackt gebildet, sondern mit dem gallischen Sagum
und einem langen Schuh bekleidet. Sandstein, hoch 96 cm. Gef. 1894
in Differten (Kr, Saarlouis). Vgl. Lehner, Westd. Korrbl, XIII nr. 45.
114. (St. 6g) Relief des Merour mit dem Bacchusknäbohen. Gef.,
wahrscheinlich 1825, bei Onsdorf (Kr. Saarburg). Zu den Füssen des
Gottes der nach links gewendete Bock und der nach rechts gewendete
Hahn. Diese Darstellung herrührend etwa aus dem J. joo n. Chr., geht
zurück auf ein altgriechisches Motiv, das uns durch die berühmte Statue
des Praxi telischen Hermes aus Olympia, angefertigt um 340 v. Chr., be-
bekannt ist (Gipsabguss nebenstehend); dem Bacchusknäbchen sind aber
56 Römische Grabdenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier.
statt der Traube der Geldbeutel in die Hand gegeben, was dem materiellen
Sinn der Römer mehr entsprach.
115. (St. 112) Weihetafel an die Calva Dea, Gef. 1833 bei Pelm
unweit Gerolstein. Die Inschrift besagt: Der Göttin Caiva schenkte Marcus
Victorius Pollentinus einen Tempel ganz auf eigene Kosten und gab für
seine fortdauernde Unterhaltung 100 000 Sesterzen (= 21750 Mark). Ge-
weiht wurde der Tempel am 5. Oktober unter den Consuln Glabrio und
Torquatus (= 124 n. Chr.). Die Göttin Caiva ist eine keltische, wie die
Stammform zeigt, vgl. auch Keune, Westd. Korrbl, XV nr. 33; durchaus
irrig Riese, Westd. Zeitschr. XVII S. 17.
116. (St. 113) Weihetafel an den Deus Caprio. Gef. 1841 bei
Mürlenbach (Kr. Prüm). Geschenk des Hefr Steuerempfangers Wellen-
stein zu Schönecken. — Der Gott kommt bis jetzt anderwärts nicht vor,
er wird ein keltischer sein. — Das Gentile des Stifters ist mit dem ge-
strichenen D = griechischem -O* geschrieben.
Frei am Fenster:
117. (St. 48) Weiheinschrift an Apollo Grannus und Slrona. Gef.
1824 in Bitburg an einer Quelle. Geschenk des Herrn Kreissekretärs
Malegeaux. Der keltische Gott Grannus ist seinem Wesen nach ein
Sonnengott, wird aber infolge der wohlthätigen Wirkung der Sonne auf
den Menschen gleichzeitig zum Heilgott. Die dem Grannus beigesellte
Sirona wurde besonders im belgischen Gallien und am Oberrhein, nament-
lich an Quellen, verehrt.
118. Viele Statuetten sitzender Göttinnen, mit Früchten oder kleinen
Tieren im Schoss, vermutlich gallische Göttinnen der Fruchtbarkeit.
Saal 12.
Römische Grabdenkmäler aus dem Regierungs-
bezirk Trier,
mit Ausnahme der Stadt Trier.
An der Nordwand, rechts vom Eingang:
119. (St. 232) Viele Blöcke von einem grossen Grabmonument.
Gef. 1885 und 1886 in dem Fundament der römischen Befestigung zu
Jünkerath i. Eifel. Sehr gute flotte Arbeit aus der i. Hälfte des 2, Jahrh.
Die Pilasterfiguren stehen auf Kelchen, an den Augen ist die Iris teller-
förmig eingetieft. Auffallender Weise fehlt die Inschrift und sind die
Pjlaster der Schmalseite entweder gar nicht bearbeitet oder es sind die
Figuren nur roh bossiert; wahrscheinlich machte der Bildhauer seine
Arbeit nicht fertig, so dass vieles nur mit Farbe dargestellt wurde.
An der Westwand:
120. (St. 244) Relief, einen Kaufladen darstellend, von einem
Grabmonument herrührend. Gef. mit nr. 119. Rechts das Bureau, links
hält eine Frau ein Gefäss unter einen Trichter.
Römische Grabdenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 67
Frei im Saal:
121a— 121d. (St. 159— IÖ3) firabnoninMt, gef. 1879 und iS8t bei
Wintersdorf a. Sauer (Landkr. Trier). Die Statuen waren auf einer
6,30 m breiten und 5 m tiefen Terrasse aufgestellt. Diese erhob sich
fe2^
einige Meter über der Sauer, war mit grossen Steinquadern geplattet
und auf drei Seiten mit einer aus Sandstein gebildeten Ummauerung,
welche mit halbkreisförmigen Steinen abgedeckt war, umgrenzt, während
die vierte, der Sauer zugewendete Seite als Eingang offen gelassen war.
Das Monument sollte also vor Allem von den auf der Sauer Fahrenden
besichtigt werden. A«f der Terrasse lagen die Reste von vier Statuen.
121 a. Mann im Sagum und mit dem über die Schultern gelegtem
Plaid, in der Rechten Strigilis und Salbgeräte, wie man sie nach dem Bade
gebrauchte. Es wird der Hausherr und Gutsbesitzer gemeint sein, wie er
zur Sauer herab zum Bade geht. Geschenk der 34., in Trier abgehaltenen
Philologen Versammlung. laib, Kopf von der Porträtstatue einer Matrone;
wurde kurz nach der Auffindung von dem ersten Besitzer vollständig
ül)erarbeitet. 121c. Oberkörper von der Porträtstatue eines erwachsenen
Mädchens. i2id. Jünglings köpf. — Vermutlich um 200 n. Chr. entstanden.
122. (St. 158) Grabstatue eines Schmiedes. Gef. bei Schwarzerden
(Kr. St. Wendel). Dargestellt im Sagum, vor dem Ambos sitsend, in der
Hand eine Zange.
123. (St. 194) Aschenkiste in Form eines Hauses (vgl. nr, 47).
Gef. 1860 in Igel (Landkr. Trier). Auf der Vorderseite sind ausser der
Ascia (vgl, nr, 56) ein Winkelmaass, ein Maurerquasten und eine Maurer-
kelle dargestellt,
124. (St. 193) Aschenkiste von Form und Fundort wie 123, Auf der
Vorderseite sind ausser der Ascia zwei Ackergeräte dargestellt : eine
Futterschwinge (vannus) und ein Schlagbrett zum Festschlagen des Samens.
58 Römische Grabdenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier.
125. Gipsabguss einer Grabinschrift. Das Original befindet sich
in der Kirche zu Kess-
hngen (Kr. Saarburg)
als Unterbau für den
Altar. I m hoch, 1,04
m breit. Die In-
schrift ist ungewöhn-
lich sorgfältig einge-
hauen und besagt :
PfublioJ SincorfioJ
Dubitato et Memoria-
liae Sacrillae parenli-
bfusj defwiclCisJ Du-
bitafifi) Mensor et
Moratus et sibi vivi
[feceruntl
126. (St. 239)
Block von einem
grossen Grabmonu-
ment. Jurakalk. Cef.
j8z7 bei Temmels (Kr. Saarburg), Geschenk des Hrn. Geberts daselbst.
Der Oberkörper einer Frau, deren Hinterkopf mit einem Schleier ver-
hüllt ist, wird von einer Scene aus dem täglichen Leben herrühren.
Darüber ein breiter Rankenfries, daneben ein Amor mit einer Tänie auf
einem sehr breiten Pilasterfeld. Material, Augen beh and Jung und Ranke
127. (St. 249) Eckblock von einem Grabmonunient. Gef. in Castell
bei Saarburg. Auf der einen Seite: Frau auf Lehnstuhl, hinter ihr eine
Dienerin, Bruchstück von der Darstellung einer Mahlzeit ; auf der andern
Seite eine Schreinerwerkstatt.
128. (St. 247) Relief, die Prüfung von Tiichern darstellend, von
einem Grabmonument. Gef. in der Umgegend von St. Wendel.
129. Modell der Igeler Säule. Das 23 m hohe Denkmal steht in
dem Dqrfe Igel (2 Stunden von Jrier an der Eisenbahn nach Luxemburg)
an der Römerstrasse Trier-Arlon -Reims ; es ist das wie durch ein Wunder
fast vollständig erhaltene Grabdenkmal einer durch Tuchhandel und
Grossgrundbetrieb reich gewordenen Familie ; errichtet wurde es von
Lucius Secundinius Aventinus und L. Secundinius Securus für sich und
ihre Verwandten.
Saal 13.
Mittelalterliche und neuere Steindenl<mäler.
130. (St. 323) Alamannlscher Grabstein, gesetzt um 500 n. Chr. Gef.
90 bei Ehrang (Landkr. Trier). Die Zeichnung unter dem Kreuz ist
s jetzt noch nicht mit Sicherheit gedeutet.
Mittelalterliche und neuere Steindenk mal er. 59
13f. (St. 324) Grabplatte aus merovIngiBober oder frUbkarolIngiaclier
Zelt, eine menschliche Figur in Form eines Kreuzes darstellend. Gef. um
1S81 in Faha (Kr. Saarburg). Geschenk des Hrn. Pastor Potery in Kirf.
132. Friihromanlsches Doppellcapltell. Sand-
stein, oben 41 cm lang und 26 cm breit. Zwischen
romanischen Rundbogen bekleidete bärtige Män-
ner, die sich einander die Hände reichen.
Am 1. It'enster:
133. Metrische Grabschrift der Ruoihll-
dis, einer Äbtissin des Nonnenklosters zu Pfalzel
in der 2. Hälfte des lo, Jahrh. Jurakalk. Sehr gute Schrift. »Als Specimen
der Ottonischen Zeit nimmt die Inschrift unter unseren Denkmälern einen
hervorragenden Platz ein«. Vgl. Kraus, Die Christi. Inschr. der Rhein-
lande II S, 418.
Gegenüber an der Oslwand:
134. Relief vom 1877 abgebrochenen Neuthor, welches am
Ende der Neustrasse gegen Mathias zu stand. Jurakalk, breit (ohne Sockel)
2.51 ra. In der Mitte Christus, er streckt die Rechte segnend über Petrus
aus, während er mit der Linken das offene Evangelienbiich über den im
vollen Ornat des Bischofs (aber ohne Mitra) erscheinenden Eucharius empor-
hält. Petrus trägt zwei Schlüssel, deren Barte in die Buchstaben P und E
60 Mittelalterliche und neuere Stein denk male r.
ausladen. Eucharius hebt das Modell der Stadt Trier empor. — Mit Rück-
sicht auf die in der Grabschrift Erzbischofs Johann I. (1190 — 1212) vor-
kommende Angabe, dass er Trier mit Stadtmauern umgeben habe, hat
man das Relief meistens dem Beginn des 13. Jahrh. zugeteilt. Da jedoch
die Sitte, die Schlüsselbärte des Petrus in Buchstaben ausladen zu lassen,
auf den Trierischen Münzen sich mit Albero (1131— 1152) verliert und
man auf der Innenseite des Thores die alte Bauweise, spezifisch jene
Poppo's. wechselnde Lagen von Kalk stein würfe In mit Ziegeln, beobachten
konnte, so dürfte das Thor wohl in die Zeit Poppo's zu versetzen sein.
Vgl. Kraus, Die christlichen Inschriften der Rheinlande 11 S. 420.
An der Oslwand neben der Thür:
134. Tischplatte aus rotem Sandstein vom J. 1546, lang 1,48 m.
War bis 1901 in der Burg zu Niederweis (Kr. Bitburg). Mittelfeld: Im
Hintergrund das brennende Sodom, davor der trunkene Loth mit seinen
beiden Töchtern (nach der Erzählung der Genesis, welche die Tendenz hat.
Verschiedenes. 61
den Ursprung der den Israeliten stammverwandten, aber meist feindlichen
Völker der Moabiter und Ammoniter in ein ungünstiges Licht zu stellen).
Darum vier Rundschilder, oben: Salomon von seinen Weibern zum Götzen-
dienst verführt ; links : Virgil im Korbe ; rechts : der verliebte Aristoteles
lässt die Phyllis auf seinem Rücken spazieren reiten*); unten: Judith ent-
hauptet im Beisein ihrer Magd den Holofernes. — Auf den Randleisten,
oben : der Vogelsteller fängt Vögel und wird von seinen Vögeln gefangen.
Auf den beiden Langseiten : der Jäger jagend und von den Tieren als
Beute davongetragen. Unten : der Jäger wird vor das Gericht der Tiere
geführt und schon wird ihm der Scheiterhaufen gerüstet. In den vier
Ecken Wappen, vermutlich Phantasie Wappen. Dargestellt sind die Ge-
fahren der Jagd und der Liebe, Ausserordentlich feines Flachrelief.
An der Ostwand über der Tkür:
135. Relief, vermutlich des 13. Jahrh., war über dem Thoreingang
der Burg zu Mürlenbach eingemauert. In der Mitte der Oberkörper eines
Unheil abwehrender Grimassenschneiders, auf den Schultern je ein Vogel.
Treppenaufgang zum Obergeschoss.
136. Sockelstein aus Jurakalk, breit und tief 6o cm, hoch 65 cm.
Gef. mit nr. 137 — 138 und 149—156 im Jmii 1901 bei der Kanalisation auf der
Fleischstrasse vor den Häu-
sern 17U.1S, Auf der Vorder-
seite ein Flachrelief,die rechte
und linke Seite sind roh ge-
flächt und werden wohl frei
gestanden haben, während die
rohbelassene Rückseite gegen
einen anderen Stein ange-
I stossen haben muss. Die
! Oberseite hat einige stufen-
förmige Profile. Der Stein
1 ist inwendig hohl, hat auf
der Oberseite einen röhren-
förmigen Zuliuss von 15 cm
Dm,, auf der Rückseite einen
rohen Zufluss von 6 cm Dm.
und auf der rechten Schmal-
seite einen Abfiuss von 35 cm
Dm.; wahrscheinlich bildete der Stein den Sockel einer durchlochten
•) Prof
■. CLmtn, .
dem ich di
eDeot
.Die Ge<i
;hkh.e vo.
1 Aristo te1<
Biög
deli IBidic
r, Lei fabli
BUX, .893. 1
j. .70).
en Ksihcdtalcn Frankreiehi, lo m Lyon, und aehrhäulig an ElfenbeinkSilcliei.,
enheim in Köln -vor. — Die Geschiclite von Virgil (vgl. Comparetti, Ve^lio
immt schon auf einem Kapiläl von St. Pierre in Caen im i<. Jahrh., und auf
J52 Verschiedenes.
Säule, durch die das Dachwasser seitlich ausfloss. Die Palmettenverzierung,
wie sie an den frühen Soldatengrabsteinen häufig ist, sowie die rohe
Ranke und das ungestaltete Männchen verweisen die Arbeit ins i. Jahrh.,
vielleicht in die Mitte desselben.
137. Dreiseitig relieflerter Blocic aus Jurakalk, ungefähr 52 cm lang,
45 cm tief, 33 cm hoch. Vorderseite : rohe Ranke mit einem Hasen und
einem Vogel ; rechte Seite : Ranke mit einem Hirsch ; linke Seite : Ranke
mit einem storchähnlichen Vogel und einem kleinen Vogel. — Auf der
Oberseite excentrisch gestellt ein rundes flaches Loch wie von einem
Thürzapfen. Die Rsrnkenbfchändlung verweist das Stück in dieselbe
Zeit wie nr. 136.
138. Ära aus Jurakalk, stark aber zuverlässig ergänzt. Hoch
82 cm, breit 35 cm. Unten Palmetten von derselben Art und Zeit wie
bei nr. 136, oben Riemengeflecht. Gef. mit nr. 136.
139. Kleine Ära aus Jurakalk, 35 cm hoch und 13 cm breit.
Gef. im selben Gebäude wie nr. 136, aber erst im Frühjahr 1892. Auf
der Vorderseite die Inschrift: Deae Bellonae aram Jus\t]a ex imperio
pfosuit) IfibensJ mferitoj. Im Namen hat der Steinmetz verhauen Jusia
für Justa. Es ist leider aus der Inschrift nicht ersichtlich, ob die alte
römische Kriegsgöttin Bellona oder die kappadokische Mä-Bellona oder
eine als Bellona gedeutete einheimische Gottheit verwandter Natur gemeint
ist (vgl. Wissowa, Religion und Kultus def Römer S. 289). Wegen Schrift
und Material scheint das Altärchen eher in die i. Hälfte des 2. Jahrh. als
wegen des beigefügten dea in die 2. Hälfte gesetzt werden zu müssen.
140. Schlanke Amphora aus Thon, gef. 1899 in Roden (Kr. Saar-
louis), aus der i. Hälfte des i. Jahrh. Sehr ähnlich sind die Amphoren
von Bibrakte.
141. Nachbildungen römisclier WafTen, angefertigt im römisch-
germanischen Centralmuseum in Mainz. Helm aus Eisen CcassisJ, Copie
eines im Kastell zu Niederbieber gefundenen Exemplares, in der Samm-
lung des Fürsten Wied zu Neuwied. Schwert fgladiusj ; dasselbe hat
immer eine breite, zweischneidige, an der Spitze verstärkte Klinge; es
wird vom gemeinen Soldaten rechts getragen. Der Griff ist hergestellt
nach einem Holzgriff aus der Waffenbeute des Nydamer Moores im
Museum Kiel, die Klinge nach einem Original des Museums Mainz.
Schwertscheide (vagina), hergestellt nach einem ungewöhnlich reich-
verzierten Feldherrnschwert, dem s. g. Schwert des Tiberius, im Britischen
Museum; in der Regel bestanden die Scheiden nur aus Holz und Leder.
Dolch fpugiojy die Klinge nach einem Original im Museum zu Speyer,
der Griff nach dem Grabstein des Flavolejus im Museum zu Mainz.
Dolchscheide nach einem Original im Museum zu Speyer. Ovaler
Schild (scutum), die Form nach Grabmonumenten [doch hätte der Schild
wohl gewölbt dargestellt werden müssen], die einzelnen Teile nach
Originalen im Museum zu Mainz. Eckiger gebogener Schild
fscutumjf die Form nach Grabmonumenten. Der ungewöhnlich reich-
verzierte Schildbuckel fumboj ist eine galvanoplastische Copie eines bei
South Shields gefundenen, im Besitze von Greenwell in Durham befind-
Verschiedenes. 63
liehen Exemplares. Pilam, ohne starken Knauf an der Schaftung, nach
einem im Kastell Höfheim gefundenen Exemplar im Museum zu Wies-
baden. Pilwm, mit starltem Knauf an der Schaftung, nach dem Grabstein
des Valerius Crispus im Museum zu Wiesbaden. Lederpanzer (loriea)
nach dem Grabstein eines Asturers im Museum zu Bonn. Untergewand
ftunica) nach einem Grabstein in Kreuznach. Zwei Gürtel (cingalum),
das eigentliche Abzeichen der Soldaten; an diesen sind Schwert und
Dolch befestigt. Angefertigt nach einem Grabstein in Kreuznach.
142. Nachbildungen germanischer Waffen der Völkerwande-
rungszeit, angefertigt im römisch-germanischen Centralmuseum in Mainz.
Hakenlanze (iinäioj, Waffe der vornehmen Krieger, Copie eines Originales
in Constanz. Jagdspeere mit hakenartigen Ansätzen nach Originalen
aus Gräbern bei Bessungen im Museum zu Darm Stadt. Lanzen, Wurf-
beil f/rancisca). Streitaxt. Zweischneidiges Langschwert (gpathaj
mit Hoizgriff. Original im Museum zu Wiesbaden ; dsgl, mit reichver-
ziertem Griff, Original im Museum zu Worms. Langes Hiebmesser
(acramasax). Kurzes Hiebmesser (sax). Ein nur von den Edlen
getragener Helm, bis jetzt nur in vier Exemplaren aufgefunden.
Ovale und elliptische Schilde mit Schildbuckeln, hergestellt nach
Grabfunden. Ob auch die nach unten spitz zulaufende Form mit Recht
angenommen ist, wird in Frage gezogen. Bogen aus Eschenholz und
Pfeile, rekonstruiert nach den Funden von Oberflacht im Museum von
Stuttgart. — Die Drachenzeichen
sind dakischen Feldzeichen auf der
Trajansäule nachgebildet, erscheinen
aber auch noch auf dem dem ii.
Jahrh. angehörigen Teppiche von
143. Geschütr von einer Lust-
yacht des Kurfürsten Franz Georg
von Schönborn (1729 — 1756).
1'(4. Dgl. Geschenk des Herrn
Konsul Wilhelm Rauten Strauch.
145. Marmorsäule aus verde an-
tico, aus Mehring an der Mosel. Er-
worben 1900,
146. Kaiserkopf des 4. Jahrh.
Weisser Marmor. Gesamthöhe 38 cm^
Gesichtslänge 26 cm. Entfernung
der Augensterne 11 cm. Gef. 1898
im Hofe der Palastkaserne in Trier,
Der Hals ist ergänzt. Der Hinter-
kopf abgespalten, Nase und Mund
sind arg bestossen. — Das Haar
hängt weit herab in die Stirnc.
Schnurrbart ist nicht vorhanden, da-
gegen ein lockiger schmaler Backen- Nr. Hß.
^4 Marmorsculpturen, Mosaiken u. dgl. aus der Stadt Trier.
hart, welcher sich unter dem Kinn hinzieht, während dieses frei bleibt.
Der Kopf scheint einen jungen Mann darzustellen, da die Stirne, die
Augenhöhlen und die Wangen keine Falten zeigen. Das Diadem besteht
aus viereckigen und ovalen Edelsteinen, die durch Perlen verbunden sind.
Recht gute Arbeit, wie sich namentlich an den Ohren und dem Backenbart
erkennen lässt. Der erste Kaiser, an den man des Diadems wegen denken
darf, ist Constantin, da das Diadem auf Münzen wenigstens regelmässiger
erst seit dem J. 333 erscheint (vgl. Westd. Zeitschr. VII S. 144). Mit den
gesicherten Constantinsköpfen hat der unsrige aber keine Ähnlichkeit (vgl.
Rom. Mitt. XVI S. 50), auch ist er für einen diadembekrönten Constantin zu
jugendlich ; es muss ein Kaiser aus der 2. Hälfte des 4. Jahrh. sein. Man
kann an Gratian denken, für den das Alter stimmen würde und sich
auch die Barttracht belegen lässt, vgl. Bernoulli, Rom. Ikonogr. II, 3.
Münzt. IX, 15.
Saal 14 und 15.
Marmorsculpturen, Mosaiken u.dgl. aus der Stadt Trier.
Saal 14.
147. Das Musenmosaik des Monnus, berühmt wegen der mit Bei-
schriften versehenen Brustbilder griechischer und römischer Dichter und
Schriftsteller, sowie wegen der gelehrten Musendarstellungen. Gefunden
1884 bei Fundamentuntersuchungen für den Museumsneubau fast genau
an der Stelle, wo es jetzt liegt, nur dass es in das Obergeschoss gehoben
ist. Es gehörte zu einem ausgedehnten Gebäude, in dem es einen Saal
von 5,69 m Länge und Breite, der überdies noch mit einer Apsis ver-
sehen war, bedeckte. Vollkommen fehlten bei der Auffindung der grössere
Teil der nördlichen Hälfte und ausserdem auf der Ost- und Südseite der
Rand in der Breite von mehreren Fuss. Das Erhaltene zeigte die Wir-
kungen eines fürchterlichen Brandes, Reste schwerer Dachbalken lagen
massenhaft darauf; wo sie verkohlt waren, sind die Steinchen bis in ihren
Kern verbrannt. Auch die Hypokaustenpfeiler waren unter der Last der
herabfallenden Balken teilweise umgestürzt, so dass das Mosaik an vielen
Stellen geborsten war und die Bruchstücke übereinander gerutscht waren,
an andern sich muldenförmig gesenkt hatte, so das Bild des Aratos. In
vielmonatlicher mühsamer Arbeit wurden die zusammengehörigen Stücke
aneinander gepasst und das Ganze restauriert. Dabei sind die Ornamente
sämtlich ergänzt worden, während die Lücken der figürlichen Darstellungen
nur mit Mörtel ausgefüllt wurden.
Die Darstellungen der Mitte beziehen sich auf die musischen Künste
(Musen, unterrichtend ; berühmte Dichter und Schriftsteller ; Schauspieler-
typen), die des Randes auf den Wechsel des Jahres (Bilder der Monate,
der Jahreszeiten und des Tierkreises).
In den neun Achtecken, von denen noch sieben teilweise
■erhalten sind, ist je eine der neun Musen dargestellt, wie sie einen
Mar mors culpturen, Mosaiken u. dgl. i
h
k tut
hd h^
h h 1
Chi
I
m\
d
b kl d t
F b
h
M
t 1
m t, t 11
f
s
fl gl
1 g
hm
kt d
g
d t t 4
h llt 1
i f
hält
m
tg L
b d
V
hm r
1 h f
66 Marmorscul[ituren, Mosaiken u. ilgi. aus der Stadt Trier.
Sterblichen, der in der betreffenden Kunst als Begründer oder tüchtiger
Vertreter galt, unterweist. Das war ein das Altertum lebhaft interesiieren
des, auch in Traktaten behandeltes Thema (\gl Studemund \rch Jahrb V
S i) 1 Mittelbild Zuoberst nennt sich .VortHits als Verfertioer des Mosaiks
Drut d Fg Ig O ts C tl p Nb Homer dem
d Eh 1 1 t d M tt i ^^ k T 1 d n hat rechts
I 1 t M i M d h h r C II pe links das
I m PI t h It L t t t m bl Glasstemchen
ra tl h h t das Mittelbild
g h t [/]Aam[ylm,
t 3 [ 4 ] ftisj eingehüllt in
IV hm P ly (a) mit dem
Att b t I h h It t noch nicht
d B t t t Veiten fllantel
kt H d Papyrusrolle.
h F t h nden Globus
w D h t h P I hk t d A t 1 \ t ter des astro-
m h Ef h j mjth h Bcg d d leren Kunst-
g tt g t llt h t ff II d d b d h die grosse
P r I Clt d A t b d Rom g dlich S Der
Ph l ts A myth hEfid d Bhtb tzt gegenuber
q/] d M d G h ht h b d t inem Pfeiler
Ttfmtl-d d Drh 6DI h Itene Achteck.
Euter p(e) an ein
Pult gelehnt, hält
mit der linken
Hand zwei sich
kreuze nde.mit auf-
recht stehenden
Zacken versehene
Flöten, während
sie mit der rechten
am Ende der obe-
ren Flöte tastet.
Agnis den Demon-
strationen d erGöt-
tin eifrig folgend,
ahmt mit der rech-
ten Hand ihre Be-
wegungen nach.
Mit der linken hält
er einen stark ge-
krümmten Stab,
zu seinen Füssen
steht ein mit sechs
Schriftrollen gefülltes Scrinium, an welches der Deckel angelehnt ist.
Hinter ihm ein Lehnstuhl. Clemens Alexandrinus erwähnt diesen aus
Marmorsculpturcn, Mosaiken u. dj,'l. aus der Stadt Trier. 67
Phrygien stammenden Mann und seine Erfindung. Vom 7. Achteck ist
nur eine komische Maske und ein Pedum erhalten, die auf Thalia hin-
weisen. — Die beiden Musen Melpomene und Terpsichore müssen auf
den beiden fehlenden Achtecken dargestellt gewesen sein.
Um das Mittelachteek stehen acht Quadrate mit berühmten Schrift-
stellern :
I. Eitiiiiis (abgeb.J, römischer Dichter, geb. 239 v. Chr., berühmt
vor allem, weil er den Hexameter in die römische Litteratur einführte.
Markiges, bartloses Gesicht mit Lorbeerkranz. 2. Esiodus (abgeb.), das
besterhaltenc und bestgearbcittte aller Porträts. Um den Kopf eine
weisse Tänie. Das Gesicht des weichlichen Griechen bildet einen scharfen
Kontrast gegen das des markigen Römers. 3. Tftfus) [Livius], Erhalten
ist nur die Conturlinie der rechten Seite des Kopfes und das Praenomen
Titus. Letzteres weist aber im Kreise römischer litterarischer Berühmt-
heiten mit grosser Wahrscheinlichkeit auf TiCus Livius, welcher in Er-
mangelung eines Cognomens bis
in die späteste Zeit mit dem Prae-
nomen benannt wird. 4. Vergilius
Maro. Das Bild ist auf die Dar-
stellung des Kopfes und Halses
beschränkt, weil durch die An-
bringung der langen Namen für
ein Brustbild kein Platz war. Der
Kopf ist jugendlich und ohne
Tänie nschmuck. 5, Es ist nur ein
rechtes SchulterstiJck mit einem
rerhalten. 6. Es ist nur ein rechtes
Schulterstück mit dem Namens-
anfang Bio erhalten. 7. [Tut\-
lim[Cic\ero. Das Gesicht ist bart-
los und bildet ein volles Oval;
5*
68 Marmorsculpturen, Mosaiken u. dgl. aus der Stadt Trier.
Nase und Mund sind so roh gesetzt, dass jede Individualisierung aus-
geschlossen ist. Hinter der linken Schulter wird eine Stuhllehne sichtbar.
8. Men[an]dferJ, Grieche, der bedeutendste Vertreter der neueren Komödie
t 291. Das braune volle Haar ist mit einem Lorbeerkranz geschmückt.
Dass er bartlos war, lässt sich noch erkennen.
In den vier Ecken waren die Jahreszeiten dargestellt, leidlich
erhalten ist nur der Herbst fÄutumnusJ, ein bekränzter Amor auf einem
weiblichen Panther. Längs des Randes in Trapezen die Zeichen des
Tierkreises, bis auf den Löwen sind jedoch alle zerstört. Zwischen
die Trapeze eingeschoben sind die Quadrate mit Götterbildern, als den
Schutzheiligen der Monate. Die Verbindung bestimmter Götter mit den
einzelnen Monaten ist aus den römischen Bauernkalendern bekannt. Unser
Mosaik hält aber von jenen Schutzheiligen nur den Vulkan für den
September fest, während im übrigen für die Wahl derselben die
Hauptfeste der Götter und Etymologieen der Monatsnamen bestimmend
waren. So sind für den Mai der Majasohn Mercur, für den Juni
Juno gewählt. Für die Ansetzung des Neptun im Juli waren die
grossen Neptunalien am 23. Juli, für die der Isis im November das
grosse in den Anfang des Monats fallende Isisfest bestimmend. Für den
Oktober ist bezeichnender Weise der Weingott Bacchus gewählt.
Die Apsis des Mosaiks fliegt im Vorsaal des Erdgeschosses) war nur
mit Ornamenten bedeckt; ein Band, aus den auf gallischen Mosaiken
häufig vorkommenden vierblättrigen Sternen gebildet, umrahmt ein Feld
mit langfaserigen Wasserpflanzen.
Das Mosaik gehört der letzten römischen Schicht an und war bis
zur Vertreibung der Römer in Benutzung. Einige Grundmauern dieses
Gebäudes waren mit Ziegeldurchschuss versehen. Dies macht spätzeit-
liche Entstehung, nicht vor der 2. Hälfte des 3. Jahrh., wahrscheinlich.
Damit stimmt auch die teilweise Verwendung der Glassteinchen, die z. B.
das Nenniger- und das Piaonius-Mosaik noch nicht kennen und Mosaiken
des ausgehenden 4, Jahrh. in viel höherem Maasse zeigen. Bei diesem
späten Ansatz ist freilich die treffliche Arbeit und das Pflanzenornament
in der Apsis auff'allend. — Der Fabrikant, der das H in Omerus, Esiodus
und wohl auch vor Agnis wegliess, mag ein Grieche, Afrikaner oder
Gallier gewesen sein, und man hat darauf hingewiesen, dass ähnliche
Namen wie Monnus in Afrika häufig sind.
148. Zusammenstellung der Marmorsorten, mit denen die Fussböden
und Wände der römischen Thermen in Trier geziert waren.
149. Weibliche Figur in Untergewand und Mantel, vermutlich eine
Idealfigur. Jurakalk. Gef. mit nr. 136. Jetzt 66 cm hoch; vom Knie bis
Halsansatz 49 cm. Es fehlen der Kopf, der besonders angesetzt war, die
Füsse und ein Teil der Beine. Das rechte Bein ist zurückgesetzt. Mit
der linken Hand trägt sie einen Gegenstand, dessen Stiel sie mit der
rechten fasst. — Auf der rechten Schulter ein tiefes gleichmässiges Loch,
das von einer natürlichen Muschel des Jurakalks herrührt.
150. Priapus. Jurakalk. Gef. mit nr. 149. 58 cm hoch. Es fehlen
der Kopf, der besonders angesetzt w^ar, die Füsse und das linke, stark
Marmorsculpturen, Mosaiken u, dgl. aus der Stadt Trier, 69
vorgesetzte Bein. Er ist bekleidet mit einer Chlamys, in deren Bausch
er Blätter und Früchte häh. Die Chlamys hängt auf dem Rücken und
an der Unken Seite in geraden Flächen herab, die zu einander einen
scharfen Winkel bilden. Gute Arbeit. Viele Reste von roter Farbe.
15t, Oberkörper eines nackten Knaben, Relief. Jurakalk. Jetzige
Höhe 22 cm. Auf dem Reliefgrund Blumen. Gef. mit nr. 149,
t52. Sitzende Güttin, wahrscheinlich Juno. Gef. mit nr. Mg. Jura-
kalk, jetzt hoch 1.41 m; es
fehlen der Hals und der Kopf,
die besonders eingesetzt wa-
ren, die Unterarme und der
vordere Teil der Füsse ; im
linken Fuss ein Bohrloch, be-
stimmt für das Ansetzen des
vorderen Teiles des Fusses.
An den Oberschenkeln sind
Teile abgesägt. Die Göttin ist
bekleidet mit einem langen,
gegürteten, auf denOberarmen
genestelten Chiton. Ein Mantel
ist über die linke Schulter ge-
worfen, war wie ein Schleier
über den Hinterkopf gezogen,
bedeckte die rechte Seite und
den Unterkörper und ist dann
über den linken vorgestreck-
ten Arm gelegt. Das rechte
Bein ist zurückgezogen, das
linke etwas vorgesetzt. Die
Rückseite ist ganz unbearbei-
tet. Beide Unterarmewaren be-
sonders angesetzt, der rechte
war wahrscheinlich erhoben
und mag das Scepter gehalten
haben, der linke wird vorge-
streckt gewesen sein. Kopf
und Körper waren etwas nach
links (von der Göttin aus
gerechnet) gewendet, deshalb ist auch die rechte Schulter der Göttin
etwas erhoben. An die linke Seite muss ein zweiter Block, vermutlich
eine zweite Statue, angestossen haben, wie unbearbeitete Teile des Steines,
in denen sich Dollen befinden, beweisen, auf der rechten Seite befindet
sich dieser unbearbeitete, mit Einsatz löchern und Dollen versehene Teil
nur unterwärts, hier war nur ein Stück Sessel angefügt. Wahrscheinlich
war Juno Regina neben Juppiter dargestellt. Ein Teil einer capitolinischen
Trias kann unsere Statue deswegen nicht sein, weil bei dieser Juno immer
an der linken Seite Juppiters sitzt. Vgl, nr, 156.
70 Marmorsculiiturcn, Mosaiken u. df;!. aus der Stadt Trier.
153. Von einem weiblichen Idealkopf dus weissem Marmor das
Gcsjcht mit dtn angrenzendtn Haarpartietn und
der vuRicrc Tci) des Halses An der Art wie
die Rückseite bearbeittt ist sieht man dass das
Stuck bestimmt war in einen Kopf eintjtlassen
zu werden Hohe ^9 cm Gesichtslangc 19 cm
\ugensteme Mnd nicht anfje^'eben In den Ohr
läppchen je eine, hinter den Uhren am Hali
je zuei Bohrlocher von der Befestigunjj der Ohr
ringe und des Halsbandei) herrührend 'saubere
aber leere Arbeit des i Jihrh Gef mit nr 149
154 \ orderer Ted eines linken Fusses etwas
über Lebensj^rosse \\ eisser Marmor Ist mit
einer Sandale bekleidet Wie der scharfe winklige
Ausschnitt der Ruckseite zeigt war das btuck
welches vermutlich den aus dem Gewanil heraus-
ragenden Teil des Pusses dirstellte dazu liestimmt an einer Statue be
festigt zu werden Vermutlich gehört er mit nr 153 an ein und dieselbe
Statue, dagegen gehören beide nicht an nr 152 weil alsdann sich wie
am linken Fuss jener Statue so auch in dem Marmorfuss ein Bohrloch
be<inden müsste. Gef mit nr 149
155 Jugendlich welbilohes IdeaikÜpfchen
aus weissem Marmor jetzige Hohe 225 cm
Gesichtsl 15 cm Leider ist die Nase abge
schlagen Um den Ko|)f eine Binde hinten
im Nacken sind die Haare zu einem Schopf
zusammen genommen aus dem nach beiden
Seiten eine sich auf die Achseln auflegende
Locke fallt Das Gesicht nenn auch etwas
unsymmetrisch ist doch zu wenig individuell,
als dass man an ein Portrat denken durfte
Die Haare sind wenig durchgelöhrt Keine
Augensterne. Die Ohrläppchen sind durch-
bohrt. Gute Arbeit, vermutlich aus der 1 . Hälfte
des I. Jahrh. Gefunden mit nr. 149.
156. Capitolinische Trias, Hochrelief aus weissem Marmor. Gef.
mit nr. 149. Grösstc Hohe 38 cm, Br. 40 cm, gr. Tiefe- 16 cm. Es ^^-ieder-
holt die Grujipe am Giebelfelde des von Titus begonne-nen und von
Domitian vollendeten Capitolinischen Tempels in Rom, welche uns nament-
lich durch eine Mijnze von Antoninus Pius (vgl. Cohen * II, 1134 und
Wernicke, Antike Denkmäler Taf. IV,4 und V,r) bekannt ist: sie stellte
den Juppiter optimus maximus, seine Tochter Minerva und seine Ge-
mahlin Juno sitzend dar. — Abweichend von der römischen Gruppe
sitzen die Gütter auf gemeinsamer Bank, deren Vorderseite etwas
eingezogen ist, sie haben aber, wie bei der römischen Gruppe, jeder eine
Fussbank vor sich, Kleidung und Bewegung stimmen in allem Wesent-
lichen mit der romischen Gruppe, Auch hier hält Juppiter in der Linken
Marmorsculpturcn, Mosaiken u. dgl. aus der Stadt Trier. 71
das ganz steil gestellte Scepter. Auch hier war der Mantel Juno's über
den Hinterkopf gezogen und
hielt sie in der frei vorge-
streckten Rechten die Opfer-
schale, mit der Linken fasste
sie das Scepter, aber die Hand
war erhoben, nicht gesenkt ;
vom Scepter ist oben an der
Stuhllehne noch ein Rest er-
halten, Minerva hält in der
Linken das Scepter, welches
auf dem Arm und dem Schooss
aufliegt, während die Rechte,
ganz wie bei der römischen
Gruppe, erhoben war und an
den Helm griff; die Reste der
Hand sind am Helme noch
kenntlich — In den Gewand
falten noch viele Spuren von roter Farbe Gute Arbeit des z Jahrh
So zahlreich die Dedicationen an die Capitohmsche Trias in den
\ 3n Soldaten be>:etzten Gebieten sind so selten sind sie bei der Civil
bevolkcrung Galhens und die Frage ist hier immer aufzuwerfen ob =ie
nicht auf ein Capitolium hinweisen wie solche in Nachahmung des Stadt
römischen Temiiels in vielen Städten des Westreiches zumal in den
Colonieen eibaut wurden Die Untersuchung der betreffenden Fund-itelle
die auch noch über die Kanalgraben hinausgeführt wurde hat nur einiges
spatzeitliche Mauerwerk ergeben welches keinen Aufschluss brachte
Wegen der Aren nr 139 und 140 sowie wegen der grossen 'itatue 152
hat man unbedingt an dieser Stelle einen Tempel anzunehmen der nenn
er nicht das Capitol war doch zur Verehrung der itihschen Gottheiten
bestimmt gewesen zu sein seheint
Saal 15.
157. (St. 67s) Amor, Weinirauben pflückend. Weisser Marmor. Gef.
1877 beim Bahnhof. Der Gott war unter einem mächtigen Weinstock
stehend dargestellt, beide Arme erhebend, um eine Weintraube zu pflücken.
Dies lehren eine bei Rom gefundene Statue in Richmond und mehrere
andere Rephken, vgl. Michaelis, Archäol. Zeitung 37 Taf. 13.
158. Bruchstück einer Intarsienvenlerung, vermutlich von
einem Fussbodenbelag herröhrend. Sicher römischen Ursprungs. Gef.
1879 unweit der Basilika.
Am ersten Fenster:
159. (St. 691) Körper einer Antazonenstatue, aus weissem Marmor.
Gef. 1S45 in den Thermen. Wiederholung eines im Altertum sehr be-
72 Marmorsculpturen, Mosaiken u. dgl. aus der Stadt Trier.
rühmten Kunstwerkes, welches wahrscheinlich der griechische Bildhauer
Phidias um 440 v, Chr, im Artemisheiligtum in Ephesos aufgestellt hat.
Von der besterhaltenen Copie dieses Werkes, der s. g. Matteischen Ama-
zone im Vatikan, ist ein Gipsabguss zum Vergleiche daneben aufgestellt.
Der asiatische Schild und die Doppelaxt am Postament und der Sporn
am linken Fuss des vatikanischen Exemplars zeigen, dass eine Amazone
dargestellt war. Dagegen lehrt die Trierer Statue, an der der Bogen
unter dem Köcher festgebunden ist, dass an der Matteischen der Restau-
rator irrtümlich die Reste des Bogens unter dem Köcher abmeisselte und
der Figur einen Bogen in die Hände gab. Die Hände hielten vielmehr,
wie man einer antiken Gemme, die
von diesem Amazonentypus eine
Abbildung giebt, entnehmen kann,
einen Speer, auf den sich die Ama-
zone stützte, um sich damit auf das
Pferd zu schwingen. Der Trierer
Torso ist der vatikanischen Statue
an Schönheit weit überlegen. Wäh-
rend an letzterer die Gewandfalten
kleinlich, knitterig und eintönig ge-
legt sind, sind sie am Trierer Torso
abwechslungsvoll zu grösseren Par-
tieen zusammengenommen und na-
turgetreu gestaltet. Und auch das /
Fleisch ist lebensvoller und natur-Ä
wahrer gebildet. — Lukian charak-
terisiert die Amazone des Phidias
als die, welche sich auf einen Speer
stützt. In der Gewandung erinnert
manches an die Statuen vom Par-
thenon. Der Kopf, den man dem
matteischen Exemplar aufgesetzt hat,
ist nicht zugehörig; der der Phi-
dias'schen Amazone wird wegen der
Feinheit des Mundes und wegen
der Schönheit des Halses gerühmt; leider ist er bis jetzt noch nicht mit
Sicherheit nachgewiesen.
160. (St. 692) Körper eines Athleten. Cef. 1883 in den Thermen.
Am zweiten Fenster:
161. FundstUcke aus den Thermen. Beachtenswert sind vor allem die
in grosser Zahl gefundenen Knochenkämme in der Form eines Dreiecks
und eines gestreckten Rechtecks und die dazu gehörigen Futterale. Diese
Stücke, die allesamt dem 4. und 5. Jahrh. angehören, sind im wesentlichen
identiscli mit den in merovingischen Gräbern vielfach zum Vorschein
kommenden und zeigen, dass die Kämme der Völker wände rungszeit den
römischen nachgebildet sind. (Ahbüditng siehe folgende Seite oben.)
Marraorsculpturen, Mosaiken u. dgl.
Geijenüber ait der Osticand:
162. (St. 17) Statuette eines sitienden Juppiters mit zugehörigem
Postament. Geschenk der Herren
btaadt und Wiewels Gef 1878 auf
der Johannisstra&si. 9 In der er-
hobenen Imken Hand hielt der Gott
das Mctallf-cepter w elches m ein neben
dem Imken tuss bchndliches Bohr-
loch einsetzte In der gesenkten
Rechten der Bronzcblitz Die Füsae
ruhen auf einer niedrigen Fussbank,
welche schief auf der Basis steht; der
vordere Teil des linken Fusses nar be-
sonders angesetzt Dasselbe Motiv wie
beim Capitohnischen Juppiter nr. 156.
163 und 164. Wandmalereien. Ge-
schenk der Herren StaadtundWiewels.
Gef. in demselben römischen Hause
wie nr. 162. In demselben wurden
zwei Bauperioden festgestellt, zu der
5n gehören die Statue 162 und diese Wandmalereien. Die Wände
waren an den Sockeln
mit Tierfiguren ge-
ziert. Im Ganzen fan-
den sich zwei Hirsche,
ein Luchs und ein
scheinlich ein Bär (vgl.
die Skizze «H der ifüfe-
tcand am 2. Fenster).
74 Marmorsculpturen, Mosaiken u. dj;!. aus di:r Stadt Trier.
Indessen gelang es nur
einen Hirsch und den
Luchs von der Wand
halten. Der Hirsch
ist im Laufe daffje-
stellt; er ist So cm
lang und ist mit grün-
lich grauer Farbe auf
rotem Grund fjemalt.
Der Luchs ist etwas
kleiner, er ist mit der-
selben Farlie wie der
Hirsch luf einem ijclb
lieh braunen Grund
iu1„aii„in \cr^l B< nn Jahrb 64 S m
165a— d SpatrSmisches Musenmosaik Gefunden und „eschenkt mit
nr [62 — i(j4 la^ aber m itner höheren Schicht Es «ar 6 40 m I und
5 10 m br Die Composit on welche die an dei Hohuand am 2 Fen'tei
itufifeliitiigle Skizze zei^^t wir 1ol„Lnde in der Mitte ein etwa i m grosses
Quadrat dieses umgalien \ier kreuzweise gestellte Achtecke Wahrend
diese Felder mit Musendarstellungen geziert sind ist der dazwischen
hegende Raum mit zu Sternen zusammengestellten Rhomben decoriert
Die besser erhaltenen Bilder zei^'tn eine Muse mit einer tragischen Maske
eine andere mit einer Leyer Die starke Verwendung des Glases die
Roheit der Ornamente und der Zeichnung sowie die hohe Lage des
Mrsaiks \LrwLisLn es in spati Zeit etwa um 400 n Cht \gl Bonn
Jahrb 64 S in
166aun(lb Mosaikbruchstucke
a) Plerd mit einem Hund, Dm.
75 cm. b) Vogel. Gef. 181 1 auf
der Neustrasse nr. 2. Gehört zu
einem Boden, dessen grösserer
Teil erst im J. 1865 entdeckt
wurde (Zeichnung nebenstehend).
Vgl. Wilmowsky-Hettner, Rö-
I mische Mosaiken S. 11.
I 167. (St. 656) Körper einer
Venusstatue im Motiv der Venus
von Melos. Kulturgeschichtlich
von grossem Interesse. Der
Torso war ehemals neben der
Klosterkirche von St. Mathias
auf einer rohen Steinbasis auf-
gestellt als Zielscheibe jugend-
lichen Mutwillens und wallfahrtlichen Glaubenseifers, Später wurde er auf
dem angrenzenden Kirchhof in Ketten aufgehängt und schliesslich in eine
Marmorsculpturen, Mosaiken u. dgl. aus der Stadt Trier. 75
ausgemauerte Vertiefung gestürzt. Aber auch dort ward er von den Stein-
würfen der nach Mathias wallfahrenden Pilger, welche in herkömmlicher
Weise ihren Abscheu gegen das Heidentum bethätigen wollten, überschüttet,
bis ihn im J. 1811 der letzte französische Praefect zu Trier aus der mit
Steinen gefüllten Grube hervorziehen liess und in das Museum versetzte.
Nordwand:
168a und b. Reste von Frescomalerei, welche nw. von der Basilika
in romischen Hausern die vor 1er Erbauung der BaKilika hier standen,
gefunden worden sind Sehr sorgfältiger Auftrag der verschiedenen
Mörtel schichten Vgl Wilmow sk\ —
Hettner Römische Mosaiken S 4u 5 E^
Ob die als nr. i68a zu einem Bilde
zusammengestellten Bruchstücke
wirklich zu einem Bilde gehört
haben, ist nicht sicher; jedenfalls ge-
hörten sie aber zu einem Zimmer.
Dargestellt ist einTempelchen.Ziegen ■
mit ihrem Hirten und unten in einem -^
Teiche eine Kuh. — Das Bruchstück
b ist der Rest von einer perspekti-
visch gezeichneten Architektur. 1
Auf dem Tisch am Fenster:
169 — 173. Modelle von römischen 1
Bauten in Trier. 169 Kaiserpalast. {
170 Porta nigra. 171 Amphitheater.
172 RömisclieE Haus, gef 1897 auf dem Schaabschen Terrain, vgl. nr. i,
76 Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers.
Massstab i :5o- 173 Aus demselben Hause die Badeanlage, Massstab i : 25.
Nr. 172 und 173 sind Geschenke Sr. Excellenz des Hrn. Grafen von
Fürstenberg-Stammheim.
Saal 16.
Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers.
174 — 204. (St. 763—835) Römisches Bassin, am Geiänder Hermen aus
Welschbillig i. Eifel. Sehr originelles Kunstwerk, welches eine Vorstellung
giebt von dem grossen Luxus, der in den Eifelvillen der römischen
Grossgrundbesitzer herrschte. 15 Hermen wurden in den J. 1841, 1845,
1857 und 1858 zufällig gefunden, dann führte eine umfangreiche systema-
tische Ausgrabung des Museums in den J. 1891 und 1892 zur Entdeckung
des Bassins und w^eiterer 55 Hermen.
Das Bassin stand unter freiem Himmel, vermutlich innerhalb einer
Gartenanlage, wie es die nebenstehende Rekonstruktion zeigt. Es hatte
eine Länge von 58 m bei einer Breite von 18 m, war von 6 Nebenbassins
umgeben und der Länge nach von einer an ihren Enden mit Spring-
brunnen versehenen Mauer durchzogen. Das Geländer bestand aus Jura-
kalkplatten mit ausgesägtem Ornament und 112 mit Köpfen geschmückten
Pfosten, Hermen genannt. Die Erhaltung des Bassins war von der Mitte
abgesehen, w^o bei Anlage des mittelalterlichen Burggrabens alles zerstört
worden war, eine gute. Die Köpfe der Hermen wenden sich alle nach
dem Innern des Bassins. Die umfangreiche Arbeit sollte man nicht bei
der Promenade um das Bassin betrachten, sondern vom Wasser aus. Der
Hauptzweck des Bassins war also sicher nicht als Fischweiher zu dienen,
es war errichtet vor allem für den Rudersport der Söhne des Villenbesitzers :
die Mauer im Innern des Bassins mit den Springbrunnen gleicht vollkommen
der Spina mit den Metae im römischen Cirkus.
Die Hermen sind aus altem, vorher anderweitig benutztem Material,
offenbar alle zu gleicher Zeit hergestellt, wobei die spätere Einstellung
des einen oder anderen Stückes an Stelle eines zerstörten nicht voll-
ständig ausgeschlossen wäre. Die Hermen sind, was mit der Wieder-
verwendung alten Materials zusammenhängt, nicht gleich gross. Die
Schäfte schwanken zwischen 90 und 100 cm, die Büsten zwischen 34
und 45 cm. Von den ursprünglich vorhandenen 112 Hermen sind 43
nicht wieder aufgefunden worden. Die Köpfe stellen dar Idealfiguren,
berühmte Griechen, Typen barbarischer Völkerschaften und Römer. So
eigenartig auch diese Zusammenstellung ist, so ist ihre Entstehung doch
zu verstehen. Abbildungen von berühmten Griechen und Römern, von
denen schon Varro ein Menschenalter vor Christi Geburt in seinen Imagines
700 Stück veröffentlicht hatte, waren in Hermen und Mosaiken im Alter-
tum sehr beliebt, gerade im 2. Jahrh. aber, w^ohin wir die Entstehung
dieses Geländers setzen, verbreitete sich das Interesse für realistische
Darstellungen ethnographischer Typen, wie die Barbarendarstellungen
an der Trajans- und Marc Aurel-Säule zeigen. So deutlich eine Anzahl
Aus römischen Villtn und Tempeln ausserhalb Triers. 77
am Geländer Hermen,
78 Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers.
Köpfe als Griechen des 5. und 4. Jahrh. vor Christus zu erkennen sind,
so schwer will es fallen, sie mit bekannten Köpfen griechischer Berühmt-
heiten lu identifizieren ; die Annahme liegt daher nahe, dass die Köpfe
nur nach Zeichnungen, nicht nach Thonmodellen angefertigt sind, und
infolgedessen nur eine ganz allgemeine Ähnlichkeit gehen können. Unter
den Hermenköpfen sind etwa 20 Stück doppelt vorhanden, von einem
liegen sogar zwei Wiederholungen vor ; teils sind es Wiederholungen von
derselben Hand, teils sind es sichtliche Verschlechterungen, so dass ein
ungeschickter Lehrling die Arbeit des Meisters kopiert haben muss.
Offenbar war der Künstler nicht im Stande, für die erforderlichen 1 12
Hermen lauter verschiedene Vorbilder aufzutreiben.
Die Idealköpfe bestehen
aus; 174 (St. 832) Satyr; 175
{St. 830) Satyr, nebenstehend
abgebildet; 176 (St. 833), sehr
verwandt dem Herakles Far-
nese, des.sen Original man
mit der Statue des griech-
ischen Bildhauers Lysipp in
Verbindung bringt. Wahr-
scheinlich gehören in diese
Kategorie auch die mit Krän-
zen gezierten Kinderköpfe
177 (St. 788) und 178 (St. 787),
die wohl Dionysos als Knaben
darstellen, vgl. Beschreibung
der Berl. Antiken Sculpturen
nr. 125 und 126 und den Terra-
kottentypus bei Hettner, Drei
Tempelbczirkc S. 76 nr. 244 fg.
Als berühmteGriechen
sehen wir folgende an: 179
nnd 180 (St. 784 u. 785), Wieder-
holungen derselben Vorlage,
die eine allgemeine Ähnlich-
keit mit Demosthenes zeigt. —
181 und 182 (St, 782 u. 783). Wiederholungen derselben Vorlage, sie weichen
von den sichern römischen Köpfen so entschieden ab, dass man in ihnen
vielmehr einen Griechen wird erkennen müssen. Unter den berühmten
Griechen des 4. Jahrh. giebt es der bartlosen nicht viele, und der bekannteste
der bartlosen ist Menander (vgl. oben S, 68). Sein Medaillon in Marbury-Hall
(BernouUi, Griech. Ikonogr. II S. 106) hat mit unserem Kopf die hohe Stirn und
die starke Modellierung der Stirne und der Backen gemein, auch an unserem
Kopfe sind die Haare in stark wellige Partieen gelegt wie bei jenem, so dass
es uns nicht unwahrscheinlich ist, dass Menander dargestellt werden solite.
183 und 184 (St. 792 u. 793). Wiederholungen derselben Vorlage, doch
ist der eine Kopf im grösseren Massstab gearbeitet. Cliches umstehend.
Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers.
Über der r. Schulter liegt ein Band, das nur als Wehrgehäng godtutet
und auf einen griechischen Fcldherrn bezogen werden kann. Studniczka
schlägt die Benennung Miltlades
vor, unter Hinweis auf die Herme
des Fulvius Urs in US (Bernoulh I
S. 93). Das Haupthaar wäre an
den Welschbilliger Köpfen abwei-
chend von der schlichteren früh-
griechischen Tracht in der be-
wegteren Manier der Diadochenzeit
gebildet.
185 (St. 797). Das Haar des
langen Schnurr- und Vollbarts be-
steht aus weichen Strähnen. Hierin
und in dem Arrangement des Bartes
hat der Kopf Ähnlichkeit mit einer
von Fulvius Ursinus als Miltiades
überlieferten Herme (vgl. Bernoulli I
S. 92). an deren berechtigter Be-
ziehung auf Miltiades aber Ber-
noulli zweifelt. 1B6 und 187 (St. 795
und 796) Wiederholungen nach einer
Vorlage. 1BB (St. 794), nebenstehend
abgebildet, wahrscheinlich ein Phi-
losoph,
Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers. gl
Sehr interessant ist die Gruppe der ethnographischen Typen.
189 und 190 (St. 798 u. 799) (ahgehüdet S, 80 nr. 1) Nachbildungen der-
selben ^Vorlage ; in ihnen glauben wir wegen des langen, auf die Schultern
herabfallenden Haares einen Germanen sehen zu dürfen, wenn auch der
auffallende Bart am untern Teile des Backens bisher an Germanentypen
nicht bekannt ist. Der metallene Halsreif mit anhaftendem Medaillon
lässt sich als Barbarenschmuck auch in römischer Zeit noch nachweisen.
Die Köpfe -191 und 192 (St. 800 u. 801) halten wir für Germaninnen,
193 (St. 803) für einen Kelten und 194 (St. 808) (dbgebüdet S. 80 nr. 2J
für eine Keltin, welche am Halsreif einen Halbmond trägt. 195 und 196
(St. 827 u. 828) Wiederholungen derselben Vorlage fabgebüdet 8. 80 nr. 3J,
vielleicht ein Parther; 197 und 198 (St. 822 u. 823) Wiederholungen derT
selben Vorlage fabgebildet S. 80 nr, 4), ein weichlicher Asiat.
Aus der Gruppe der Römer zeigen 199 (St. 767) (abgebildet S. 80
nr. 5J und 200 (St. 768) (abgebildet S. 80 nr. 6J zwei fein gearbeitete!
Köpfe, die, nach ihrem bartlosen Gesicht zu urteilen, Personen vortra-
janisch-hadrianischer Zeit darstellen. Zwei weitere männliche Köpfe 201 i
(St. 770) und 202 (St. 769) (abgebildet S. 80 nr. 7) haben mit diesen grosse;
Ähnlichkeit, ohne dass doch dieselben Persönlichkeiten dargestellt wären,
und der Kopftypus 203 und 204 (St. 772 und 773) (der erstere abgebildet
8. 80 nr. 8J, der in zwei Exemplaren vorhanden ist und eher einen Römer
als einen Griechen darstellen wird, hat zwar einen Schnurrbart und einen
kurzen Vollbart, zeigt aber genau denselben Haarwuchs. Ausserdem gehören
zu dieser römischen Abteilung noch mindestens vier, vielleicht sechs
Darstellungen von Jünglingen. Sind auch diese Köpfe als Berühmtheiten
aufzufassen oder sind es verschiedenen Generationen angehörige Mit-
glieder der Welschbilliger Grossgrundbesitzerfamilie ? Die Frage ist noch
nicht zur Entscheidung gebracht. Die weitgehende Ähnlichkeit nament-
lich in der Haartracht spricht für die Familienzusammengehörigkeit,
andererseits wäre es auffallend, wenn nur Berühmtheiten aus Griechen-
land, keine aus Rom dargestellt gewesen wären, und Haartrachten wie
die in Frage kommenden finden sich ja auch vielfach in der republika-
nischen und in der frühen Kaiser-Zeit, so z. B. bei Caesar, Hortensius,
Cicero, Nerva. Mit Ausnahme eines Idealkopfes (nr. 175) und eines
Römerkopfes (nr. 199) sind an sämtlichen Köpfen die Augensterne ange-
geben und zwar durch kreisförmige Iris und eine runde Vertiefung als
Pupille ; ganz vereinzelt findet sich die malerische Darstellung der Pupille
in Form des kleinen Halbmondes, der Lunula, wie sie um die Mitte des
2. Jahrh. aufkommt und in der 2. Hälfte desselben und im 3. Jahrh. sich
immer mehr verbreitet. Deswegen wird die Entstehung des Geländers
in die Mitte des 2. Jahrh. zu setzen sein, womit sich auch die sorgfältige
saubere Ausführung, wie sie uns an den Arbeiten aus der Zeit von An-
toninus Pius in unserer Gegend entgegentritt und sich von der flottrern
Manier der folgenden Jahrzehnte abhebt, gut reimt. Auch dass höchstens
ein bärtiger Typus (nr. 203) unter den Römern auftritt, findet hierdurch
seine Erklärung. (Vgl. Steindenkmäler S. 251 und 'Römisches aus der
Eifel' in der Zeitschrift *Rheinlande' 1902 S. 7.)
6
82 Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers.
Sehrank II: Funde aus einem Tempel, ausgegraben im J. 1899
bei Dhronecken im Hochw-ald, der in Benutzung war vom Ende des i. Jahrh.
bis zum Ende des 4. Jahrh. Ungewöhnlich reich an Votivfigürchen aus
Thon, darstellend vor allem die einheimischen Göttinnen der Fruchtbarkeit
mit Früchten oder einem Tier im Schooss, ferner Kinderköpfchen und
Köpfchen des jugendlichen Bacchus, abg, Clichf, nr. 3, die. wie die im
Innern befindlichen Rasseln beweisen, als Spielzeug dienten, aber offenbar
auch für das Wohl der Kinder geweiht wurden; ferner Figuren, die wohl
mit dem Totenkaltus zusammenhängen, so Jüngling mit einem Vogel,
Amor und Psyche, bewaffneter Reiter und Cybele zwischen ihren Löwen
sitzend (abg. Ct'clii', iir. 1, 3. 4, 5). Ausserdem Marsfigürchen und Fibeln
aus Bronze.' Vgl. Hettner, Drei Tempelljczirkc im Trevererlande.
Schra'^ III: Funde aus dem Tempelbezirke bei Mohn i. Eifel,
ausgegraben 1887. 205. Der Plan des Tempels und des daran schliessenden
Theaterbaues hängt ati der Südivand. Sehr reich an keltischen und rö-
mischen Münzen aus der Cfesarischen und Kaiser-Zeit und an frühen
Fibeln und Armbändern, welche als Weihegaben in dem Tempel gestiftet
worden sind. Vgl. Hettner, Drei Tempelbezirke,
Schrank IUI: 206. (St. 669) Satyrftfliir aus weissem Marmor,
Teil einer Gruppe. Cef. 1875 in einer Villa bei Wellen (Kr. Saarburg).
Der Satyr schleicht heran gegen eine Figur, von der nur noch der Rest
des T. Fusses erhalten ist, vermutlich eine kauernde Nymphe. Ein leider
wieder verloren gegangenes Marmorbüch sehen, aus dem eine Schlange
hervorsah (cista mystica), gehörte auch zu dieser Grujipe. — 207. (St. 654)
Gipsabguss einer Marmorgruppe der jagenden Diana. Das Original,
gef. 1S59 unweit Bertrich, im Besitze des Fürsten von HohenzoUem.
An der Ostwand, rechts von der Tkäre:
208. Plan der Villa von Oberweis (Kr, Bitburg). Ausgegraben
1877 und 1878. Sie enthielt zwei übereinander liegende Bauperioden.
Ihre Länge betrug in der i. Periode 128 m; aus dieser ersten Periode
stammen folgende drei Mosaiken, die dem 2. Jahrh. angehören werden,
vgl, Wilmowsky und Hettner; Römische Mosaiken S. VH:
Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers. 83
209. Mosaik, 5,57 m lang und 4,80 m breit, heller Grund, im übrigen
dieselben Farben wie bei nr. an. Innerhalb grosser Kreise quadratische
Flächen, die mit leichten blumenartigen Sternen geziert sind ; die grossen
Kreise sind untereinander durch kleine verflochten. Von diesem Mosaik
sind ein grösserer Teil und die einzelnen Sterne ausgehoben worden.
210. Eine Zeichnung des Ganzen hängt an der Oslioand. Vgl. nr. zoS.
In der Sädtresiecke: 211. Moulk, 5,43 m lang, war ursprünglich
4,20 m breit. Bei den Veränderungen, die in der z, Bauperiode vorge-
nommen worden sind, wurde das Zimmer der Länge nach mit einer Mauer
durchzogen, wodurch ein 80 cm breites Stück verloren ging. Das Mosaik
besteht aus Achtecken und dazwischen gestellten Quadraten, letztere sind
mit Vögeln und Fischen, erstere mit denselben Sternen wie nr. zog geziert.
Das Mosaik wirkt sehr hell, indem der weisse Grund noch weniger mit
Figuren bedeckt ist, als bei nr. 209. Die Umrahmung ist einfarbig schwarz.
Die teilenden Bänder sind nicht geflochten, sondern bestehen aus geraden
Linien, welche aus grünen, hellgelben, hellroten und rotbraunen Steinen
gebildet sind. Dieselben Farben sind auch für die übrigen Ornamente
gewählt. Vgl. nr. zo8.
Südosteeke: 212. Zeichnung eines Mosaiks aus Oberweis; einförmiger
schwarzer Grund mit weissen Sternchen, nur in der Mitte ist ein recht-
6*
84 Römische Gegenstände- aus Metall.
eckiger Icleiner Teppich angebracht, von dem die aus dem doppelt-
gewundenen Band hergestellte Umfassungsborde erhalten ist, während
sein Inneres bei der Auffindung zerstört war.
213. Grundriss der Villa VM Nennig (Kr. Saarburg). Die Länge
des Mittelbaues beträgt ii6 m. Die Villa ist, in freilich schlecht erhal-
tenem Zustand, noch heute sichtbar, ihre Mitte nimmt das berühmte
noch an Ort und Stelle liegende Mosaik ein, vgl. Saal 20.
Saal 17.
Römische Gegenstände aus Metall*).
Wandgestelt I: fiewand-
spangen CfibtdiBj aus Bronze
und Weissmetall in unge-
fähr chronologischer Rei-
henfolge von Christi Ge-
burt bis etwa 400 n. Chr.
Schrank II: Gerätschaf-
ten aus Bronze, oben;
Kannen, Kasserolle, Tiegel.
Darunter :
II 068 (ahgeb. nr. 8)
Schlossblech, auf wel-
chem Tiere eingepunzt
sind, u. sonstige Beschläge
von einem (jetzt wiederher-
gestellten) Kästchen, gef.
1885 in Sprendlingen in
Rhein hessen.
G. 1^2 (ahgeb. nr.7)'Lan-
zenförmige Bekrönung,
neben der Tülle einerseits
ein Knäbchen mit einer
Weintraube, anderseits ein
Windhund.dereinenHasen
anpackt ; also Embleme
der Jagd und des Wein-
baus, hoch 29 cm.
S. T. 2997 (ahgtb. nr. 6J
Ein Bein eines Sofas
(cline) oder eines Stuhles.
Das Bein besteht aus einem
Römische Gegienstände aus Metall. 86
36 cm hohen, 45 mm breiten und 16 mm tiefen Bronzestab, der auf der
Vorderseite zwischen einrahmenden Perlleisten eine Weinranke zeigt;
der Stab ruht auf einem ausgezeichnet gearbeiteten, vorwärts schreitenden
Löwen. Am oberen Bruch sieht man drei Löcher zum Einsetzen der
Querstange. — Gef. 1902 bei der Kanalisation in Trier auf der Dietrich-
strasse vor den Häusern nr. 29 und 30 in einer Tiefe von 3,50 m, was
auf die erste Kaiserzeit hinweist.
2,16 (ahgeh, S. 84 nr. 10) Ente aus Bronze über einem Bronzereif
von. 22 cm Dm., wahrscheinlich ein Ausfluss einer grossen Wasserröhre (so
jetzt auch restauriert). Der Brbnzereif ist mit einem eisernen gefüttert,
ebenso zeigt der Unterkörper der Ente ein mit Eisen umkleidetes Loch,
in dem wahrscheinlich eine Vorrichtung zum Verschluss der Röhre an-
gebracht war. Gef. im Sommer 1901 bei der Kanalisation in Trier in
einem römischen Hause am Antoniusbrunnen.
G. 85 fabgeb, S. 84 nr. 11) Deichselkopf in Form eines Geier-
kopfes, gef. in Gillenfeld.
G. 126 und G. 128 fabgeb. S. 84 nr. 2 und 3) Kasserolle mit hinein-
passendem. Sieb, lang 323 mm, zugleich mit zwei gleichartigen Gefässen
G. 126a und 126 b gef. 1841 an der Grenze des Dockendorfer und Ingen-
dorfer Bannes (Kr. Bitburg), vgl. Archiv d. G. f. n. F. 1841, 33. Meist
nimmt man an, dass diese Gefässpaare zum Schöpfen des Weins gedient
hätten und dass in dem Sieb der Bodensatz zurückgeblieben sei, vgl. z. B-.
Willers, Bronzeeimer von Hemmoor S. 200. Dagegen sieht man anderer-
seits in ihnen ein Kochgeschirr, aus dem mittels des Siebes das Gekochte
ohne das Wasser, in dem es gekocht war, herausgehoben wurde, vgl.
Mau in Pauly-Wissowa, Colum.
20193 fabgeb. S. 84 nr. 4) Kleine Kasserolle, lang 258 mm, gef. 1895
zwischen Leiwen und Trittenheim.
99,61 fabgeb. S. 84 nr. 5) Flache Schale mit Griff, lang 243 mm,
wahrscheinlich ein Badegerät, mit dem Stempel Cipi Poliby, also aus der
grossen Fabrik der Cipii, die vielleicht in Capua lag und ihre Fabrikate
massenhaft in das ganze römische Reich und auch in das freie Germanien
exportierte. Da Stempel desselben Mannes vielfach in Pompeji vor-
kommen, so wird unser Stück vermutlich noch in die erste Hälfte des
I. Jahrh. fallen. Vgl. Willers, Bronzeeimer von Hemmoor S. 211 u. 214.
Gef. 1899 in Wellingen (Kr, Merzig).
Viele Lampen und Waagen.
G. ii8 fabgeb. S. 84 nr. 1) Flache Schüssel, 24 cm lang, auf der
Rückseite einpunktiert Dfeo) Mercurio und unentzifferte eingeritzte Buch-
staben. Gef. 1869 am Stumpfen Turme bei Heinzerath (Kr. Bernkastei).
2,47 fabgeb. S. 84 nr. 9) Schüssel in Form einer Muschel aus
dünnem Bronzeblech, aus dem i, Jahrh. n. Chr., gef. 1902 in Mathias auf
der Burenstrasse.
Schrank Uly an der Nordwand: enthält Spiegel, Haarnadeln, Steck-
nadeln, Filetnadeln, Ohrlöffelchen, Schnallen, Ketten, Hals- und Arm-
bänder.
Römische Gegenstände a
i Metall.
StArank IUI— VII: Bronzeilguren.
Sehrank IUI, frei im Siiale. Beson-
ders zu beachten :
G. I Apollo fnebenstdieiid abgebj
hoch 26 cm. Die Oberfläche der ganzen
Statuette ist mit dünnen Silberplättchen
umkleidet. Der Gott wird die linke Hand
auf die niedergesetzte Leier gelegt haben,
während er in der rechten vorgestreckten
einen Lorbeerzweig hielt. Gef. 1841 bei
Eitelsbach (Landkr. Trier). Vgl. Over-
beck, Apollo S. zoo.
16941 (abgeh. untenitehend, nr. 3J.
Apollo, es fehlen die Füsse, hoch 99
mm. Die linke Hand liegt fest am Körper
an und hielt kein Attribut. Gef. 1888
in Löwenbrücken bei Trier.
G.2 [(i6äte6.nr.4JNox(die Nacht),
hoch 165 mm. Sie hielt das Gewand,
welches den Unterkörper umhüllt, mit
der linken Hand. Ausserdem muss ein
Schleier um den Kopf geflattert haben,
der den Kopf und die Schultern nicht berührte, während er auf den
beiden Oberarmen auflag und vermutlich von der r. Hand gehalten wurde.
Auch in dem Gewände des Unterkörpers ist viel Bewegung. Sehr ähnlich
der Bronzeattache bei S, Reinach, Bronzes figur^s de la Gaule nr. 32,
vgl. auch Roscher's Myth, Lexicön unter Nyx,
Reg. C. 49 (abgeb, nr. 1.). Brustbild einer Venus, aus einem
Blütenkelch herauswachsend, an der rechten Seite der Spiegel, hoch S cm.
Schmuckbeschiagstück eines Gegenstandes. Gef. im Kaiserpalast in Trier.
Römische Gegenstände aus Metall. 87
G. 3 fabgeb. S. 86 nr. 5J. Diana, auf dem Rücken der Köcher,
13 cm hoch. Mit der Rechten hielt sie den dem Köcher entnommenen
Pfeil, in der gesenkten Linken den Bogen. Sehr ähnlich Sacken, Wiener
Bronzen, XIX, 4. Gef. auf dem SteinrJng zu Otzenhausen, vgl. Steininger,
Geschichte der Treverer I S. 195. /
G. 45 Cabgeb. S. 86 nr, 6J. Satyrknäbchen, mit deutlichen Ziegen-
ohren, in sein Pantherfell gehüllt, hoch 97 mm.
20472 (abgeb. S. 86 nr. 7). Minerva, hoch 95 mm, Lanze erhalten,
rohe Arbeit. Gef. 1896 in Löwenbrücken.
12022 (abgeb. S. 86 nr. 3J. Mars, intakt, aber stark geputzt, hoch
142 mm; in der vorgestreckten Linken das Schwert, die erhobene und
durchbohrte Rechte hielt die Lanze. Gef 1886 hei Winringen (Kr. Prüm).
Schrank V. Besonders zu beachten :
LÄÄ
G. 36 Cabgeb.nr.3J. Sitzender nackter Mercur, 13 cm hoch. Der
Sitz ist neu. In der. Rechten der Beutel, die durchbohrte Linke hielt
den Caduceus.
99. 218 (abgeb, nr, 2). Isis-Fortuna, einschliesslich des alten
Postamentes 96 mm hoch, sehr geputzt. Auf dem Kopf das Isisattribut
(vgl. Babelon et Blanchet, Bronzes antiques nr. 628 fg.), in der 1. Hand
das Füllhorn. Gef. 1899 in Pachtern (Kreis Saarlouis).
G. 16 (abgeh. nr, 4J. Victoria auf Kugel, mit Palme, die R. war
vorgestreckt und hielt vielleicht einen Kranz. 8 cm hoch.
G. 47 (abgeb. nr. 5J. Victoria im selbenJTypus wie die vorige,
aber von besserer Arbeit, jetzt 97 mm hoch. Im doppeltgegürteten Chiton.
Das Attribut der Linken scheint horizontal gehalten worden zu sein.
17135, Sechseckiges Postament, 9 cm hoch, mit einer In-
schrift, welche besagt: »Zu Ehren des Kaiserlichen Hauses. Das Bildnis
des Mercur schenkt Tetricianius Serotinus seinen Brüdern«. Gef. 1887
am Nitteler Bei^ (Kr. Saarburg), vgl. Westd. Korr. VIII, 49.
22 139 (abgeb. nr. 1). Jüngling mit der Strigilis, aus der Schneide
, der Strigilis mit dem rechten Daumen den Schmutz auskratzend. Durch
Oxydation sehr zerstört. Füsse abgebrochen, jetzt 98 mm hoch. Vgl.
Furtwängler, Bonn. Jahrb. 103 S. 10.
gg Römische Gegenstände aus Metall.
G. 9 (abgeb.S.87nr.6J. Zusammenstellung von Götterattributen.
Um einem Stamm eine Schlange (Asclepius), daneben eine Eule (Minerva),
über dieser eine Lyra (Apollo) und neben dieser zwei Trinkhörner (Bacchus).
Zwischen Leier und Trinkhömem der Anfang eines weiteren Attributs,
ein solches kann auch noch oberhalb der Leier vorhanden gewesen sein;
hoch 78 mm.
Sdiraitk VI. Besonders zu beachten :
4938 fabgeb. nr. 1). Brustbild eines bartlosen Mannes, ver-
mutlich fröhrömisches Porträt. Der Oberkörper ist in einen auf der r.
Schulter geknöpften Mantel geschlagen. Im ganzen 8 cm hoch. Die
Rückseite gebildet wie bei einer Attache, da sich aber im Kopf ein Loch
befindet, wird das Stück Teil eines Gewichtes sein, wie das S. 90 aufgeführte
Stück S.T. 4434. Gef. 1881 zwischen Godendorf und Ralingen a. d. Sauer.
G. n (abgeb. nr. 2). Brustbild eines Jünglings, das Gewand hängt
über der 1. Schulter. Vielleicht gleichfalls ein Gewicht. Höhe im ganzen 9 cm.
G. 424 (abgeb. nr. 3J. Bekrönung von einem Beine etwa eines
Dreifusses. Über dem Bein ein Kelch, aus dem das Brustbild heraus-
wächst; an der Rückseite der Ansatz zu einer Querleiste. Der Kopf ist
unbärtig, roh gearbeitet und gehört wahrscheinlich dem 4. Jahrh. an.
Um den Hals eine Kette mit einer Bulla.
G. 4 und 5 (abgeb. nr. i). Zwei gleiche weibliche Brustbilder
aus getriebenem Silber, von 14 cm Höhe. Auf der Unterseite ein Akanthus-
blatt, auf der Rückseite eine viereckige Röhre, mit der die Brustbilder
an einem nicht mehr zu bestimmenden Gegenstand als Zierat befestigt
waren. Das Gesicht ist an der abgebildeten Büste leider eingedrückt,
(an der nicht abgebildeten fehlt es ganz). Die Haartracht weist auf das
ausgehende 3. oder das 4, Jahrh. Dargestellt war wohl eine Kaiserin.
Sehr interessant ist die feine Fältelung und Verzierung an der Tunika
und an dem über die I. Schulter geworfenen Teile der Palla. Gef. 1859
zusammen mit einem silbernen Löffel bei Sirzenich. Vgl. v. Wilmowsky,
Archäologische Funde S. i.
G. 7 (abgeb. nr. 5). Weibliches Brustbild, aus einem Kelch
herauswachsend, an einer sehr massiven Bronzeröhre befestigt. Das
Römische Gegenstände aus Metall. 89
Gewand auf der Brust ist abwechselnd mit eingravierten Ornamenten
und eingelegten Silberstreifen geziert. Um den Kopf ein Reif. Cef. 1871
in Trier, in der Blattau'schen Curie, vgl. Jährest. 1869/71 S. 146.
I. 373 Cabgeb. nr. 2). Opfernder Römer in Tunika und um das
Haupt geschlagener Toga, in der L. die Mappa (Serviette), die vorgestreckte,
jetzt abgebrochene R, hielt offenbar eine Opferschale. Durch den Hals
und zwischen die Beine sind in römischer Zeit ganz roh Nägel geschlagen
zur Befestigung der Figur an einer Rückwand. 68 mm hoch. Gef. 1901
bei Euren (bei Trier). Vgl. S. Reinach, Rupert. II, 503.
G. 68 (abgtb.nr.3). Unbärtiger Mann, wahrscheinlich ein Sklave,
in gegürteter Ärmeltunika. Beide Hände waren vorgestreckt. Die Figur
war vergoldet. Im Rücken ein Nagelansatz zur Befestigung. HochiiSmm.
G. II (abgab, nr. 5). Jugendlicher Mann, in Tunika und Pjenula,
deren Kapuze den Kopf bedeckt und nur das Gesicht frei lässt; in Gamaschen
und Schuhen, genau wie sie an den Neumagner Monumenten vorkommen.
Er schreitet in bäurischer Weise mit eingeknickten Beinen vorwärts ;
die Arme sind beide gestreckt, die Hände so durchbohrt, dass die rechte
einen nach unten, die linke einen nach oben gerichteten Gegenstand
gehalten haben muss. Sehr gute Arbeit, hoch 12 cm. Vgl. z. B. die Bronze
von Amiens bei S. Reinach, Rupert. II, 75, ' ; La tCte et le capuchon,
mobiles, recouvrent un Corps se terminant en phallus. Bei unserer Bronze
ist der Oberkörper, der ursprünglich fest auf dem Unterkörper sass, sich
aber jetzt abnehmen lässt, mit Blei ausgegossen. Vgl. auch Rupert. II
469. 8 und 9-
10166 (abgeh. nr. 1). Gladiator; es ist ein Secutor mit Helm,
grossem Schild, Dolch, und Schiene am linken Bein, hoch 64 mm. Gef.
1S84 in Dalheim im Luxemburgischen,
St. W. I (abgeb. nr. 6J. Gewicht in Form eines kauernden Silens.
Der Silen ist mit einem Epheukranz geschmückt und mit einem Ziegen-
fell bekleidet; er hat keine tierischen Ohren. Hoch S cm. Das Stück wiegt
288 Gramm ; da aber ein erheblicher Teil der inneren Bleifüllung und
die an den seitlichen Ösen befestigten Kettchen fehlen, so kann es ehe-
mals 327 Gramm — i libra betragen haben. — Gef 1836 neben einer
90 Römische Gegenstände aus Metall.
Waage im Varuswalde bei Tholey. Vgl. Bericht des Vereins für Er-
forschung von Altertümern zu St. Wendel S. 17; abgeb. ebenda Taf. I, 4
und Lindenschmit, Unsere Vorzeit IV, 15, 3.
S. T. 4434. Gewicht in Form eines Juppiterbrustbildes; auf
der Oberseite des Kopfes der Rest eines eisernen Anhängers. Unter der
Bronzeattache befindet sich ein ungefähr halbkugeliger Bleiguss innerhalb
einer dünnen Bronzeumhüllung; hoch 11,50, Dm. 10,50 cm, wiegt jetzt
2250 Gramm, wird also ein 7- oder 8-Pfundgewicht gewesen sein. Gef,
1902 in Trier bei der Kanalisation auf der Südallee vor Haus nr. 6.
18937 fabgeb. S. 89 nr. 7J. Gewicht. Die Attache stellt einen auf
einem Felsen liegenden Amor mit Trinkhorn und Kantharos dar. Oben
eine Öse, in der noch ein Rest des Aufhängers erhalten ist. Rückseite mit
Blei ausgegossen. Wiegt jetzt 135 Gramm und scheint ein 5- Unzengewicht
gewesen zu sein. Gef. 1892 in Dalheim.
G. 14 fabgeb. S. 89 nr. 4J. Gewicht in Form eines Silenbrust-
bild^s. Auf dem kahlen Kopf ein Epheukranz, dessen lange Bänder über
den Schultern herabhängen. Der Oberkörper ist in ein Bocksfell gehüllt,
welches die linke weiblich gebildete Brust frei lässt. Das linke Auge
ist mit Silber eingelegt, während das rechte nur aus Bronze besteht,
der Schmuck der Iris ist an beiden Augen ausgesprungen. Sehr häufig
vorkommender Typus, vgl. z. B. Babelon et Blanchet, Bronzes antiques
nr. 391 fg. ; Züricher Katalog 1754 u. 2854; Sacken, Wiener Bronzen 28, 5.
Ein grosses viereckiges Loch auf dem Kopf, in welchem Eisen sass,
zeigt, dass das Stück ein Gewicht war. Die Rückseite ist mit Blei aus-
gegossen und mit einer dünnen Bronzeplatte verkleidet. Das Gewicht
wiegt jetzt 2700 Gramm; da aber durch Herstellung eines modernen
Befestigungsfalzes und durch die jetzt fehlende eiserne Hängevorrichtung
ein erheblicher Gewichtverlust eingetreten ist, wird das ursprüngliche
Gewicht wohl 9 Pfund = 2947 Gramm betragen haben. Gef. in der
Mosel bei Trier, zwischen den beiden Krahnen.
Schrank VII. Besonders zu beachten :
17899. Stier, gr. L. 19 cm. Gef. 1874 in einer römischen Villa
in Besseringen (Kr. Merzig). Geschenk des Herrn Geh. Commerzienrat
E. V. Boch. Vgl. Jahresber. der Ges. f. nützl. Forschungen 1899 S. 41.
G. 79. Weiblicher brüllender Panther, um den Hals ein
Band, dessen Enden w^eit herabhängen, seinen 1. Vorderfuss auf eine
Scheibe stellend. Letzteres ist ein sehr häufig vorkommendes Motiv,
auf der Scheibe sind meist tragische Masken, Silensköpfe u. dgl. dar-
gestellt. Gr. L. 45 mm.
G. 82 und 83. Zwei gleiche Bronzeröhren, die vorne mit Löwen-
köpfen geziert sind, lang 15,5 cm. Dm. 53 mm. Auf der einen ist ein-
geritzt Bellieianus.
G. 84. Vorderteil des linken Fusses einer Statue, sehr gute Arbeit,
85 mm breit.
18 131. Rechter Unterarm einer Statue, im ganzen lang 32 cm.
Gef. 1890 in der Nähe des Kaiserpalastes in Trier.
Römische Gegenstände aus Metall. 91
Sehrank VIII. Eisen: Nägel, Scharniere, Messer, Scheeren, Meissel,
Schlüssel, Hufeisen, Hufschuhe.
SdiTank IX. Eiten: Zangen, Meissel, Sicheln u. dgl.
Pulitisch X: Eine gute Collcetion enallllerter Fibeln und Schmuck-
sachen aus dem z. und 3. Jahrh.
Viele Slegelkapaeln, davon abgeb. St. W. 5 und 5064. Durch die Löcher
wurden die Schnüre
gezogen, mit denen
I der Brief geschlossen
.r,über diese wurde
die Kapsel das
Wachs gegossen und gesiegelt, dann wurde der Deckel der Kapsel zu-
gedrückt, «m das Siegel vor EUfälliger Beschädigung zu schützen.
SpUrUmieche Unzengewlchte aus Bronze in der Form einer Kugel-
zone mit griechischen Aufschriften*) Q< = ovyxln).
G. 59, eingeritzt X5, sehr gut erhalten, wiegt 165 Gramm =; 6 Unzen,
G. 60, si Ibe reingelegt Xr, sehr gut erhalten, wiegt 81 Gramm = 3 Unzen,
21 031, Silbe reingelegt Xr, leidlich erhalten, wiegt 76 Gramm = 3 Unzen,
gef. 1897 in der Agnetenkaserne in Trier.
3259, Silbe reingelegt ^, gut erhalten, wiegt 56 Gramm — 2 Unzen, gef.
beim Bau der Ucberle'schen Brauerei in Trier,
5417, eingeritzt 5, sehr gut erhalten, 6,5 Gramm = 6 scripula =. i Sicilicus.
Zwar wird Sicilicus in der Regel mit wiedergegeben, doch unterliegt es
keinem Bedenken, dieses Gewicht als Summe der Scripula ausgedrückt
RS misch- Italische Gewiclite, gleichfalls in Form einer Kugclzone.
Nur die Zahl ist aufgeschrieben, die Maasseinheit (wieder Unzen) ist
weggelassen.
17958. Bronze, eingeritzt im,
sehr gut erhalten, wiegt iio Gramm
= 4 Unzen.
G. 6r. Schwarzer Marmor, ,'.
gut erhalten, wiegt 81 Gramm = 3
Unzen,
1237. GlSckcten, hoch 19 mm.
mit der Aufschrift Albani ivrvp {:=
tvtvzn) = Glück zu Albanus! Dem
Ton der Glocke mass man dis Kraft
bei. gegen Gespenster zu schützen.
Wandgestdl XI: Allerlei Be-
schläge, Teile von Pferdegeschirren,
Gehängsei. Messergriffe, Kannenhen-
kel. Hervorzuheben :
2813 (daneben abgeb.). Bronze-
•). 1
92 Römische Gegenstände aus Metall.
blech, darauf in getriebener Arbeit Mars von Victoria bekränzt,
1 1 cm hoch. Das Blech muss aus einer grösseren Darstellung ausgeschnitten
sein, wie der unvollständige breite Strich in der linken oberen Ecke
zeigt. Gef. 1880 in Trier an der Luxemburger Strasse, vgl. Bonn. Jahrb.
69 S. 13.
580 fabgeb. nr. 1). Flache Bronzescheibe von 4 cm Dm. Ein Reiter
mit Helm, Schild, einem flatternden Mantel und wahrscheinlich einer
Lanze springt über eine Schlucht weg, in welcher ein Löwe steht. Sehr
an die Bellerophondarstellungen erinnernd, aber weder ist das Pferd als
Pegasus noch der Löwe als Chimära charakterisiert. Über die Scheibe
verstreut bis jetzt noch nicht gedeutete Buchstaben. Sehr flotte Arbeit.
Gef. 1878 in Trier oder Umgegend.
St. W. 3 (ahgeb. nr. 2). Bronzescheibe von 5 cm Dm. mit erha-
Ejenem Rand und flachgewölbter Rückseite. Ein Reiter mit fliegen-
dem Gewand und drei Hunden macht Jagd auf einen grösseren und
einen kleineren Bären, die auf einen Baum geklettert sind. Rechts am
Rand eingraviert der Name Äpelim. Gef. 1835 'I Tholey, vgl. Bericht
von St. Wendel S. 13.
G. 105 (ahgeh. nr. 3). Bronzescheibe, schlecht erhalten, der Rand,
namentlich oben, modern beschnitten. Jetzt Dm. 46 mm; die Rückseite
ist flachgewölbt. Oben in einer Quadriga Sol, neben ihm stehend oder
fliegend eine zweite Figur. Unten hingelagert zwei ErdgÖtter.
G. loz (abgeb. nr. 4). Bronzescheibe. Ein geprägter Rand ist grössten-
teils abgebrochen, hatte 45 mm Dm. Minerva mit einem schlangen-
füssigen Giganten kämpfend. Gef. 1871 in Trier auf der Neustrasse,
vgl. Jahresb. d, Ges. f. nützl. F. 1869/71 S. 146.
8465 (ahgeh. nr. 1). Gürtelschnalle, gef angeblich in Wasser-
billig, spätrömische Technik des 4. oder 5, Jahrh., ganz in der Art der
Kerbschnitzerei. Sehr häufig sind an diesen Arbeiten die Raubtierköpfe.
Die Motive sind zumeist klassische, die Technik kann auf Holzschnitz-
Römische Thongefasse und Lampen. 93
technik der Barbaren zurückgehen. Vgl. Lindenschmit, Unsere Vorzeit nil,
Taf. 65,2 und Taf. 71, und andererseits A. Riegl, Spätrömische Kunst-
industrie S. 156, der diese Technik als Keilschnitt bezeichnet.
20476 fahgeh. S. 92 nr. 2). Endbeschlag von einem Gürtel, gef.
wahrscheinlich in Trier; in der Mitte eingepunzt der Gute Hirte. Siehe
die Zeichnung im grösseren Massstab Westd. Zeitschr. XVI S. 363.
1901,57 (dbgeh. S. 92 nr. 3). Gürtelschnalle, gef. 1901 in Trier im
Mutterhaus. Verwandt mit nr. 8465 wegen des Tierkopfbügels, die Or-
namente sind in ausgezeichneter Punzarbeit dargestellt, sehr verbreiteter
Typus.
19047 fabgeb. S* 92 nr. 4J. Gürtelschnalle, gef. in Trier auf der
Johann-Philippstrasse, Geschenk des Herrn Forstmann.
Reg. 51a (ahgeh. S. 92 nr, 5). Gürtelschnalle.
Reg. 51b (dbgeh, Ä 92 nr. 6J. Gürtelschnalle., als Ornamente
sind concentrische Kreise eingepunzt; ist den vorhergehenden Nummern
ungefähr gleichzeitig.
Wandgestell XII: Löffel, Gabeln, ärztliche Instrumente, Waagen,
Schlüssel, Schlüsselringe, Schreibgriffel, Schreibfedern, Zirkel.
Saal 18.
Römische Thongefasse und Lampen.
Schrank I: Friihrömisches Gräberfeld, ausgegraben 1900 in Roden
(Kr. Saarlouis), vgl. Westd. Zeitschr. XX S. 363.
Schrank II— IV: Übersicht über die Entwicklung der Thongefasse
von Caesar bis zum Ende der römischen Herrschaft.
Pulttische VI— IX. Römische Lampen. Besonders beachtenswert:
PtUttisch VI: Offene Lampen ohne Dochtloch. G. 934 mit dem
rohen Innenstempel Fidjelis. — Einarmige Lampen : 99,63 auf der Unter-
seite eingeritzt Vindex ffecit) cfoloniaj Cßaudice) aCrce) Afgrippinensium),
vgl. Bonn. Jahrb. 79 S. 188, gef. 1899 in Trier.
Pulttisch VII: 5212 Fortis, darunter Kranz und Palmzweig, gef. 1881,
Trier, Paulin. — 6436 Auf dem Rand der Stempel L. Septimi, gef. 1882,
Trier, Paulin, abgeb. Westd. Zeitschr. II Taf. 12. 3685 Tanais, i. Jahrh.,
gef. 1880, Trier, Maar.
Pulttisch VIII: Tiere. Ferner : Mercur. Kauernde Venus. Hercules
Schlangen würgend. Herculeskopf. Victoria. Fortuna. Sitzende Frau
neben Hirsch. Sitzende Frau mit Arbeitskorb. Kentaur. Kentaur mit
Bacchantin. Bacchantin. Priapus.
PtUttisch IX: Viele Amordarstellungen. G. 758. Amor vor einer
Herme sitzend, gef. bei Tawern, vgl. Philanthrop 1847, 2. — Die Hirsch-
kuh den Telephos tränkend. Fuchs und Rabe. Hirt. Mann Affen ab-
richtend. Frau mit Palmzweig auf Krokodil sitzend. — Gladiatoren.
G. 747. Ein Thraex im Kampfe mit einem Hoplomachus, dazwischen der
Lanista, darunter ein Schild mit den Namen Sabinus und Popülius, gef.
bei Niederweiler, Archiv d. G. f. n. F. 1849, 40. Gr. 752. Curtius zu Pferd,
94 Römische Grabfunde.
letzteres vor dem Abgrund scheuend. Siegreiche Pferde. Mann mit auf dem
Rücken gebundenen Händen gegen einen Bock kämpfend. Ölkännchen
in Form von Gesichtern. Lämpchen in Form eines Helmes und von
Gesichtern. Christliche Lampen. Fünfarmige Lampe, auf dem äusseren
Boden eingeschrieben Severo et Quintiano cfonsulifmsj, das sind die Con-
suln des Jahres 235.
Wandkasten X: Scherben aus Pergamon, angefertigt im 2. Jahrh.
V. Chr., aufs nächste verwandt mit den in unserer Gegend in römischer
Zeit gearbeiteten römischen Gefässen. Geschenk des Herrn General«
Sekretärs des deutschen archäologischen Instituts, Prof. Conze.
Wandkasten XI: Scherben aus Bibracte, dem Mont Beuvray bei Autun.
Angefertigt im letzten Jahrhundert, zumeist in den letzten 50 Jahren
V. Chr. Geschenk des Herrn Bulliot in Autun.
Saal 19.
Römische Grabfunde*).
Westlich von der Thür: 214. Teil eines Bleisarcophages, mit Relief-
darstellungen einer Jagd, abgeb. Ramboux, Taf. 12.
Ostlich von der Thür: 215. Photographische Aufnahme der Urnen-
gräber, welche 1896 unmittelbar vor dem Westturm der Porta nigra, auf
dem sich vor der Stadtmauer hinziehenden Streifen (Berme genannt)
gefunden worden sind. Die Gräber sind mit der Bezeichnung A — H im
Schrank II/III dieses Saales aufgestellt; eines enthält eine Münze von
Faustina I (f 141). Da die Gräber sicher nicht nach Erbauung des Thores
auf der Berme beigesetzt sind, sondern vor Errichtung desselben einen
Teil des nördlichen Leichenackers bildeten, so beweisen sie, dass die
Porta erst nach der Mitte des 2. Jahrh. errichtet worden ist, vgl. Lehner,
Westd. Zeitschr. XV S. 256.
Ostwand:
216. Grab für einen un verbrannten Leichnam, aus Ziegeln zu-
sammengesetzt, gef. 1883 an der Chaussee Trier-Wasserbillig, auf Lang-
surer Bann, vgl. Westd. Korrbl. II nr. 44. Von den 14 Ziegeln, aus denen
das Grab zusammengesetzt war, sind neun gestempelt, und zwar sind
drei geliefert von Assatus, zwei von Amantiolus, drei von Exsupe-
rantius, einer von Concordius. Die Herstellung dieses Grabes muss
der Erbauung der Thermen in Trier, welche dieselben Ziegel enthalten,
ungefähr gleichzeitig sein, und wird in die erste Hälfte des 4. Jahrh. fallen.
217. Abbildungen einer römischen Grabkammer, aufgedeckt im
Winter 1890 auf 1891 an der Mündung der Kyll, Bann Ehrang, vgl. Westd.
Korrbl. X S. 196. — Nr. 217b, daneben abgebildet, zeigt die an einer
Lahgseite und einer Rückseite befindlichen Wandmalereien, welche Mar-
morverkleidungen nachahmen (eine ganz ähnliche Malerei wurde 1899 in
*) über den zeitlichen Unterschied der Brandgräber und der Skelettgräber sowie
über die romischen Grabfeldor bei« Trier, vgl. S. 36.
Römische Grabfunde.
einem unmittelbar südlich vom
Dieser Typus der Grabkamtncrn
Dom gelegenen Gebäude freigelegt),
^ird seit Anfang des 3. Jahrh. i
Gegend aufgekommen sein, vgl, Westd. Zcitschr. XX S. 105; früher flllt
also unsere Wandmalerei auf keinen Fall.
218, Aschenkiste aus Kalkstein mit daneben stehendem Deckel,
der mittels eiserner verbleiter Klammern am Unterteil befestigt war. Der
Asche der Verstorbenen waren beigegeben : ein Bronzespiegel mit Griff,
ein mit Bronzebeschlägen versehenes Kästchen, zwei Salbfiäschchen, ein
Familiendenar, eine Münze der ersten Kaiserzeit, also ein Grab aus der
ersten Hälfte des i. Jahrh. Gef. 1884 in Zurlaubeo.
Südwand: Mehrere bleierne Aschenbehälter, darunter 219 mit ein-
geritzten Verzierungen am Deckel, gef. 1896 im Maar.
220. ABchenbehälter aus Jurakalk, von konischer, sich nach unten
verjüngender Form, einschliesslich des Deckels hoch 37 cm. Im Innern
lagen neben der Asche faufgeslellt in Schrank IdJ zwei Fläschchen und
ein Vogel aus Glas und zwei Bronzespiegel. Gef. in Trier bei der
Kanalisation vor der Landratur 2 m tief, August 1902,
Im Mitteluckrank I: Gräber aufgestellt*), genau so, wie sie in der
Erde gefunden worden sind. In Schrank la: 3687. Die Grabume war
•) Di^,
n Untei
mj. I
^n Gräberfeld
UBCuma in Maar-Puilin au
75— »79). Ds die Reiulnii
96 Römische Grabfunde.
in ein grosses Dolium (Weingefäss) gesetzt, dessen Hals, um die Urne
einsetzen zu können, vorsichtig abgesägt war. Bei der Asche ein Lämpchen ;
neben dem Dolium drei Krüge. Gef. 1880 in Paulin.
3694. Kinderleiche in einem kleinen Holzsarge ; vom Sarg noch
die Beschläge erhalten, an denen Holzfasern hängen. Um den Hals der
Leiche lag ein Kettchen aus Bronzeschellen und Hornbommeln, im Mund
eine Münze Hadrians (117 — 138). Kinder wurden schon in republikanischer
Zeit oft bestattet, statt verbrannt. Man achte auf die kleine schwarze
Urne, deren Hals mit dem ein Korbgeflecht nachahmenden Ornament
geziert ist, dessen Verwendung etwa um die Mitte des 2. Jahrh. aufhörte.
Gef. 1880 in Paulin.
Schrank Ib: 18267. Bleibehälter, im Innern lag bei den Knochen
das Salbfläschchen, auf dem Deckel stand die Lampe, neben dem Behälter
ein graues Ürnchen und ein gelbes Krügelchen. Mitte des i. Jahrh.
Gef. 1890 in St. Mathias.
II 983. Brandgrab mit zwei Kasserollen, wie abgeb. S. 84 nr. 2 u. 3,
einer sog. Schminkkugel aus lila Glas mit weissen Spiralfäden vgl. Saal 19,
Schrank VII, einer Fibel mit dem Stempel Secco (vgl. Hettner, Drei
Tempelbezirke S. 24 nr. 49) und einer Rundfibel mit vergoldeter und
nieliierter Oberseite. Gef. 1886 bei Dahlem in der Eifel.
Schrank Ic: S. T. 3677. Graburne, 3 Krügelchen, Glasurne fabgeb.
Gliche S. 106 nr. 4J und Münze" Trajans, gef. 1902 bei der Kanalisation
vor der Landratur.
6197. Skelettgrab, aus dem Ende des 3. Jahrh.; es hatte eine lichte
Länge von 1,50 m und war auf allen Seiten mit einer aus Sandstein be-
stehenden 45 cm breiten Ummauerung versehen. Überdeckt war dasselbe
mit Kalk und kleinem Steingeröll. Gef. im Sommer 1881 bei Born a. d. Sauer,
unmittelbar neben dem Grabmonument nr. 121. Es enthielt ausser dem
Skelett einen schönen Spinnwirtel aus Hörn, einen Bronzegriff, ein Ge-
hängsei aus Bronze, einen Feuerstein und ein Mittelerz des Probus (276 — 282
n. Chr.). Im Umkreis um das Grab lagen als Reste des Opfermahls eine
grosse Anzahl von Thonscherben, darunter auch von Sigillata und feinen
schwarzen Trinkbechern, eine grosse Menge Stücke zersägten Hirsch-
geweihes, Bronzegegenstände und Münzen: i Trajan, 4 Gallien, 3 Clau-
dius IL, 4 Tetricus, i Aurelian, 2 Probus, i Numerian und eine frühe
Münze von Maximian. Vgl. Jahresber. d. G. f. n. F. für 1878 — 1881 S. 64.
Schrank Id: 3717. Dolium, mit einer Ziegelplatte bedeckt. Im
Dolium Terrakotten einer Venus und einer Minerva sowie ein Lämpchen.
Daneben eine graue Urne,- in der eine Münze Nerva's lag, sowie zwei
Krügelchen. Gef. 1880 in Paulin.
Da jedoch die Humusschicht seit der römischen Zeit um 80 cm an jener Stelle gewachsen
ist, so lagen die obersten Gräber ehedem nur 40 cm unter dem Boden. — Unter den 105 auf
diesem Terrain freigelegten Gräbern befanden sich 16 begrabene Leichen. Eine lag in einem
Sandsteinsarg, vgl. S. 39 nr. 59 ; die übrigen Leichen lagen in Holzsärgen wie die im Umkreis
um die Skelette aufgefundenen Nägel, an denen man noch deutlich die Reste von Holz
erkannte, zeigten; diese gehören sämtlich nicht vor den Anfang des 3. Jahrhunderts, mit
Ausnahme der im Schrank la aufgestellten Kinderleiche nr. 3694. Die übrigen 89 Gräber
enthielten sämtlich verbrannte Leichen; die Art der Aufbewahrung der Knochen war
sehr verschieden, wie die Betrachtung der einzelnen Gräber zöigt.
Römische Grabfunde. 97
3707. Kastengrab, hergestellt mit fünf Dachziegeln ; mit grauer
Urne u. dgl., aus der Mitte des 1. Jahrh., gef. 1800 in Paulin.
Schrank le: Einem in freier Erde liegenden Leichnam, in dessen
rechter Hand ein Kleinerz von Claudius Gothicus (j68 — 270 n. Chr.) sich
befand, waren beigegeben eine Glasfiasche mit trichterförmigem Hals und
Kugelbauch und ein Lämpchen, dessen Bild einen Mercurstab (caduceus)
und einen Hahn darstellt, mit dem Stempel Regalia in cursiver Schrift.
Schrank If: Schädel aus römischen Gräbern.
SchrarA II und III: Brandgi^er von dem Grabfeld Masr-Paulln.
Neben mehreren interessanten Gräbern der Frühzeit, wie das Grab 10204
— ^12, welches einen Gesamtfund von .Rosettenfibeln und scharfprofilierten
Bechern bildet, und 21041 mit Münzen aus der Zeit des Tiberius, sind
vor allem hervorzuheben die 1896 unmittelbar an der Porta nigra ge-
fundenen sieben Gräber (vgl. oben nr. 215), welche sehr einheitlichen
Charakter zeigen und der Mitte des 2. Jahrh. n. Chr. angehören: 2043t (A)
Hellgelbe Urne, mehrere Sigillatasciialen. Schale mit Glimmerüberzug.
Lämpchen. — 20427 (B) Rohe Urne mit kantigem Profil und wulstigem
Rand, zwei Schalen mit Glimmerüberzug, Lämpchen, zwei Henkelkrügel-
chen. — 20428 (C) Grosse gelbe Urne, gciirnisstes Becherchen mit zartem
Griesüberzug, Schale mit Glimmerüberzug, Lampe, zwei Krügalchen. —
20429 (D) Henkelkrug mit weiter Öffnung, zwei Krügelchen. — 20430
(E) 19 cm hoher schwarzgefirnisster Becher mit Griesüberzug als Aschen-
urne dienend ; bauchiges Becherchen mit eingefurchter Linien Verzierung
und aufgelegten kleinen Hufeisen en barbotine ; zwei Henkelkrügelchen. —
20431 (F) Urne aus rotem Thon, zwei He nkelk rügeichen, kleines Lämpchen
mit Stempel Imc, zusammengebackenes Eisen, zwei Bronzeglockchen,
Spielsteine aus Hörn, blaue Frittperlc, durchlochtes Mittelerz der Faustina
senior. — 20433 (H) Urne, zwei Krügelchen, Sehale mit Glimmerüberzug.
Schrank IV: Aus Skelettgrähern von etwa 220—450, von den
Kasernenbauten bei Trier auf dem 1. Moselufer und aus Ehrang. Zu
beachten : iS 291 (ahgeb.J 15 Gefässe aus einem Skelettgrab, einige
davon enthielten dünne Knochen; roher Sigillatateller von 28 cm Dm.
98 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w.
fnr. lOJ, aus ordinärem gelbgrauem Thon fünf Näpfe (hr. 2 — 6J, zwei
Schalen (nr, 8J, zwei Henkeltöpfe fnr. 1 und 11), aus schwarz bemaltem
Thon Ürnchen 12 cm hoch (nr. 7) und zw^ei Becher f«r. 12 und 13J,
einer mit dem Rest einer Rankenbemalung, ein gelbrQ;^ geflammt gemalter
Henkelkrug 22 cm hoch fnr. 9). Das zugehörige SkelQtt war vollkommen
verwest; gef. in Ehrang, vgl. Westd. Korrbl. X S. 194.
S. T. 1541. Glasgefässe, Haarnadeln und viejj^ Münzen bis zur
Mitte des 4. Jahrh. aus dem Holzsarg eines Erwachsenen, gef. 1890 bei
Ehrang, vgl. Westd. Korrbl. 'X S. 189.
18299c. Tonnen flasche, ungefähr von der Form der Glasflaschen
des Frontinus wie Gliche S. 109 nr. 29, aber einhenklig, aus schlechtem
grünem Glas roh geblasen und sicher einer späteren Zeit angehörig, als
die Flaschen des Frontinus. Unten die Aufschrift im Kreis geschrieben
EQVII///A?///, vgl. Gramer, Jahrb. d. Düsseid. Geschichtsvereins XIIII S. 151.
Die auf Cliche S. 109 nr. 22 — 25 abgebildeten Gläser stammen aus
verschiedenen Gräbern von Ehrang.
Saal 20.
Römische Grabfunde, Töpferei, Terral<otten, Leder,
Gemmen, Ringe, Gläser, Hörn, Sigillata, Trinkbecher, Glasfabrik.
Den oberen Teil der Wände dieses Saales zieren Nachbildungen
der Medaillons des Mosaiks von Nennig, von dem 221 fan der West-
wand) eine Übersicht giebt. Das Mosaik wurde 1852 fast intakt in einer
römischen Villa aufgefunden, wo es noch an ursprünglicher Stelle (vgl. S. 84
nr. 213) liegt; es hat einschliesslich des schwarzen Randes eine Länge
von 18 m, ohne diesen eine solche von 13 m. Die Medaillons stellen
Scenen aus der Arena dar: an der Südwand: 222. Ein abgerichteter Löwe
schlägt seine Tatze in den Kopf eines Esels, dessen Körper er offenbar
schon gefressen hat. Der Wärter will das Tier beruhigen und in den
Käfig zurückbringen. 223. Kampf zweier Gladiatoren im Beisein des
Fechtmeisters; der linke Gladiator ist ein retiarius, kenntlich an seinem
Dreizack (das Netz, welches ihm den Namen gegeben hat, ist, wie meist,
nicht dargestellt); sein Gegner ist wahrscheinlich Secutor zu benennen.
224. Eine Tigerin besiegt einen Waldesel. — An der Westwand: 225.
Stellt die Musik dar, die bei einem Gladiatorenspiel nie fehlen kann;
der eine Mann spielt die Wasserorgel, der andere bläst auf der Bucina.
An der Ostwand: 226. Ein speerwerfender Bestiarius hat einen Panther
besiegt. 227. Drei Bestiarii, nur mit Peitschen versehen, im Kampfe mit
einem Bären. 228. Ein ungefährlicher Kampf zweier Jünglinge (paegn^arii),
wie er zur Mittagszeit vorgeführt wurde. — Das Mosaik wird; um 200 n.
Chr. anzusetzen sein. — Die Imitationen sind von Herrn Historienmaler
Stummel in Kevelaer so ausgeführt, dass zunächst auf Löschpapier (nach
Art der Abklatsche der Inschriften) sämtliche Mosaiksteine durchgeschlagen
sind; alsdann wurden diese mit Ölfarbe kolorieirt. Sie wurden der
Gesellschaft für nützliche Forschungen bei ihrer Centenarfeier am
Römische Grabfunde. Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.
lo. April 1901 geschenkt und zvia,r 222 — 234 von der Stadt Trier, 335 vom
Domkapitel, 226 vom Wissenschaftlichen Verein 227 vom Kunst- und
Gewerbe verein. 228 vom Kunstverein zu Trier.
Schrank I. Gräberfunde: 875. Brandgrab Cabgeb.J gef. in Paulin.
Dezennien n.Chr.
Terranigrakrug,
am oberen Teil
des Bauches etn-
ge stempelte Mus.
Ziegelthon; Tel-
ler aus belgischer
Sigillata; 2 Ro-
settenfibeln und
drei kleinere Fi-
beln, von denen
zwei die Form
von Fusssohlen haben.
20547. Aus einem Sarg bei Maximin, Drei feine, teilweise mit einer
Spirale umzogene Henkelfläschchen (ahgeb. S. 109 nr. 11 u. 13), vier schwarze
Trinkbecher mit den Aufschriften bibe und dos, ein Sigillatanäpfehen. Aus
der I. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr. Vgl. Westd. Korr. XV nr. 87.
S.T. 3671. Brand grab, in einem Dolium eine Glasurne (adjeft. 5. im
nr. ?J, ein Henkelkrug und eine Münze Domitians.gef. 1902 vor der Landratur.
608. Skelettgrab von der MaximinsCrasse. Schöner Gtaskelch
mit eingeschliffenem Muster und Glasbecher in Tonnenform mit Spiral-
fäden (ahgeb. S. 107 nr. 37 und 28), geflammter Thonkrug, Sigillata u.s.w.,
wahrscheinlich um 300 n. Chr.
1155. Brandgrab. gef. im Maar, graue Aschcnurnc. zwei sehr
seltene doppelhenklige Flaschen aus blauem opakem Glas {abgeb. S. 107
nr. 1), mit Münze Neros.
G. 106 C'^geh.) Brandgrab, gefunden in Paulin. Rost; zwei Bronze-
100 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u
vasen ; acht Schalen und Näpfe aus Thon, gelb-rot gesprenkelt, r
imitierend, wahrscheinlich in der Gegend von Vichy in Frankreich fabri-
ziert, mit den Stempeln Botlus fic und Primi, t. Jahrh.
iT 40 fabgej>,J Brandgrab, gefunden Maar-Paulin, mit Münze
Hadrians, sehr wertvolle Thonkanne (h. 29,5 cm) mit grüner Glasur,
patinierte Bronze imitierend, mit sechseckigem Henkelfläschchen, einer
Urne, Lampe und Thonkrügen.
21009. Brandgrab, gef. in der Nähe vom Jacobsknopp bei
Schönecken (Kr. Prüm). Gelbe Urne mit Barbotineverzierung ; zwei
Sigillataschalen mit Lotosblättern ; Krügelchen; steilwandiger Becher [die
Form ahgeb. S. 107 nr. 18) aus bläulichgrünem gewöhnlichem Glas,
hoch 62 mm, breit oben am Rand S cm, mit Darstellung und Namen
von Wagenlenkem, in der Form geblasen, aus derselben Form wie der
Becher von Trouville-en-Caux, (abgeb. bei Cochet, Seine inf^r. p. 228)*).
Die Darstellungen und besonders die Umschriften sind sehr undeutlich
und durch Blasen entstellt. Oben unmittelbar unter dem Rand auf i cm
breitem Streifen steht Eutycht vafiej, Olympe vaflej, Tari[ane?] vafUJ,
lerax viefitj. Darunter auf einem 4 cm breiten Bande sind die vier
Aurigae dargestellt, die sämtlich den r. Arm vorstrecken, aber nur der
als Sieger bezeichnete Hierax hält in der R. einen Kranz, in der L, eine
Palme. Darunter auf der zum Boden gehenden Biegung ein mit springen-
den Tieren gezierter Streifen. Ober ähnliche Becher vgl. Schuermans,
Ann. de Namur XX p, 145. — Unser Grab wird um 100 n. Chr. beige-
99,57. Brandgrab, gef. bei Grügelborn (Kr. St. Wendel). Gerippte
Aschenurne aus bräunlichem Glas (abgeb. S. 106 nr. 1), mit frühem Sigil-
latateller und grauer Schale, Um 100 n. Chr.
Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder «
369 (abgtb.) Brandgrab eines Kindes, mit Münz« Domitians (81
—96), Urne, doppelhenltligem Krug, elegantem grauem Henkel krügeichen
mit eingepresstem Muster, s. g. Räucherkelch und mit den als Spielsachen
des Kindes dienenden Terrakottatierchen und Spielmarken, u.s.w.
5871. Brandgrab, gef. in Paulin. Mit Brenz e öl kännchen, Strigilis,
Schmuckkästchen, Lampe mit Darstellung einer Victoria,
3609. Angeblicher Gesamtfund eines Brandgrabes, aus dem Maar,
mit Münze von Septimius Severus (193—211); schmalem Kelchglas (hoch
1 Krystall mit Darstellung eines Kriegers (Form
L Bronzczängelchen; einer Bronzeschale mit
r Geräte, unter denen eine Strigilis
■ Thonlampe mit Darstellung e
1 Wurf
abgeb. S. 107 nr. 25); ei
Henkel, angefüllt mit Ri
zu erkennen ist ; und 1
begriffenen Minerva.
■ 803. Brandgrab, bestehend in
dbgA. S. 106 nr. 3) und einem durch
Fibelpaar; der Bügel der Fibeln ist mit
perlen geziert. Ebensolche blaue Emailperlchen auf den m
des Titus (79 — 81) gefundenen Fibelchen bei Houben Taf, 17.
317, Aus Sarcophagen bei Besseringen (Kr. Merzig) ein hoher
Glasbecher mit der Aufschrift vivas tui[s Fajustine, zwei Glasfl äschchen,
eine Sparbüchse ans Thon u.s.w, und Münzen aus der Mitte des 4. Jahrh.
Vgl. Bonn. Jahrb. 64 S. 107. Geschenk des Hrn. Geh. Rat E. v. Boch,
Glasbüchse (hoch 245 mm,
Bronzekette verbundenen
Reihe kleiner blauer Email-
r Münze
18566. Aus einem Sand te"n sarcophag, gef. vo
der Mosel-
brücke beim Schulhanse s h ne S hale aus hellem Glase mi
eiförmigen
Schliffen, Dm. 18 cm, fabgeb S nr. S4J ; Kugelflasche r
nit trichter-
förmigem Hals; Bronzem da Hon on Commodus (180—192)
U.S.W. Das
102 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w.
S, T. !574. ßrandgrab, gef. im Maar. Asehenurne, hoch i8 cm
(ahgeb. S. 106 nr. 2J, enthielt ein Halskettchen mit silbernem Halbmonde
und Phallen aus Silber, Elfenbein und Bernstein und eine Münze Domitians.
S. T. 1717. Aus einem Sandstelnsarcophag, gef. auf der Paulin-
strasse, dünne gewundene Goldstreifen, fünf Balsamarien mit breitem
konischem Unterteil*) von der Form wie S. iog nr. 26. Elfenbeingriff u.s.w.
18298 Cabgeb.J Inhalt eines Holzsarges, gef. in Ehrang, welcher ein
nach Osten gewendetes, reich ausgestattetes, männliches Skelettbarg. An
den Füssen das gewöhnhche Henkeltöpfchen (nr. 3) und der Teller mit Fuss
aus grünlichem Glas von 35 cm Dm. (iir. 10) ; auf letzterem der Becher aus
Milchglas, der mit Fäden von derselben Farbe netzförmig umsponnen
ist (nr. 8); neben dem Glasteller der Sigillatanapf (nr. IJ, welcher kleine
Knochen und die gläserne mit einem Glasdeckel bedeckte Kragenschale
(nr. 3 und 13) enthielt. -^ Am Kopf stand eine Henkelflasche von grün-
lichem Glas, verziert mit durch Drehung entstandenen Spiralen (nr. 6) und
ein halbkugelförmiger Becher (nr. 4). Neben dem I. Ohr eine ganz zerdrückte
Kugelbauchflasche und zwei spitze Becherchen (nr. 7). Auf der anderen
Seite des Kopfes ein Glasbechcr mit Spiralrippen (nr 5), ein Glasdeckel
(nr. 13) und ein Baisamarium (nr. 11). Vgl. Westd. Korr. X S. 191.
Links von Schrank I: 229, Abbildung der rSmischen Töpferei, welche
im Südwesten von Trier an der Ziege Istrasse, dicht an der römischen
Stadtmauer im J. 1893 ausgegraben wurde (vgl. Lehner, Westd. Zeitschr.
XV S. 240).
Schrank II: Funde aus der römischen Töprerel (vgl. nr. 229), welche
von der Gründung Triers bis weit ins 3 Jahrh. in Betrieb war. Äbteilimg I.
Zuunterst: Gestempelte Scherben von s g gallischer Sigillata, feine Urnen
INOVAVMCNi, Da aie BuchstalKii in gleiclien Zwiscbenriumen von einanfler stelle
punkUnnen nicht vorbanden slnä, hsna der Anfang der Insclirlft auDB ein anderer e
nomiDene Belu. Zunnemeiiter (beiCramer, Jfllirb d Dusselfl. Oeschichtsjereina xnil S.
idenCisclien Stempel dea Kölner Hnseuma Irriger Welse ittckläuflg. Abgeselien tou
Hltle des Bodens stellenden R sind aucli Identiacb Revue aj'Cb. S»,WiP.ia (vemiutU
ALINGV gelesen) nnd CIL. Xll, Sesa, 19.
Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w. 103
mit weiss bemaltem Rand und mittels Glätter hergestellter Verzierung,
Reste von Thonmasken; alles aus der i. Hälfte des i. Jahrh. — Darüber:
Glasreste und Lämpchen. Darüber: Scherben von schwarzen Bechern
mit Barbotineverzierung und von Bechern mit Aufschriften und weisser
Malerei; letztere (vgl. Westd. Zeitschr. XV, Taf. 9 Fig. 6 und 7) sind
deswegen von so grosser Wichtigkeit, weil sie die in den Beginn des
3. Jahrh. fallenden Anfänge dieses später so beliebten Gefässtypus dar-
zustellen scheinen. 19655 schwarze Scherbe von metallischem Glanz mit
ausserordentlich feiner und exakter Verzierung mittels Rädchens. Darüber:
Sigillata. — Abteilung IL Zuunterst: Reste von glasierten Gefässen und
Wandmalerei. Darüber: Reste von eleganten Gefässen, die auf weiss-
gelblichem Grund gewellte Striche in gelber und roter Farbe zeigen ; am
Hals waren sie mit grossen bemalten Relief köpfen geziert. Auch diese, ver-
mutlich um 200 n. Chr. fallenden Exemplare bildeten den Anfang der im
3. und 4. Jahrh. in der Trierischen Gegend ausserordentlich verbreiteten
Gattung gemalter Gefässe. Darüber: Formen zur Herstellung von Sigillata-
gefässen, ferner Terrakotten und Thonreliefs.
Schrank III: Reiche Sammlung von Terrakotten von verschiedenen
Fundstellen aus der Umgegend Triers, aus Gräbern, Gebäuden und
Tempeln; namentlich in den letzteren wurden sie in grosser Menge als
Weihgeschenke aufgestellt. Zuunterst: Funde aus Alttrier, vermutlich aus
einem Tempel. — Terrakottenreliefs. Darüber: Karikaturen. Mars, Minerva,
Mercur. Figuren aus dem täglichen Leben. Darüber: Fortuna, Göttinnen
der Fruchtbarbeit. Gladiatoren. Venus. Darüber: Göttinnen der Frucht-
barkeit. Ganymed vom Adler entführt. Brustbilder von Knäbchen und
Frauen. Darüber: Mann und Frau umschlungen. Tiere als Kinderspielzeug.
Kasten IUI: Römisches Leder, gef. in Trier bei Verbreiterung der
Moselbahn hinter dem Kaiserpalast. Schuhsohlen, gepresste Rosetten,
mit Hakenkreuz und Anderem verzierte Zungen.
Pultschrank V: Geschnittene Steine, Ringe, Schmucksachen. Beson-
ders zu beachten: Tafel 2, Links, 1. Beihe: G. 1250. Achat, Intaglio, Im-
perator mit Victoria. B^chts, 1, Beihe: 25 Sardonyx, Oberkörper einer
weiblichen Figur, mit Stab über der 1. Schulter. 5. Beihe: 99,209 Carneol,
Intaglio, s. g. Sapphokopf, gef. am Amphitheater.
Tafel 3, Links, 2. Beihe:. G. 1264. Goldener Damenring, oben Roma,
an den Seiten durchbrochene Arbeit, gef. 1844 unweit Oppen bei Merzig.
— G. 1261. Goldener Damenring. Oben in durchbrochener Arbeit zwei
aus einer Urne trinkende Löwen, am Reif in Niello VTVAS MI PIA
OPPTATA, gef. 1859 in Springirsbach. — G. 1263. Goldener Damenring,
eine Kette von 6 ovalen Plättchen bildend mit der Aufschrift in Niello
fivrjfiovsvm öov Zcorjy ich bin deiner eingedenk Zoe, gef. im Varuswalde
bei Tholey. — 4, Beihe: 6475. Goldener Männerring, bestehend aus recht-
eckiger Platte und Reif mit der Aufschrift Fidem Constantino. Derartige
Ringe (vgl. Westd. Korr. I nr. 109) wurden von Constantin für erwiesene
Treue verliehen, gef. 1882 bei Zerf. — 9851. Goldener Männerring; schmaler
kantiger Reif, oben ein Plättchen, worauf in späten Lettern eingraviert
ist „VictoCrice) TurpiflisPJ votufm) libens", Weihgeschenk an die Victoria,
104 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w.
gefunden 1884 bei Medard. — Rechts, 1. Reihe: G. 1222. Goldener Finger-
ring von reicher Fassung, oben ein Carneol, worauf dargestellt ist ein
Hase, verfolgt von einem Fuchs (?), gef. 1870 in der Mosel bei Trier. —
2. Reihe: G. 1263. Goldener Damenring; glatter breiter Reif, oben mit
viereckiger Platte, auf dieser zum Siegeln eingraviert ein weibliches
Brustbild in der Tracht des 4. Jahrh. mit der Umschrift Marina vivas,
gef. 1849 hei Ruwer. — 3 Reihe: 3529. Goldener Fingerring, oben auf ein
Nicolo, auf dem eine Urne und zwei Tauben dargestellt sind. Der obere
Teil des Reifs ist mit durchbrochener Arbeit und der eingravierten und
niellierten Inschrift Prudentia Rodani vivas geziert ; das anscheinend hinter
Frvdentia erscheinende E ist nur ein stehengebliebenes Goldplättchen,
gef. 1880 bei Bausendorf.
Tafel 4. 1. Reihe: G. 1291. Goldene Rundbrosche, in der Mitte Sol
mit Peitsche, darum ein runder Streifen, der wahrscheinlich mit Edel-
steinen ausgefüllt war, und ein mit Perlen gezierter Rand; g^i. 1845 ^^^
dem Kirchhof von St. Mathias. — S. T. 1425. Silberne Nadel mit teilweise
vergoldetem Frauenköpfchen, gef. auf der Maximinstrasse in einem Sarg.
Tafel 7. 1. Reihe : G. 1 289. Schwerer silberner Fingerring mit Ver-
goldung, oben ein Nicolo, worauf eingeschnitten Mars (oder ein Krieger ?)
und die Umschrift Coresmi; gef. 1870 in der Mosel bei Trier. — 2. Reihe:
G. 1232. Silbernes rundes Plättchen, wahrscheinlich Einsatz für einen
Siegelring, darauf als Spiegelbild eingraviert die Brustbilder von Mann^
Frau und Töchterchen in den Formen des 4. Jahrh. Darüber die Inschrift
Maxenti vivas tuis ffeliciterj und ein Kranz mit zwei Tauben.
Tafel 8, 1. Reihe: 8179. Ring aus Bernstein, oben auf ovalem
Plättchen ufterej f(elix), dazwischen ein dreieckiges Blatt mit drei Punkten.
— Das übrige sind Glasringe.
Schrank VI — X: Römische Glaser. Glas waren waren bis zur Mitte
des I. Jahrh. n. Chr. im Norden Kostbarkeiten. Sie bestanden, wie die
Ausgrabungen in Haltern (Aliso?) und in Bibracte zeigen, zumeist aus
importierten farbigen. Millefiori- und Marmorglasschalen (vgl. Schrank VII
und XVI). In den Gräbern treten nur. vereinzelt kleine Ölfläschchen
(Balsamarien) auf fabgeh. S. 107 nr, 12 und IS).
Von der Mitte des i. Jahrh. ab erscheint das Glas zahlreicher.
Einheimische Fabriken werden begründet. Ihre ordinären Waren be-
stehen aus einem unentfärbten Naturglas, welches eine blau-grüne Farbe
hat ; hieraus sind dargestellt schöne Urnen für die Asche der Verstorbenen
(dbgeh. 8. 106 nr. 1 — 7J, kugelförmige Ölfläschchen mit kleinen Henkeln
(äbgeh. S. 107 nr. 31), dicke rohe viereckige Salbflaschen fabgeh, S, 107
nr. 32), kleine Balsamarien von der Form wie S. 107 nr. 12 und 13, Für
feinere Ware bleibt farbiges, sowohl durchsichtiges wie opakes Glas vor-
herrschend, so für kleine Balsamarien, s. g. Schminkkugeln, Vasen ; häufig
ist namentlich azurblaues, intensiv gelbes, braunes und lilabraunes Glas.
Mit Hadrian (117 — 138) etwa tritt statt des blaugrünen Glases ein
ganz helles durchsichtiges wasserfarbiges auf, welches wenig irisiert.
Die Henkel der Kännchen haben vielfach die Form von zwei einander
zugewendeten Schlangen (vgl. Kisa, Sammlung vom Rath, Taf. 31, 26).
Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w. 105
Bei den Bechern wird, wie bei den gleichzeitigen aus Thon, der Bauch
vielfach gefältelt fabgeb. S. 107 nr. 19J, häufig sind sechseckige Salbfläsch-
chen (abgeh. S. 107 nr. 3).
Einen grossen Aufschwung nimmt die Glasindustrie um die Wende
vom 2. Jahrh. zum 3. Jahrh., wie dies vor allem durch die Grabfunde
von Bachem und Gelsdorf (Bonn. Jahrb. 33 S. 225) im Bonner Museum
und durch einige Funde von der Luxemburgerstrasse im Kölner Museum
gezeigt wird. Besonders häufig ist jetzt ein 'mattiertes Krystallglas*. Um Köln
finden sich aus dieser Zeit massenhaft Kännchen und Tiegel, deren Ober-
fläche mit dünnen blauen, gelben, goldenen und weissen Glasfäden in Zick-
zack und Schlangenlinien überzogen sind, ganz im Geschmack der Barbotine-
dekoration der Trinkbecher, die um dieselbe Zeit ihren Anfang nimmt.
Die Schnütchen, welche bei den meisten Barbotinefadengläsern erscheinen,
werden jetzt überhaupt häufig an den Kännchen. Am Bauche der Öl-
kännchen kommen die trichterförmigen Ausgüsse fabgeb. S. 109 nr. 12)
in Mode. Vielfach wird das Gefäss mit einem ganzen Fadennetz über-
zogen fabgeb. S. 107 nr. 30). Auch treten sorgfältige Schliffarbeiten,
namentlich an Schalen und Trinkbechern auf fabgeb. S. 107 nr. 22 — 25).
Dem 3. Jahrh., mehr der 2. als der i. Hälfte, gehören die Henkel-
fläschchen von farbigem Glas mit umschlungenen anders gefärbten Fäden
an fahgeb. S. 109 nr. 5 und 6). Sie scheinen auch noch bis ins 4. Jahrh.
zu reichen und dann vielfach aus opakem, porzellanähnlichem Glas zu
bestehen fvgl. S. 109 nr. 7).
Von der Mitte des 3. Jahrh. ab, von wo ab die Glasware in den
Skelettgräbern häufig entgegen tritt, sind charakteristisch Kugelflaschen
mit trichterförmigem Hals, bisweilen mit Henkel fabgeb. S. 109 nr. 19 u. 22);
Kugelflaschen mit röhrenförmigem Hals fabgeb. S. 109 nr. 28); schöne
einhenklige Henkelkannen von konischer Form fabgeb. S. 109 nr. 32);
lange Balsamarien, deren dickste Stelle in der Mitte liegt fabgeb. S. 109
nr. 27) ; grosse tonnenförmige Flaschen fabgeb. S. 109 nr. 29), die zumeist
den Fabriken des Frontinus entstammen (vgl. Gramer, Jahrbuch des
Düsseldorfer Geschichtsvereins XIIII S. 117); Schalen; grosse oder kleinere
nach unten spitz zulaufende oder ungefähr halbkugelige Trinkbecher
fabgeb. S. 102 nr. 7 und S. 109 nr. 16) ; dies alles in einem hellen, vielfach
stark und schön irisiertem Glas, mehrfach aber auch in einem stark
grünlichem (nicht mehr blau-grünlichem) Glas. Die Verzierungen sind viel-
fach eingeritzt : so Horizontalreifen und reichere lineare Ornamente oder
aucih figürliche Darstellungen an Schalen, Bechern und Flaschen ; hierher
gehören die zahlreichen Schalen und Becher mit christlichen Bildern.
Vielfach sind medaillonartige bunte Glaspasten an die Oberfläche von
Gläsern angedrückt fabgeb. S. 109 nr. 18).
Schrank VI: Gläser von 50—150 n. Chr. G. 594, 361 1 u.s.w. Aschen-
urnen mit kürzerem oder längerem Hals, Henkeln und Deckel, vielfach
gut erhalten, weil sie in Dolien oder steinerne Kisten eingestellt waren.
Zwei Stück wurden 1834 bei Heidenburg gef., Schmitt, Landkr. Trier,
Bogen 117. (Den in Schrank I S. T. 3671 und 1574 aufgestellten und S. 106
nr. 7 und 2 abgebildeten Urnen war je eine Münze Domitians beigegeben.)
106 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.
G. 709, 702 U.S.W. Aschenurnen von kugliger Form mit kurzem
Hals, henkellos. (Saal 19.S.T: 3677 ("aftyefi. S. MC ur. 4J mit Münze Trajans;
vgl. Houben, Castra vetera Taf. 3 aus einem Grab wohl Neronischer Zeit ;
etwa um 100 n. Chr. aus der Tombe d'Avennes, Bull, de l'lnst. archöol.
Liögeois XII p. 216 nr. 19,
6427, 8005, 1149. Doppelhenküge Flaschen fabgeb S. 107 nr. 11)
mit erhabenen Vertikalfurchen, gef. in Paulin, sämtlich anscheinend mit
frühzeitigen Gegenständen.
5035, G. 639 U.S.W. Ölfläschchen {Balsamarien) aus einfarbigem
buntem Glas (abgeb. S. 107 nr. 13), 5183, 19860 u.s.w. Balsamarien aus
blaugrünem Naturglas (abgeb. S. 107 nr. 12), welche sich von unten nach
oben verjüngen ; der Boden ist gewölbt, pp. dass sie nicht stehen können.
Henkellose viereckige Büchsen, nach oben sich rundend, aus ge-
wöhnlichem dickem blaugrünem Glas (abgeb. S. 107 nr, 6 und 7), aussen
auf dem Boden concentrische Kreise: 18,823 gef- mit Münze Vespasians
auf der Maximinstr., 823 Paulin in einem Brandgra.b,
Gerippte, in der Form geblasene Schüsseln: G, 699 blau. 11088
(abgeb. S. J07 nr. 2J grün. Schon augustisch, vgl. Ritterling, Haltern,
S. 173 nr. 5, kommen aber noch sicher bis in den Anfang des 2. Jahrh.
vor, vgl. Bonn. Jahrb. 96 Taf, X S. 270 ; ORL., Pfünz Taf. XX, 93.
Auf der Südseite: 207 und 5052. Henkelf I aschen aus blau-
grünlichem Glas mit konischem Bauch und langem geradem Hals, am
Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.
Bauch spiralförmige Wellen (ahgeb. S. 107 iir. 5). Ähnliche Gefässe etwa
vom J. loo aus der Torabe d'Avennes p. 21S nr. 23; verwandte aus der
Tombc de Blehen, Bull, de Tinst, arch. Li^geois XIII pl. 5 nr. 11 und 13.
G. 676b. Ordinäre grüne Flasche von cylindrischer Form
mit kurzem Hals und breitem Henkel, ganz ähnlich den Exemplaren von
etwa 100 n. Chr. aus der Tombe d'Avennes p. 215 nr. 16 und 17. — Die
ähnlichen Flaschen späterer Zeit scheinen sämtlich einen längeren Hals
2905, Gedrehte Glasstangen (Salbenreiber) aus ordinärem
blaugrünem Glas. vgl. Houben, Taf 17 mit einer Münze von Titus.
Schrank VII: Gläser von Chr. Geb. bis 300 n. Chr.
5066. Gerippte Marmorglasschale (abgeb. S. 107 nr. 16J;
kommen schon seit Augustus vor. Gcf. im Maar,
G, 737 und 1150. Bandglasschälchen (ahgeb. S. 107 nr. 15 und 17J \
gef. in Trier, scheinen nachaugustisch zu sein, da sie weder in Haltern
noch in Bibracte vorkommen.
743, 744 U.S.W. s. g, Sehminkkugeln (abgeb. S. 107 nr. 4 und 8J.
Sämtliche Kugeln haben Ausgussröhrchcn von etwa 2 mm Dm.*)i sie
108 Römische Grabfunde, Töpferei. Terrakotten, Leder u.s.w.
bestehen aus weissem oder farbigem Glas mit meist nur aufgemalter
weisser Spirale. Häufig in rheinischen Gräbern des i. Jahrh.
6416. In der Form geblasenes gelbbraunes Fläschchen mit
Medusenmasken, gef. in Paulin (abgeh. S. 107 nr. 14). Technisch ver-
wandt dem in einem Andernacher Grab mit einer MQnze des Claudius
gefundenen Medusenfläschchen, Bonn. Jahrb. 86 Taf. VII, 10,
4953. Vogel und Flacon (abgeb. S. 107 nr. 10 und 9J. Ebenso
in dem frühzeitigen Grab Saal 19 nr. 220 und in dem Grab bei Houben,
Taf. 14 mit Münze des Claudius (41 — 54).
G. 197. Tasse aus Krystallglas mit Schliff (abgeb. S. 107 nr. 32),
in der Form sehr verwandt der Tasse des Bachemer Grabfundes mit
Münzen des Commodus (180 — 19z). im Bonner Museum.
5208. Tasse mit geglätteter Standfläche und ziemlieh gut aus-
geführten Schliff Ornamenten (abgeb. S. 107 nr. 33); nahe verwandt dem
Becher des Mechernicher Grabfundes im Bonner Museum, der dem Anfang
des 3. Jahrh. angehören wird,
G. 701. Boden eines Geflsses aus mattiertem Krystall ; auf seiner
Aussenseite gut eingeschliffen ein Medusenhaupt; gef. in Trier
auf der Metzeistrasse, vgl. Jahresber. d. Gesellschaft 1874 S. 46.
Rest einer Schale (abgeb.) aus Krystallglas
^^_ mit Darstellung eines mit Zuschauern besetzten
^Sg Circus. Die Wagenlenker fahren um die Meta
herum. Hervorragende Schliffarbeit aus dem
Anfang des 3. Jahrh. Gef. 1862 unweit des
; i 'i Kajserpalastes in Trier. Vgl. Wilmowsky.Archäol.
*■ ■ funde S. I und Kisa S. 72 und 74.
98, 126. Rest einer Schale, ein laufender
Jagdhund ein Tier verfolgend. Gef. in einem
Gebäude auf der Friedrich-Wilhelmstrasse.
17501. DoppelhenkligesÖIfläschchen
fabgeb. S. 107 nr. 30) mit aufgelegtem Netzwerk,
in der Form geblasen. Die gleiche Technik wie die der Gelsdorfer
Henkelkanne, im Bonner Museum mit Münzen des Severns {193 — 211).
17500. Blaue Henkelflasche mit Fussi'oö^eft. Ä i0?ni-.2e;. Gef.
in einem Skelettsarg vor der Moselbrücke beim Kasernenneubau. Durch
die Form im allgemeinen, wie im besonderen durch den stark abgesetzten
Fuss nahe verwandt mit den dem Anfang des 3, Jahrh. angehörigen Ge-
fässen bei Kisa nr. 86, iii, 112.
13630, 5074 U.S.W. Blaue Henkel fläschchen mit weissen
Spiralfäden (abgeb. 8. 109 nr. ö »nd 6). Ein entsprechendes Gefäss aus
Buschdorf im Bonner Museum ist gefunden mit Münzen Diocletians und
Maximians (um 300) (Bonner Jahrb. 77 S. 220), eines des Kölner Museums
wurde 1890 auf der Moltkestrasse in einem Bleisarge mit zwei Delphin-
henkelfläschchen gefunden,
G. 721- Fläschchen aus grünem opakem Ghs (abgeb. S. 109 iir.7J
mit blauem Henkel und blauem Spiralfaden, gemeinsam mit dem daneben-
Römische Grabfunde, Töpferti, Terrakotten, Leder u.s.w. 109
stehenden Balsamarium und spätzeitlichen Thonwaren in einem Steinsarg
bei Ehrang gef. Vgl. Schmitt, Landkr. Trier, Bogen 193.
1455- Doppelhenkliges Fläschchen ohne Standfläche, azurblau
mit dünner Spirale um den Bauch und Henkeln aus gewöhnlichem blau-
grünem Glas (abgeb. S. !')!> nr. 4J ; scheidet sich wesentlich von den eben
besprochenen und mag wohl noch dem Anfang des 3. Jahrh. angehören,
340. Doppelhenkliges dunkelgrünes Fläschchen in Form
einer Weintraube, in der Form geblasen fabgeh. S. lOil nr. -J)- Ein ähn-
liches, aber, wie es scheint, weniger zierliches Fläschchen stammt aus
dem den Römern im J. 259 verloren gegangenen Kastell Obernburg,
vgl. ORL. 35-
Schrank VIII: Zuoberst Aschenurnen wie in Schrank VI.
G. 680 ü. a. Viereckige Henkelflaschen fabgeb. S. 107 nr. 34'
und 33J aus dickem, grünem Glas, am Boden mehrfach concentrische
Kreise, einmal bei der grössten G. 680 in den vier Ecken die Buch-
staben CCPC. Die Fundnotizen der Trierer Stücke chronologisch nicht
verwertbar. Gleiche Stücke in den Remagener Gräbern 9 und 25 aus
trajanischer Zeit, eins von der Saalburg, Jacobi Taf. 71,2, mehrere aus
Pfünz, ORL. Taf. 8, Fig. 5 und 6. Indes scheinen diese Stücke auch noch
in den Skelettgräbern vorzukommen, vgl Cochet, Seine Infärieure p. 409.
5024 u. a. Kugelige Fläschchen mit zwei Delphinenhenkeln
(abgeb. S. 107 nr. 31J, vermutlich für Salben zum Badegebrauch, da an
vielen Exemplaren anderer Museen sich noch die Trage Vorrichtung aus
110 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w.
Bronzedraht erhalten hat. Nachweisbar unter Nero (54 — 68), vgl. Houben
Taf. 15 und das vermutlich ungefähr gleichzeitige Exemplar Saal 19
Schrank II nr. J735b. Das Exemplar 1209 aus mattiertem Krystallglas
soll in Nippes bei Köln mit Denare;T von Elagabal und Julia Maesa ge-
funden sein. Vgl. auch Todtenfeld Rückingen II, 9 und Jacobi, Saalburg
Taf. 71, Fig. 12.
663. Balsamarien, bei denen der Bauch sich scharf vom Hals
absetzt, sicher seit Mitte des 2. Jahrh. im Gebrauch. Bald wird wie bei
666 (ahgeb, S. 107 nr. 2l) der Bauch konisch und der Hals* sehr lang^
vgl. Todtenfeld Rückingen II, 4, welche i^örm etwas verändert fabgeb,
S. 109 nr. 26) in den Skelettgräbern sehr häufig wird, vgl. Schrank I
nr. 1726 und 1727.
14325. Faltenbecher fabgeb. S. 107 nr. 19) mit ziemlich breiter
Standfläche, gef. auf der Petrusstrasse, angeblich in einem Brandgrab.
Vgl. auch den Mainzer Faltenbecher aus einem Brandgrab Westd. Zeitschr.
XIX Taf. 20, 2 und die Faltenbecherchen des Bachemer Grabfundes mit
Münzen des Commodus im Bonner Museum. Doch kommen diese Becher-
sorten noch bis tief ins 4. Jahrh. vor.
1212 und 5034. Zwei Balsamarien mit Falten fabgeb. S. 107 nr. 20).
Südseite: 5053. Fläschchen mit geringen Eindrücken im Bauch,
vermutlich sämtlich dem 4- Jahrh. angehörend; vgl. ein ähnliches Stück
bei Straub, Cimet, de Strassbourg IX, i und p. 62 mit Münzen des Con-
stantinus jun.
5Q71. Schmale cylind er förmige Fläschchen mit röhren-
förmigem Hals und Delphinhenkelchen, vermutlich zum Aufhängen fabgeb.
S. 109 nr. 21). Ähnliche aus Skelettgräbern von Andernach, vgl. Bonn.
Jahrb. 86 Taf. X, 43 und von Steinfort, vgl. Publ. de la soci6t6 de Luxem-
bourg V Taf. II Fig. 7 u. 8.
9512. Moderne Nachahmung einer bei Worms gefundenen
(Westd. Zeitschr. II Taf. III, 3 abgebildeten) römischen Henkelkanne,
angefertigt und geschenkt von der Glasfabrik von Villeroy & Boch in
Wadgassen. Erst nachdem das kleine Gefäss in das grosse eingesetzt
ist, ist der Hals des grossen verengert w^orden.
1015. Cylinderf örmiges Trinkglas milchweiss irisiert. Mit
einigen horizontalen eingravierten Reifen. Infolge der Verwitterung macht
es den Eindruck, als wenn es absichtlich in der Art von Damascinierung
dekoriert sei, vgl. Kisa S. 38.
808. Ölkännchen mit Ausguss, kommen schon zur Zeit der
Brandgräber vor, vgl. das Mainzer Exemplar Westd. Zeitschr. XIII Taf.
VII S. 296 und ORL., Obernburg, halten sich aber bis in die Skelett-
gräberzeit, Cochet, Seine inferieure p. 408.
17313. Medizinisches Instrument, um eine Injektion zu machen (?),
gef. in einem Steinsarg bei Ollmuth (Landkr. Trier). Vgl. ein gleiches
Revue archeol. 28 Taf. XIII, Fig. 9.
Schrank IX und X: Gläser aus Skelettgräbern, zumeist von der Mitte
des 3. bis zur Mitte des 4. Jahrh., einige mögen auch noch später fallen.
Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u,fi.w. Hl
Schrank IX: Christliche Schale (in
moderner Fassung) mit Darstellung der beab-
sichtigten Opferung Isaaks durch Abraham,
ganz in heidnischem Typus mit der Umschrift
vivas in deo, zfeses = tv<fnigj. Roh, aber nicht
ungeschickt auf der Aussenseite der Schale ein-
geritzt, wohl 4. Jahrh.; gef. 1870 in Pallien, vgl.
Wilmowsky, Archäol. Funde S. 40, Kraus, Alt-
christi. Inschriften nr. 209, Le Blant, Inscr. ehret,
de la Gaule III, nr. 43.
G. 607, 18857 u. a. Weisse Becher, an denen buntfarbige Pasten
angeschweisst sind fabgeb. S. 109 nr, 18).
G. 747. Kugelflasche mit Röhrenhals und ösenförmigen Henkeln
fabgeb. S. 109 nr. 20); ein sehr ähnliches Gefäss des Wormser Museums,
abgeb. Westd. Zeitschr. II, Taf. III, 2, ist in einem Skelettgrab gefunden.
Schrank X: 694. Becher, aus weissem Glas fabgeb. S. 109 nr. 8),
an welchen hohle Fische, Mollusken (Tintenfische) und Schalen eines
marinen Röhrenwurmes angeschweisst sind. Um die Fische hohl an das
Gefäss anzuschweissen, bedurfte es grosser technischer Geschicklichkeit.
Ein sehr ähnlicher Becher ist in Rom in der Nähe der Callistuskatakomben
gefunden, vgl. Kraus, Realenc. I S. 617. Diese Becher stammen sicher
aus einer Fabrik und vermutlich einer italischen (vgl. auch Kisa S. 69),
da die dargestellten Röhrenwürmer zu dem besonders im Mittelmeer
zahlreichen Geschlecht der Spirographis gehören. Gef. nebst der darunter
aufgestellten Schale nr. 695 in Pallien 1870. Vgl. Wilmowsky, Archäol.
Funde S. 29.
Auf der Ostseite des Schrankes oben : 10976 a. Flasche mit Kugel-
bauch und Trichterhals fwie S. 109 nr. 33), gef. mit Münze Constantins.
G. 601. Hoher Becher aus weissem Glas fabgeb. S. 109 nr. 17).
G. 674, 675, 5302, 20435. Tonnenförmige zweihenklige Flaschen
fabgeb. S. 109 nr. 29), drei mit Stempel des Frontinus (vgl. Gramer, Jahrb.
des Düsseid. Geschichtsvereins 14 S. 147). Diese Gefässe fallen schwer-
lich vor die Mitte des 3. Jahrh. n. Chr.
G. 590. ^Flasche mit Kugelbauch, Trichterhals und Henkel
fabgeb. S. 109 nr. 19).
G. 711. Baisamarium mit breitem konischem Fuss fabgeb. S.
109 nr. 26).
5000, G. 683. Grosse Balsamarien fabgeb. S. 109 nr. 27).
5043, 5676. Grosse doppelhenklige Flaschen; G. 673 mit roh
eingeritzten Verzierungen fabgeb. S. 109 nr. 31).
Westseite:
G. 614. Becher von Halbkugelform fabgeb. S. 109 nr. 16).
G. 706. Einhenklige Flasche von Birnenform, h. 26 cm, das
Innere ist durch Zwischenwände für die Aufnahme von drei verschiedenen
Flüssigkeiten hergerichtet; gef. 1808 in einem Sarg bei Pallien. — Ein
fast genau entsprechendes Gefäss im Museum Walraflf-Richartz in Köln
112 Rörnisehe Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w.
252 ; nur -in zwei Teile geteilte kleinere, früherer Zeit angehörige in dem
Grab von Remagen 34 und im Bonner Museum.
An OsUcand. Wandkasten XI — XV: Gegenstände aus Hörn und
Bein. XI: Spielsteine. XII: Haarnadeln und Kämme. XIII: Spinnwirtel,
Schnürnadejn. Pfeifenartig zugerichtete Hirschzinken, welche von den
Römern sehr stark verwendet würden. Man erklärt sie als Seilerhörnchen
oder nimmt an, dass sie zur Verpackung von Waren und zur Befestigung
auf den Lasttieren gedient hätten, vgl. Jacobi, Saalburg S. 537. — XIV:
Messergriffe und Löffel. XV: Haarnadeln, teilweise noch in rohem,
unfertigen Zustand.
Pulttisch XVI: Tafel 1. 12004. Verziertes Hirschgeweih, gef.
auf der Gilbertstrasse. Sehr ähnlich das Stück in Saal 15 Schrank II;
Zweck unerklärt. .18^826. Cylinderförmiges Büchschen aus Knochen, gef.
auf der Maximinstrasse. S. T. 2896. Büchschen aus Elfenbein in Form eines
egyptischen Gesichtes, 6 cm hoch, es fehlt oben der Verschluss und
unten der Schieber /a6^e6. S. 113 nr. 8J; gef. 1902 bei der Kanalisation
auf dem Zuckerberg i. Ein fast identisches Büchschen aus Heidenheim,
vgl. ORL. Taf. III, 33, — 9231. Kleiner Spinnwirtel aus schwarzem
Thon mit der Aufschrift: „imple nie, sie versa me. Füll mich (mit Hanf)
an und so dreh mich herum"., [Die daneben stehende primitive Spindel
mit Wirtel aus dem Schwarzwald entspricht der antiken. Das über Wand-
kasten XV aufgestellte, von Frau van Kalker in Trier angefertigte Figürchen
zeigt eine spinnende Römerin.] 13628. Spielstein aus Hörn mit Darstellung
eines siegreichen Wagenlenkers in seinem vierspännigen Rennwagen;
gef. auf der Wallramsneustrasse. — Mehrere" Würfel.
Tafel 2. 19733. Augenarztstempel, gef. in der Gegend von
Bitburg (vgl. Westd. Korrbl. VII nr. 40). Der Stempel lautet CrocodfesJ
ad aspfritudinemj SecundfiiJ Antoni(i); crofeodesj dialapidofsj [fitä Isniöog]
AntonißJ medici. Die Salbe des Arztes Secundius Antonius bestand also
aus gefeiltem Kupfer (Utt/s) mit einem Zusatz von Saffran (crocus); der
Stempel wurde der Salbe aufgedrückt.
10 1. Kleines ovales Näpfchen aus Gagat (= Jet, Pechkohle),
gef. in Pallien. Geschenk des Katasterassistenten Schäfer in Trier i. J. 1877.
3896 (ahgeh. S. 113 nr. 1) Teil eines flachen Reifens aus Elfen-
bein, vielleicht der Rand einer Tischplatte. Der Reifen ist 51 mm breit,
der Dm. des inneren Kreises betrug 59 cm. Sehr gute Schnitzarbeit, dar-
•stellend eine mit Blättern und Blüten verzierte Epheuranke, die sich um
einen Satyrkopf und einen weiblichen Kopf, vermutlich den einer Mänade,
schlängelt; gef. 1902 bei der Kanalisation auf der Simeonsstrasse.
Griffe von Klappmessern. 18373 (ahgeh. S. 113 nr, 11) Oberkörper
eines Windhundes, der aus einem Tischfuss mit Löwenkrallen heraus-
wächst, Elfenbein, gef. am Güterbahnhof. — 98, 18 (ahgeh. S. 113 nr. 2)
Pan mit Syrinx, Elfenbein, 56 mm lang, gef. in Dalheim.. — t 20 (dbgeb.
S. 113 nr. 5/ Hercules mit der Keule, Knochen, lang 65 mm, gef. in
Köln. — G. 1133 (ahgeh. S. 113 nr. 4) Kauernde nackte Venus,
Knochen, lang 64 mm. — 1121 (ahgeh. S, 113 nr. 5) Stehende nackte
Venus, Knochen, lang 8 cm, gekauft in Köln. — 98, 25 (ahgeh. S. 113 nr. 6J
Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Lcder u.s.vv. H-J
Amor, im Motiv des Dornausziehers, Knochen, lang locm, gef. auf der
Engelsstrasse im Maar. — 21120 Cabgeb. nr. lOJ Delfihin, Knochen,
lang 85 mm, gef auf der Saarstrasse.
1900. 314 (abgeb. nr. 7) Messer mit festem Griff, roh in Form
eines Vogels, Knochen, ohne das Eisen lang 8 cm, gef. auf der Südallee.
S. T. 4364 (abgeb. nr. 9J Griff mit Pinienblättern geziert. Knochen,
lang 66 mm, gef. 190z bei der Kanalisation auf der Südallee.
2570 (abgeb. nr. 13) Bruchstück eines Flachreliefs, Jüngling mit
Chlamys bekleidet, jetzt hoch 37 mm, gef, in einem Grab auf der
Paulinstrasse.
Tafel3. Römisches Glas. I. ÄriAe; Millefioriglas von verschiedenen
Fundstellen aus Trier und nächster Umgegend. G. 741. Drei Glasstäb-
chen, wie sie zur Fabrikation der Mlllefiori verwandt wurden, sie sind
aber vermutlich neueren Ursprungs. 3. Heike: G. 738. Bandglasschale
mit Umfassung und Einlage von Reticellafäden. 4. Seihe: S. T. 3436b.
Rest eines steilwandigen Bechers mit Gladiatorendarstcllungen,
hoch 62 mm (Form wie Clichö S. 107 nr. 18), aus blauem Glas geblasen.
Hinter das blaue Glas ist eine ganz dünne Schichte weissen Milchglases
geblasen. Auf dem obersten Streifen stehen die Namen eotum\ BVS
CALAMVS; auf dem breiten Hauptstreifen sind noch die Beine eines
an der Erde liegenden Gladiators und zwei sich gegenüberstehende
Secutores zu sehen; gef. 1902 bei der Kanalisation in Trier, gehört zu
<Jer zahlreichen Klasse der um 100 n. Chr. angefertigten Aurigae- und
Gladiatorenbecher. Vgl. Schuermans, Ann. de Namur XX p. 145. —
14588. Bruchstück eines weissen, jetzt schön irisierten Bechers von etwa
J5 cm Dm,, bei dem 2 cm unter dem Rand ein freiabstehender Kragen
herabhängt, aus dem langgestreckte, ovale Hohlräume ausgesägt sind.
"Verhältnismässig einfaches Stück der berühmten Sorte der Diatreta.
114 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w.
Tafel 4, Rtfmisches 6la8. 98, 83. Bruchstück eines halbkugelförmigen
Bechers, mit roh eingekratzten Darstellungen von menschlichen Figuren,
4. Jahrh., gef. auf der Friedrich-Wilhelmstrasse. — 20065. Bruchstück
eines schönen kobaldblauen Gefässes vom selben Stpff wie S. 108 17500,
gef. in der Trierer Thonfabrik. — 20052. Ganz düni^ hellrosa Scherbe
mit zierlichen Verzierungen, aus milchweissen Fäden, |[ef. in der Trierer
Thonfabrik. — 2008. Scheirbe aus rohem gelbgrünem Glas, worauf erhaben
die Buchstaben G * E, vermutlich der Boden eines Gefässes, gef. in Trier
bei der Verbreiterung der Moselbahn.
Tafel 5 und 6. Römische Perlen aus verschiedenfarbigem Glas.
Tafel 7. Funde aus den Halden einer rSmischen Glasfabrik von der
Hochmark bei Cordel, ausgegraben Frühjahr 1880, besprochen Bonner
Jahrb. 69 S. 27 (vgl. auch Schrank XIXj. Reste von Schmelzproben,
grünem Fensterglas, lilarotes Glas mit Mangan gefärbt ; Glas mit Kupfer-
rot, mit Kupferoxydul ; viele Reste von gewöhnlichen grünen Gefässen mit
Spiralfäden, grünes Glas mit ausgezwickten Nuppen, Reste eines dicken
Gefässes aus Eisenglas mit roter (Kupferoxydul) und gelber (Antimon)
Färbung. — Dicke Scherbe aus blauem opakem Glas mit einer Blumen-
ranke in hohem Relief. Scherbe aus hellem blaugrünem Glas mit auf-
gelegten breiten Rippen, die aus weissen und blaugrünen Fäden zusammen
geschweisst sind. Die beiden letztgenannten Stücke gehören wohl noch
dem Ende des i. Jahrh. an, während die übrige Masse auf das 3. Jahrh.
zu weisen scheint, sodass die Glasfabrik auf der Hochmark eine lange
Dauer gehabt hat.
Tafel 8. Viele kleine Scherbchen von Millefiori. Man gab
an, dass sie aus der Glasfabrik von der Hochmark bei Cordel stammten
(vgl. Bonn. Jahrb. 67 S. 156), was aber jedenfalls irrig ist und heute viel
schärfer ausgesprochen werden kann als dies Bonn. Jahrb. 69 S. 27 ge-
schah. — Wahrscheinlich stammen sie aus Italien.
Schrank XVII und XVIII: Gefässe aus Terra sigillata, ungefähr
in chronologischer Reihenfolge. Dieses Geschirr war bei den Römern
sehr beliebt, es wurde deshalb gleich anfänglich von den Galliern in
verschiedenen Manieren nachgeahmt, dann tritt die in italischer Weise
fein geschlemmte und gefirnisste Ware auf, die sich bis gegen das Ende
des 3. Jahrh. in leidlicher Technik erhält. Dann schwinden die Fabrik-
marken, der Firniss und die feine Schlemmung.
Schrank XIX: Trinkbecher von grauer und schwarzer Farbe,
vielfach mit weiss aufgemalten Aufschriften, aus dem 3. — 5. Jahrh. —
Unten: Gegossene römische Fensterscheiben, teilweise aus grünlichem Glas,
teilweise ganz durchsichtig ; an einem Stück aus der römischen Villa bei
Wustweiler (Kr. Ottweiler) kann man die Herstellung durch Breitziehen
des auf eine Platte gegossenen Glases mittels der Zange besonders deutlich
erkennen. 5356. Stück mit antiker Bleifassung aus der römischen Villa
von Wellen (Kr. Saarburg). — Grosse Massen Glasscherben, rohes Glas
aus der Glasfabrik von der Hochmark (vgl. oben Tafel 7). Ebendaher
viele Reste von den Häfen, in denen das Glas geschmolzen wurde; sie
bestanden aus dicken festen Thongefässen und sind ganz verschlackt.
Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit. 115
Saal 21.
Vorrömische Altertümer.
Steinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit
Wandtafel I und Pulttisch II: Funde aus der bei Gerolstein
an der Monterlei gelegenen Buchenlochhtfhle, die 1879 von Herrn
Maler Eugen Bracht untersucht wurde (vgl. Eugen Bracht, die Aus-
grabung des Buchenlochs, Trier 1883 und Virchow und Nehring, Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie 1883 S. 492). Die
Hauptmasse der Funde bilden Tierreste der Quaternärzeit, von Mammuth,
Nashorn, Renntier, Höhlenbär, Pferd, von einer Art Rinder, von Wolf,
Eisfuchs, Hermelin, Halsbandlemming, der Sibirischen Zwiebelmaus, von
einem rabenartigen Vogel, vom Moor-Schneehuhn und Gebirgsschnee-
huhn. Die eigentliche Steppenfauna ist nicht vertreten. Dass diese
Tiere durch den Menschen in die Höhle gebracht worden sind, machen
ausser anderen Umständen einige wenige Feuersteine und sehr viele
ganze oder zerschlagene Rollkiesel wahrscheinlich, welche zwischen den
Tierknochen gefunden sind und als Werkzeuge und Waffen jenes Ur-
menschen angesehen w^erden, weil sie auf natürlichem Wege nicht in
die Höhle gekommen sein können. Im hohen Grade auffallend ist im
Vergleich mit anderen primitiven Wohnstätten das geringe Vorkommen
des Feuersteins und der Mangel an sicher bearbeiteten Knochen, denn
die angenommene Bearbeitung der auf Tafel I und Pulttisch II zusammen-
gestellten Stücke ist sehr zweifelhaft. Ob von den, übrigens gleichfalls
in nur sehr geringer Zahl aufgefundenen Thonscherben die ältesten
und primitivsten der quaternären Fauna gleichzeitig gesetzt werden
dürfen, ist gleichfalls unsicher; sie bestehen sämtlich (zusammengestellt
auf Tafel 2) aus graublauem Thon, dessen Aussenseite rot gebrannt ist,
nr. 2 ist ein Randstück mit Fingereindrücken ; bei nr. 5 zeigt die Aussen-
seite die Abdrücke des Binsengefässes, in dem der Topf hergestellt ist.
Wandgestell HL Steingeräte. Tafel 1: Feuersteinmesser 5114
gef. in der Eifel. G. 77c fahgeb. S. 116 nr. IJ, lang 11,5 cm. — Pfeil-
spitzen aus Feuerstein: 8292 gef. bei Thalfang, Geschenk des Hrn. Reg.-
Sekretärs Nusbaum. 99, 29 — 31, gef. im Haardtwald bei Schwemlingen
(Kr. Merzig), abgeb. Jahresb. d. G. f. n. F. f. 1894 — 99 Taf. III, i — 3,
Geschenk des Hrn. Commerzienrates Rene v. Boch. — 1901, 60, (ahgeh,
S. 116 nr. 2) lang 106 mm, gef. 1901 bei Wadgassen, Geschenk des Hrn.
Directors Scheid. — 10689 Steinbeil, befestigt in Hirschhorn, bestimmt
zum Einlassen in einen Verticalgriff aus Holz, gef. in einem Pfahlbau. —
Grosse Steinbeile aus Feuerstein.
Tafel 2 und 3: Viele Steinbeile aus schwarzem Kieselschiefer,
gef. zumeist auf der Hochmark bei Cordel, 2086 (ahgeh. S. 116 nr. 3). —
Tafel 0: Steinbeile aus Quarzit 859 (ahgeh. S. 116 nr. 4J, gef. 1878 bei
Uexheim (Kr. Daun). — Tafel 7—9 aus Diabas, häufig vom Saargau. —
Tafel 10 aus Grauwacke. — Tafel 11 aus wertvollem Material: G. 4 Blau-
grünes Chloromelanit-Flachbeil (ahgeh. S. 116 nr. 5J, lang 25 cm, gef. 1873
8*
116 Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit. Hall Stattzeit.
bei Pfaizkyll. Geschenk des Hrn. Dr. Bone, vgl. A. B. Meyer, die Nephrit-
Jadeit-Objekte des Dresdener Ethnogr. Museums S. 23. G. 3 lang 24 cm
(dbgtb. nr. 6), gef. bei Saarburg. Geschenk des Hrn. Lehrers Schäfer in
Saarburg; grasgrün, wahrscheinlich Jadeit, vielleicht bestehen die Ein-
sprengungen aus Feldspath, Schneide und Spitze stark defect, Arbeits-
beil? — Beide Beile stehen wegen ihrer auffallenden Schmalheit unter
den deutschen Jadeit- und Chloromelanitbeilen ziemlich isoliert, vgl. A.
B. Meyer, — Tafel 13: Durchbohrte Beile. — G. 11 (abgeb. nr. 7J, Diabas,
lang i8,s cm, gef. 1879 bei Birresborn liegt in Pulttisch 3.
Wandgesiell IV. Tafel 1: G. 80 Kupferaxt fabgeh. nr. 8), lang 12,5 cm,
gef. 1862 im Hafen bei Bingen.
Broniezelt. Tafel 1: Randäxte, welche die älteste Periode der
ältesten Bronzezeit bilden. G. 78 (abgeb. nr. 9J, lang 113 mm. gef. in der
Mosel bei Trier. 922 (abgeb. nr. 10) Axt mit ausladendem Rand, unbe-
kannten Fundortes, südlicher Typus, vgl. Schumacher, Westd. Zeitschr.
XX S. 198 zu Fig. 14.
Tafet 2: Fund der ältesten Bronzezeit von TrMBem (Kr, Saar-
bui^). Mitte Januar 1902 gemacht im Gemeindewald unter einem Stein
(ahgeb. S. 117 nr. 1—13). R a n d ä x t e aus Bronze (abgeb. S. 117 nr. 1—5),
alle hatten oben einen Ausschnitt; an Fig. 5 eine fast unsichtbare Rast.
Nr. 6 spateiförmige Axt mit niedrigen Seitenrändern, jetzt 22,5 lang, mit
punktierten Linien verziert. Kuvzschv/eit. (abgeb. S. 117 nr. 7), Griflfende
abgebrochen, mit sehr starkem Grat, die Klinge mit ganz feinen punk-
Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit, HallstaCtzeit. 117
tierten Lmien verziert
fabgeb. nr. 6 — llj. zwei bestehen aus Spiralen aus doppeltem Golddraht,
derer beide Enden geschlossen sind, von sechs Windungen, die beiden
andern Stöcke bestehen aus einfachem Golddraht und haben neun, resp.
sechs Windungen. Sie werden alle vier wegen ihrer Ausdehnung wahr-
scheinlich nicht als Fingerringe, sondern als Lockenhalter gedient haben.
Tordierter ovaler Goldreif (ahgeh. nr. 1:!). gr. Dm. 65 mm, 47
Gramm schwer; da die nicht beweglichen Enden nur la mm von einander
stehen, so ist der Ring nicht über ein Handgelenk gegangen und muss
einen andern Zweck gehabt haben. Goldene Nadel faligeb. nr. 13J,
lang 15.2 cm, wiegt lo Gramm. Der Draht der Nadel i.st auf den unteren
zwei Dritteln rund, sich gegen das Ende allmählich verjüngend, während
das obere Ende bis zum Beginn der Spiralen vierkantig ist und auf den
vier Kanten mit scharf eingeschnittenen Linien geziert ist. Zuoberst
befinden sich fünf aus Draht zusammengewickelte Spiralen, von denen
je zwei seitwärts vom Mittelstab liegen, eine nach vorne gewickelt ist.
Die Nadel wird in dieser Zeit, die noch keine Fibel kannte, zur Be-
festigung des Gewandes gedient haben und kann auch von einem Mann
getragen worden sein. Die sämtlichen Gegenstände können zur Aus-
rüstung und zum Schmucke eines Mannes gehört haben (vgl. We.std'
Korrbl. XXI, September-October, Nr. 64).
118 Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit.
Tafd 3; Mittlere Bronzezeit. Absatzäxte. G. 83a mit
ij anderen Äxten gef. bei Tünnesdorf (Kr. Saarbui^), Geschenk des
Hrn. Geh.-Rat E. Boch, vgl. Jahresb. d. G. f. n. F, 1855 S. 71. — G. 81
fabgeb S. 116 nr. 11), 14 cm lang, gef. 1870 in der Mosel. — 99, 2^ gef.
in Walleifangen, abgeb. Jahresb. d. G. f. n. F. 1894 Taf. m, Fig. 5, Ge-
schenk des Hrn. Commerzienrats R. v. Boch. — Die Heimat dieser Äxte
ist Frankreich, vgl. Undset, Westd. Zeitschr. V S. 16,
Talel 4: 6479. Bei Lautenbach (Kr. Ottweiler) 1882 gef. 'm einem
Tumulus mit Steinsetzung. — Radnadel (abgeb. nr. 12J; der Typus ist
am Rhein entstanden, vgl. Schumacher, Westd. Zeitschr. XX S. loo; zwei
Reife (abgeb. nr. 13), deren beide Enden In Spiralscheiben endigen, ver-
mutlich Schmuck der Unterschenkel, vgl. Westd. Korrb!. X nr. 43; eine
Bronzenadel (abgeb. nr. 14), vgl. Westd. Korrbl. I nr. 135.
Tatel 5: Jüngste Bronzezeit. Schaftlappenäxte. G. 84 (abgeb.
nr. 15), lang 20 und G. 87 (abgeh. nr. liij, jetzt lang 16 cm, gef. in Kastei
{Kr. Saarburg).
Tafet 6: Hohläxte (abgeb. nr. IT) 388, lang 11,3 cm, gef. bei Uex-
heim, Geschenk des Herrn Pastor Haubrich. — 18428 gef. in Kirf bei
Saarburg, Geschenk des Hrn. Besselich. — G. 98 Sichel (abgeb. nr. 19),
gef. in Koenen, vgl. Archiv 1855, 10, genau entsprechend den Sicheln
der Depotfunde von Niederjeutz und Frouard.
G. 92 (abgeb. nr. 18) Morgenstern, gef. mit Schaftlappenäxten und
Hohläxten bei Saarburg, vgl. Jahresbericht der G. f. n. F. für 1855 S. 71.
— G. 77c (abgeb. nr. 20) dünne Schieferplatte von 52 mm Breite, Form
zum Giessen von kleinen Bronzeringen.
Tafel 7—10: Depotrund von Wallarfangen (Kr. Saarlouis), 1850 südlich
Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit. H9
vom Hanselberg gemacht, vgl. Jahrcsber. d. G. f. n. F. für 1894 — 99
S. 27 und Taf. I. Die Originale, sämtlich aus Bronze, befinden sich im
Mus6e St. Germain bei Paris, hier sind nur colorierte Gipsabgüsse vor-
handen. Der Fund besteht aus: Bronzeschwert vom sg. Möringer Typus
fabgeb. S, 118 nr, 1), vier Äxte vom Typus der Schaftlappen- und Hohl-
äxte (ahgeh. nr. 2 und 3J, eine Gussform zur Herstellung von Schaft-
l^ppenkelten (äbgeh. nr. 4 und 4ajj vierzehn Arüibänder mit aufgekrempten
Seitenrändern, wie sie in der Moselgegend und dem anstossenden Gebiet
Frankreichs mehrfach vorkommen (abgeb. nr. 5J, vgl. Schumacher Westd.
Zeitschr. XX S. 208, ein grösseres und mehrere kleinere Schallbleche,
die etwa mit einem Tamtam zu vergleichen sind (abgeb. nr. 6 und 7J.
Ausserdem Ringe (abgeb. nr. 8J, Trensen (abgeb. nr. 9 und 10), Knöpfe
(abgeb. nr. 11) y grosse Scheiben (abgeb. nr. 12), Röhrchen (abgeb. nr. 13)
und durchbrochen gearbeitete Bronzeplatten (abgeb. nr. 14), die vermut-
lich zu Pferdegeschirren gehörten. Besprochen und abgebildet Jahresb.
d. G. f. n. F. f. 1894 — 99 S. 27; vgl. ähnliche Depotfunde bei Kenne,
Lothring. Jahrb. XII S. 409. Die Form der Äxte und des Schwertes be-
weisen den Ursprung aus der jüngeren Bronzezeit.
Zur jüngeren Bronzezeit vgl. auch noch Pulttisch VI.
Tafel 12: 17330. Fund der jüngeren Bronzezeit, gef. 1889 beim
Strassenbau bei Horath (Kr. Bernkastei), bestehend aus Gehängsein in
der Art der auf Tafel 8 ausgestellten von Wallerfangen und 22 flachen
Ringen, abgeb. Westd. Zeitschr. IX Taf. 17, i u. 2.
Tafel 6, rechts: Funde aus einem Brandgrab, entdeckt 1899 in
Rech (Kr. Merzig), besteht aus einigen teilweise scharf profilierten
Scherben, einer Bronzenadel mit starken Rippen unter dem nahezu
runden grossen Kopf, einem Messer und Armband. Gehört der Über-
gangszeit aus der Bronze- zur Eisenzeit an. Besprochen und abgebildet
Jahresber. d. G. f. n. F. für 1894 S. 26.
Schrank V: Funde aus den Grabhügeln von Wintersdorf a. Sauer,
ausgegraben 1898, vgl. Westd. Zeitschr. XVIII, 1899 S. 413. Die Gräber
reichen vom Übergang der Bronzeperiode zur Hallstattperiode
bis in die Latfenezeit, doch seien hier nur die ersteren herausgehoben:
201 (abgeb. S. 120 nr. 1) Napf aus feinem Thon, über der gelben Gründmasse
eine lederbraune dünne geglättete Schicht, gr. Dm. 18 cm, um den oberen
Teil des Bauches mit einem scharfen Instrument sehr sauber eingezogene
Reifen, nr. 2 kleinerer Napf derselben Art. nr. 3 zwei Bruchstücke
eines Napfes mit herausgetriebenen Buckeln und scharfen Linearver-
zierungen, nr. 4 Teller, Dm. 21,3 cm, das Ornament, mit einem sehr
scharfen Instrument eingeritzt, besteht aus Strahlen, die von der Mitte
ausgehen und aus drei ungefähr parallelen Wellenlinien, die sich am Rande
entlang hinschlängeln, verwandt ist die Ornamentation der Bronzeagraffe
bei Chantre, äge du Bronze pl. 48, i und 2 und von Scherben des Pfahl-
baus Wollishofen in Antiqua 1886 Taf. VI, Fig. 10 S. 23. — wr. 5 Drei
perlenförmig zusammengerollte Hülsen aus ganz dünnem, hellem Gold-
blech, lang etwa i cm. Dm. etwa 5 mm, geziert mit vertikal um die
Perlen herumlaufenden Linien, nr. 6 Spirale, Dm. 9 — 10 cm, ist aus einem
120 Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronitzcit, Halistattzeit.
dünnen Bronzeblech ausgeschnitten und endigt in einen Bronzedraht,
vermutlich fehlt eine identische Spirale, mit der sie zusammen eine
Doppelspirale bildete. Am genausten stimmen überein die Bruchstücke
aus einem Tumulus des Jura bei Chanire. Premier äge du *fer pl. 23. —
nr. 7 Zwei Armringe in Form von Hufeisen mit Endstollen, gr. Dm. 86 mm,
mit scharf eingeritzten Linienverzierungen ; die Endstollen sind ungewöhn-
lich klein und stehen nur 24 mm auseinander. Die Ringe sind vollkommen
massiv, wiegen jeder 215 Gramm. Für die Übergangszeit des Bronze-
zum Eisenalter, vgl. Tischler in Westd. Zeitschr. V S. 176, sind in unserer
Gegend die Hufeisenarmbänder und Doppelspiralhaken charakteristisch.
Unsere offenbar Metallgefässe imitierenden schmucken Thongefässe finden
ihre Parallele z. B. in den Funden von Oftersheim (bei Wagner, Hügel-
gräber III nr. 24 und 25), von Nauheim {Konen, Keramik Taf VI, 2—4)
und einen Fund aus der Gegend von Mainz im Mainzer Museum.
206. Aus derselben Zeit nr. 8 Schwarzbraune Urne, hoch 25 cm.
Darin lag nr. 9 Becherchen von dünner Wandung, dessen Ornamente
teils mit dem Glätter, teils mit einem scharfen Instrument hergestellt
sind. — Bruchstück eines 4 mm Bronzedrahtes von einem Armreif her-
rührend, nr. 10 Urnenrand mittels Fingereindrücken bandartig dekoriert.
nr. 11 Urne, 20 cm hoch. !n höheren Schichten lagen zwei Kiesel-
schiefer, die vielleicht bei der Herstellung des Grabes verloren gegangen
sind; der eine zeigt deutliche Spuren von Benutzung.
209, Aus derselben Zeit nr. 13 Napf, hoch 7 cm; nr. 13 Urne,
sehr zerstört und restauriert, um den oberen Teil des Bauches läuft ein
erhabener Reifen, «r. 14 Schale oder Deckel aus braunem Thon, dünn-
. Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit. 121
wandig, Dm. 14,6. Die Dekoration ist teils mit Glätter, teils mit einem
schärfen Instrument hergestellt. S. 120 nr. 15 Becherchen aus braunem Thon.
An Ostwand: 2. s. g. Napoleönshut, primitiver Mühlstein.
Pulttisch VI: Bruchstück eines s. g. Napoleonshutes.
Schwert und Schallblech aus dem Depotfund von Wallerfangen,
vgl. Hängegestell IUI Tafel 7—10. 1790a. Schallblech, Original,
gef. 1872 im Parke des Hrn. v. Galhau in Wallerfangen, abgebildet und
besprochen Bonn. Jahrb. 57 S. 228. Es ist etwas kleiner als das aus dem
Wallerfangener Depotfund. — 17969. Eisenrohluppe, 46 cm lang,
gef. bei Gonzerath, Geschenk des Hrn. Oberförsters Bauer in Bernkastei.
In dieser Form wurde das Eisen in den Handel gebracht, vgl. Beck,
Geschichte des Eisens.
Schrank VII: Funde aus Grabhügeln aus der Gegend von Mehren
(Kr. Daun), namentlich von der Steineberger Ley, ausgegraben 1887 und
1888, vgli' Trierer Zeitung 1888 nr. 279 und Lehner im Jahresber. d. G.
f. n. F. für 1882 — 1893. Aus einer grossen Anzahl Hügel wurden 20 Stück
untersucht, die zumeist, abgesehen von einigen wenigen Nachbestattungen
der La Tenezeit, ein sehr gleichartiges Inventar einer nicht reichen Be-
völkerung der späteren Hallstattzeit ergaben. Die Thongefässe sind schwach
gebrannt und geschwärzt, die Ornamente in den leberweichen Thon mit
einem breiten Instrument
eingefurcht (vgl. nr. 1 — 5J.
Zumeist besteht das Ge-
schirrinventar jedes Grabes
aus einer Urne, einem Napf
und einem Becherchen. In
den meisten Gräbern lagen
ein oder zwei Stücke Eisen,
meistens Lanzen. Fibeln
fehlten vollkommen, von
sonstigen Bronzen kam ein
Eimerchen, von dem jedoch
nur noch der Rand und die
Henkel erhalten waren fab'
geh. nr. 6 und 7), mehrere
Hals [oder Brust?] -Ringe
(ahgeh. nr. 8) mit wechseln-
der Torsion, ein schwerer
Halsring mit Endknöpfen
fabgeb. nr. 9J und Armbänder,
welche abwechselnd mit
wagerechten und horizonta-
len sehr exakt eingravierten
Strichen geziert sind (abgeh. nr. lOJ, zum Vorschein. Leichenbrand wurde
nur in zwei Fällen konstatiert, alles übrige waren Leichenbestattungen. —
Die Wendelringe und gestrichelte Armbänder sind in unserer Gegend für
die spätere Hallstattzeit charakteristisch.
122 Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit. Hallstattzeit.
Hallstattgräber aus der Umgegend v
gegraben 1892 und 1893, vgl. Lehner, Jahresber. d. G. f. n. F. für 1882
bis 1893. 1938a ausgegraben auf dem Königsfeld. Neben der verwesten
Leiche folgende
Beigaben: eiserner
Hohlkeit Cnr. .1) ;
I Urne und Napf
ganz von der Art
der Mehrener fnr.
$«, 9J. AusBronze :
ein geknöpfelter
Hals ring, an dem
ein Bronzekett-
chen hing (»r. 4);
zwei Hals(?)ringe mit wechselnder Torsion (nr. 5); sieben Armringe an
jedem Arm mit Strich Verzierungen (nr. 6J ; eiserner Pfriemen (nr. 7). —
Von einer anderen Bestattung rühren die Ringe nr. 3 und 3. — '9 377.
gleichfalls vom Königsfeld (Lehner S. 32), enthielt eine grosse rohe Urne
mit Fingereindrücken am Rand; darin standen ein Napf und ein Thon-
eimerchen mit Deckel, der in der Form einem böotischen Eimerchen des
6. Jahrh. v. Chr. (im Akad. Kunstmuseum in Bonn) entspricht. Neben
der grossen Urne eine kleinere.
Hängegeateü VIII. Tafel 3: Totenkränze mit einfacher und wechseln-
der Torsion aus der jüngeren Hallstattzeit. 10691 und 92 Gipsabgüsse,
Originale in Birkenfeld, gef. in Wickenroth, abgeb. Westd. Zeitschr. III,
Tafel IX Fig. 4. 10117 Original, gef. angeblich bei Cobern.
Tafel 11: 99, 159 Fund von Wallerfangen, Originale im Bonner
Museum, hier nur Gipsabgüsse, 1854 im Parke des Hrn. v. Galhau ent-
deckt. In sandigem Kiesboden fanden sich 4' zu 5' lange, sehr ver-
moderte Stücke Holz; auf einem flachen Brett waren einzelne Stellen mit
einem wollenen, groben Gewebe bedeckt. Von diesem teilweise umhüllt
wurden folgende Gegenstände gefunden: zwei Armringe (a) und zwei
Halsringe (b und c) aus dünnem Goldblech, welches Über einen harten,
vermutlich thonigen Kern geschlagen ist. Die beiden Armringe sind
Stöpselringe, deren verzierte Enden ineinander gesteckt wurden. Massiver
Bronzering mit Gusszapfen; vier würfelartig zusammengestellte Ringe aus
Bronze; drei Bernsteinringe; durchbohrte Perle von blaugrünlichem Glas
mit weiss-blauen Ansätzen ; femer ein Zopf aus dunkel goldblondem Haar
(von dem eine Nachbildung nicht vorhanden ist). Die Stöpselringe zeigen,
dass der Fund der späten Hallstattzeit angehört. Vermutlich wurde er
als Opfer in die Erde vergraben. Vgl. Jahresb. d. G. f. n. F. für 1894
bis 99 S. 29.
Die auf derselben Tafel daneben r. auf Tafel 12 ausgestellten Bronze-
Ringe der späten Hallstatt- und La Tfenezeit wurden gleichfalls im Gal-
hau'schen Park in Wallerfangen gefunden.
Die La TSnekultur von 400 v. Chr. bis auf Cliriati Geburt 123
Saal 22.
Die La Tänekultur von 400 v. Chr. bis auf Christi
Geburt.
Olliwand: Grundriss und Ansicht des Steinrings zu Otzenhausen.
EäitgegeateU. I^ Tafel 1: FrOh-La T^negiab mit Fibel und kl eirn rn
Armbändern, ausgegraben aus einem HOgel bei Besseringen {Kr. Merzig),
Gemeindewald Lindscheid durch Hrn. Rector Schrader.
Schrank II: Aus derUmgegend vonHermeskeil, zumeist
ausgegraben 1892 und 1893. 19185. Obergang von Hallstatt zu
La Tfene. Innerhalb verschiedener ungefähr gleichzeitiger Steinumstel-
lungen fanden sich eine eiserne Lanze und die abgebildeten Gegenstände.
Ci^
Q
m
^
rtr. 1 bauchige unverzierte Urne mit rotem Überzug, 21 cm hoch, — nr, 8
Ümchen aus grau bräunlichem Thon. — «r. 3 Ürnchen mit rotem Über-
zug. — nr. 4 Ürnchen, Ornamente eingeglättet. — nr. 2 und 9 Näpfe
aus graubraunem Thon. — nr. 6 Grosse rote Aschenurne, 40 cm hoch,
mit erhöhtem umlaufendem Reif, der mit Fingereindrücken geziert ist. —
nr. 5, dgl., hoch 32. — nr. 7, hoch 21. — nr, 10 Fibel lag in nr. 6. Die
Gefässe tragen zumeist noch Hall Stattcharakter, die Fibel charakterisiert
die Übergangszeit.
19340. Früh-La Tönegrab vom Königsfeld (Hügel 1 bei Lehner
S. 27), war schon einmal durchsucht. Enthielt noch : langes Eisenschwert
mit Holzverkleidung am Griff; Scheide, die aus einem Bronze- und einem
Eisenblatl besteht ; zwei Bronzeringe vom Schwertgehänge ; einen schönen
Gürtelhaken aus Bronze wohl griechischen Fabrikates, der Haken selbst
ist aus einem Gesicht in Hochrelief gebildet, der umgebogene Bart oder
vielleicht das verlängerte Kinn bildet die Schliesse; mehrere Zierknopfe;
■eiserner Dolch und Lanzenspitzen i Henkel eines grossen Bronzebeckens,
wie das im selben Schrank unter nr. G. 102 und im Schrank III unter
nr. 1017 aufgestellte, das Becken selbst ist schon bei der früheren Grabung
gehoben worden. — In dem Hügel fanden sich viele Reste einer römischen
Nachbestattung.
G. 102. Früh-La Tfenegrab vom Königsfeld (vgl. Hettner, Führer
durch das Provinzialmuseum, 2. Aufl., 1883, S. 67 und Lehner, Hügel X
124 Die La Tfenekultur von 400 v. Chr. bis auf Christi Geburt.
S. 28). Ausgegraben 1852. Enthielt: grosses Bronzebecken; zwei kleinere
Bronzebecken, davon das grössere mit Henkeln; Schnabelkanne. ;_
19 186. Aus einem Grabhügel im Hilterwald der Früh-La Tfenezeit.
(Hagel 13 bei Lehner S. zi.) Enthielt mindestens drei Leichen, deren
Knochen verwest waren. Die Lage des ersten kennzeichnete sich'durch
den Halsreif (iz,4 cm Dm., abgeb. nr. 1), die Armringe (ahgtb. nr. 2), die
Beinringe (abgeb. nr. 3 und i) und die zu Füssen stehenden Gefässe ;
flacher Napf, in dessen Innerm ein Rautenmuster eingeglättet ist (abgeb,
nr. 5), schlanke Urne, ao cm. hoch, deren Ornamente roh mit scharfem
Instrumente eingeritzt sind (abgeb. nr, 6J. hoher Napf, auf dessen Aussen-
und Innenseite Dreiecksornamente sorgfältig eingeglättet sind (abgeb. nr. 7).
— 1,40 m westlich von der ersten Leiche eine zweite, neben der eine
Lanzenspitze und ein Messer (nicht mehr erhalten) und ein hoher Napf
mit eingeglättetem Rautenmuster (abgeb. nr. 8) und ein niedrigerer, unver-
zierter Napf (abgeb. nr. 9J lagen. — Nördlich davon ein drittes Begräbnis
mit einer eleganten Fussschale (21 cm Dm., abgeb. nr. lOJ, einer 32 cm
hohen eleganten Urne mit eingeglätteten Mustern (abgeb. nr. 11) und einem
aus lauter Knorpeln zusammengesetzten Bronzearmring (abgeb. nr. 12). —
Abseits von diesen Begräbnissen fanden sich noch eine elegante Urne,
welche mit einem scharfen Instrumente ein punktierte Ornamente zeigte
(abgeb. nr. 13), ein Ürnchen mit ein geglättetem Ornament (abgeb. nr. 14}.
ein Ürnchen ohne Ornament (abgeb. nr. 13) und ein kugelförmiger thönerner
Spinnwirtel. — Eine Silbermünze Trajans ist erst viele Jahrhunderte später
in den Hügel gekommen und rührt wahrscheinlich von einer Nach-
bestattung her.
19363. Aus einem Grabhügel des Königsfeldes, vgl. Lehner, Hügel 3,
S. 31. Die Gegenstände lagen teilweise zerstreut: S. 125 mr. 1 zwei offene
Bronzeafmringe, mit menschbchen Gesichtern geziert; nr. 5 Bronzering
mit Knorpeln, nr. 7 mit Wellenlinien geziert; nr. 2 elegante Fussschale,
: La Tcnekultur von 400 v. Chr. bis auf Christi Geburt. 125
sS cm hoch, das Ornament mit stumpfem Instrument In den weichen
Thon geschnitten ; nr. 6' 22 cm hoch ; nr. 3 blaue Frittperle mit weissen
Kreisen geziert, nr. 4 durchbohrter Feuerstein; ausserdem mehrere Stücke
Frei stehender Schrank III: FrUh-Latene-Fuids, S.W. 32, Fund aus
einem 1837 geöffneten Hügel bei Remmesw eiler (Kr. St. Wendel),
ttr. 1 Schnabelkanne mit Palmetten am Henkel ; nr. 3 breites eisernes
Schwert in Scheide, deren Unterseite aus einer eisernen und deren Ober-
seite aus einer dünnen Bronzeplatte besieht, ferner iir. 3 da/ufjehciriger
126 Die La T^nekultur von 400 v. Chr. bis auf Christi Geburt.
Koppelring, an der Scheide haften Spuren von verschiedenen Geweben;
S. 125 nr. 4 zwei dünne Goldplättchen. Zwei mit aufgefundene Lanzen-
spitzen und eine Fibula kamen nicht in die Sammlung. Vgl. Bericht von
St. Wendel S. 23.
19034. Funde aus einem um 1892 geöffneten Grabhügel bei Theley
(Kr. Ottweiler). Schnabelkanne, oben endigt der Henkel in je eine
Eichel, unten in eine sehr scharf geschnittene Palmette, über der die
Oberkörper zweier greifenartiger Tiere dargestellt sind.
1017. Grabfund von Wolscheid (Kr. Wittlich): grosses Bronze-
becken mit Eisenrand und eisernen Henkeln ; in demselben lagen Reste von
einem Holzgefäss und von Geweben. Vgl. Bonn. Jahrb. 64 S. 107,
ahgeb. nr, 5.
Griechische Schnabelkannen 11429, erworbe;i 1885, gef. angeblich
bei Morbach (Hochwald) ; der Henkel fehlt. — G. 103 unbekannten Fund-
ortes; der Henkel läuft oben in Tierköpfe aus, unten in eine Palmette,
über der sich ein Gesicht befindet. — 10 701 Abguss, Original in der
Birkenfelder Sammlung ; gef. bei Birkenfeld im Hasselt, der Henkel endigt
oben in Tierkörper, unten in eine Palmette, abgeb. Westd. Zeitschr. III
Taf. 9, Fig. 6. — 10700 Abguss, Original in der Birkenfelder Sammlung,
gef. bei Birkenfeld im Ameisenrech, über der Palmette ein menschlicher
Kopf, abgeb. Westd. Zeitschr. III Tafel 9, Fig. 5.
G. 114. Bronzeschüssel, nur der Rand antik, Dm. 29 cm, am
Rand das Ornament des laufenden Hundes, sehr ähnlich der kleinen
Schüssel des Rascheider Beckens, vgl. S. 124, (abgeb. nr. 6J.
Glassturz I: Fund der Früh-La Tfenezeit aus dem 1. Grab-
hügel bei Weiskirchen (Kr. Merzig), ausgegraben 1830 und 1866. Die
Originale im Museum zu Bonn, hier nur die Gipsabgüsse, vgl. Jahresber.
d. G. f. n. F. für 1894 — 99 S. 33. Er enthielt: doppelhenklige Bronze-
urne (Stamnos) mit Acheloosmasken unter den Henkeln, unteritalisches
Fabrikat des 5. oder 4. Jahrh. v. Chr., ein vollkommen identisches Gefäss
ist im Kleinaspergle bei Ludwigsburg gefunden; unteritalische Schnabel-
kanne ; Goldreif von 5 cm Dm, mit Darstellung von Sphinxen, unter-
italisches Fabrikat ; Dolchende, gallisch. Die aufgelegten dünnen gestanzten
Goldplättchen finden sich mehrfach auf zweifellos gallischen Waffen.
Glassturz II: Fund der Früh-La Tenezeit aus dem 2. Grabhügel
bei Weiskirchen (Kr. Merzig), ausgegraben 185 1, vgl. Jahresber. d. G. f. n.
F. f. 1894 — 99 S. 31. Er enthielt: eine unteritalische Schnabelkanne aus
dünnem Bronzeblech, 44 cm hoch, Original, Geschenk des Hrn. Geh. -Rat
E. V. Boch. Der Henkel endigt nach oben in zwei Panthern, am untern
Ende springt ein Löwe hervor, welcher zwei Rehe mit den Klauen fasst
(abgeb. S. 125 nr. 7), — Die übrigen zu diesem Funde gehörigen Gegen-
stände, die im Original sich im Museum zu Mainz befinden, sind hier
nur in Nachbildungen vorhanden: eiserner Dolch in einer eisernen mit
dünnem Bronzeblech überzogenen Scheide (Abgüsse von beiden Seiten);
auf ihrer Oberseite ist ein S-förmiges Ornament eingraviert, am unteren
Ende langschnäbelige Vogelfiguren mit Koralleneinlagen. Derartige Stücke
fehlen jenseits des Apennin, kommen in gallischen Gräbern Oberitaliens
Die La Tenekultur von 400 v. Chr. bis auf Christi Geburt. 127
vor, haben ihre Hauptverbreitung in GaUien und am Rhein, wo sie auch
hergestellt sein werden. Auch die übrigen Stücke des Fundes scheinen
einheimisches Fabrikat zu sein. — Aus dünnem Goldblech getriebene
Brosche; unj einen Bernstein vier Köpfe und ein aus Fischblasen zu-
sammengesetztes Ornament; Fibel mit drei rohen menschlichen Köpfen
geschmückt; diese Fibelsorte ist noch nie südlich von den Alpen gefun-
den worden, auch nicht in Frankreich, dagegen kommt sie zahlreich am
Rhein und in Mitteldeutschland vor, wo sie auch fabriziert sein muss;
bronzener Gȟrtelhaken ; einige Lanzenspitzen.
Glassturz III: Fund der Früh-La Tönezeit von Sehwarzenbach,
im Birkenfeldschen. Gefunden 1849 in einem Grabhügel auf dem Höhen-
rücken, ganz dicht hinter dem Hause des Steigerers Fauer (sie). Er ent-
hielt: G. 104. Unteritalische Henkelkanne, Geschenk des Herrn von Beul-
witz ; ihren Henkel bildet eine nackte, rückwärts gebogene männliche
Figur, welche mit erhobenen Händen zwei Haarzöpfe hält; an ihrem
unteren Ende zwei knieende, bekleidete Figuren mit erhobenen Schwertern,
welche mit der Linken ein Stierhaupt bei den Hörnern fassen ; auf dem
Gefässrand zwei sitzende Panther (dbgeh. S. 1:25 nr. 8). 8266 einen goldenen
Armring, im Besitz der Frau Kommerzienrat E. Böcking in Mülheim a. Rh.,
im Museum nur eine sehr ungenügende Nachbildung (ahgeh. nr. 9J ; eiserne
Waffen: Schwert, Lanzen, zwei Pfeilspitzen zum Teil mit Holz u.s.w.,
zwei eiserne Ringe von 3 und 4 Zoll Dm. [nach handschriftlichen Notizen
des Hrn. Böcking.] Vgl. Bonner Jahrb. 23 S. 193, Lindenschmit, Unsere
Vorzeit, I. 2, 3, 3, Jahresb. der Gesellschaft 1850. — Einen Büchsenschuss
von diesem Grabe entfernt wurde ein anderes entdeckt, welches die
grosse Bronzeurne und das goldene Gefäss des Berliner Museums enthielt.
(Ahbildung an der Ostwand.) Vgl. Archäol. Zeitung 1856 Taf. 85 u. Bonn.
Jahrb. 23 S. 131 und 195.
Pulttisch IUI: Nachbildung eines goldenen Diadems der frühen
La Tenezeit; gef. 1863 in einem Grabhügel bei Besseringen (Kr. Merzig),
zugleich mit einer Schnabelkanne und mehreren Bronzebeschlägen. Die
Originale befinden sich im Museum für Völkerkunde in Berlin, Abbildungen
an der Ostioand, vgl. Jahresber. d. G. f. n. F. f. 1894 S. 33. — Das Diadem
ist gallisches Fabrikat und ist sehr ähnlich dem von Rodenbach.
G. 1292. Goldenes Armband, geziert mit Palmetten, griechisches
Fabrikat? gef. wahrscheinlich bei Zerf. Vgl. Genthe, der etruskische
Tauschhandel S. 165. — G. 1265. Goldener Fingerring mit Fischblasen-
muster, stammt vielleicht von derselben Stelle.
St. W. 54 und 55. Armband und Fingerring aus Gold, beide glatt.
Gef. in einem Grabhügel bei Tholey (Kr. Ottweiler). — 5028, 5028a. Eisen-
schwert der Früh-La Tenezeit, angefertigt um 500 v. Chr. und zwei Bronze-
ringe vom Wehrgehänge. Gef. angeblich an der Paulinstrasse in Trier.
99» 38—47- Nachbildungen von Funden aus Gräbern der Saar-
gegend (die Originale befinden sich im Mainzer Museum). 46 Eisenfibel
der mittleren La Tenezeit, 44 und 45 Eisenschwxrt und Eisenfibel der
jüngsten La Tenezeit, 38 und 40 zwei eiserne Schildbuckel der La Tene-
einer Fibel wie S. 123 nr. 10 gefunden. Die meisten Gräber aber
gehören der FrOh-La Ttnezeit an. sie ergaben einige Tierkopf- und ver-
wandte Fibeln und teilweise interessante Gefässe, so nr. B 7 Cabgeb. nr. 3)
und B 4 aus braunem Thon einfach geglättet (abgeb. nr. 2); 350c mit
sehr sorgfältig eingeritzten Mustern (abgeb. nr. 4), A sehr elegante Fuss-
urne mit eingestanzten kleinen Kreisen und einpunktiertem Wolfzahns-
-'S'
I
t
Die Merovingische Zeit (486 — 768). 129
muster fabgeb. S. 128 nr, 6J, B 11 Flasche braun geglättet von eleganter
Form (abgeb. nr. 5).
Schrank VII, oben: 21 2 16 — 2ia28b. Urnenfunde aus Grügelborn
(Kr. St. Wendel), aus der jüngsten La Tfenezeit, vgl. Westd. Korrbl. 1898
nr. II. Darunter: Gräber der letzten keltischen und der frühesten
römischen Zeit (ca. 100 v. Chr. bis 50 n. Chr.)/ ausgegraben 1898 in
Hüttigweller (Kr. Ottweilcr). Flachgräber in dem gewadlsenen Boden
ca. ^l'i m eingetieft, mit Steinen ausgefüttert und zugaiBckt.
236 enthielt sechs Gefässe von spätgällischem Typus, a) langge-
streckte Urne aus rotem Thon mit der Töpferscheibe hergestellt ("abgeb,
S. 128 nr. 7).
217 vier spätgallische Thongefässe, b) s^fManke Vase ftxbgeb nr, 8),
e) zusammengebogenes in der Eisenscheide steckendes Schwert, f) eiserne
vierkantige Lanzenspitze.
216 sechs spätgallische Gefässe, teils mit teils ohne Töpferscheibe
-hergestellt.
233 und 234 zwei Gräber, in welchen Gefässe von spätgallischem
mit solchen von frühestem römischem, augusteischem Typus zusammen
gefunden sind. Unter letzteren herrscht die bekannte blau-graue Urne
mit feinem Schachbrettmuster vor.
Schrank VIII: Gräberfeld von Biewer (Ldkr. Trier), Wd. Z.
XVn. S. 389 f. gehört der letzten Hälfte des i. Jahrh. v. Chr. an. Spät-
gallische Thongefässe teils mit teils ohne Töpferscheibe hergestellt, er-
scheinen -mit. frührömischen grauen Urnen, einhenkligen gelben Krügen
und gestempelten Tellern zusammen im selben Grab. Daneben Fibeln
des spätesten La Tfenetypus aus Bronze und Eisen. Eiserne Armreifen
mit, Ends tollen (21645 f und g). Eiserne Äxte mit verwachsenen Schaft-
lappen (21 341,. 21 642 d). Stück einer grossen blauen Glasperle (21 621 e).
Zu beachten : schlankes dünnwandiges Becherchen aus bräunlichem Thon
mit aufgelegten »Accenten« (21656) fabgeb nr. 9). Urne aus rötlichem
Thon mit aufgesetzten Stacheln (21249 a) fabgeb. nr. 10).
Saal 23.
Die Merovingische Zeit (486 — 768).
Von den Franken, wahrscheinlich den ripuarischen, wurde die
Moselgegend nach Vertreibung der Römer in Besitz genommen*). Ihre
*) Wenn man früher auf Grund der vielen In unserer Gegend vorkommenden Ortsnamen
mit den Endungen — ingen und — weiler einen guten Teil der Si»»dlungen den Alemannen zu-
schrieb, 80 hat A. Schiber in seinem Schriftchen : „Die fränkischen und alemannischen Siedlungen
in Gallien, Strassburg 1894" und in seinem im 12. Jahrbuch der Gesellschaft für lothr. Geschichte und
Altertumskunde (1900) erschienenen Aufsatz „Germanische Siedlungen in Lothringen und in Eng-
land" gezeigt, dass diese Endungen keineswegs nur den Alemannen eigen sind, sondern dass die
— ingen germanische Siedlungen auf genossenschaftlicher Grundlage bezeichnen, im Gegensatz zu
den Orten auf — heim, die wie die römische Villa einem Herrn angehörten. Die Orte auf-*
weiler treten da auf, wo im Bereiche germanischer Ansiedlung auf gallo-römischen Boden ein für
genossenschaftliche Siedlung gerraanlschör Sippen weniger geeignetes Terrain gegeben ist ; ihre
gresse Mehrzahl befindet sich im gebirgigen Gelände.
130 Die Merovingische Zeit (486—768).
Gräber, die bis vor wenigen Jahrzehnten im Trierer Gebiet fast voll-
kommen unbekannt waren, kommen jetzt, wo man auch auf geringfügige
Reste dieser Epoche achtet, allerorten zu Tage, so in Beuren, Cruchten,
Ehrang, Hültcrsdorf, Merzig, Mcrzkirehen, Nittcl, Orenhofen, Pachtein,
Falzern, Rittersdorf, Schweich, Wettlingen, Wiltingen. Sie enthalten mit
geringen Ausnahmen bestattete Leichen, welche mit Steinplatten umstellt
und bedeckt sind; sie liegen, wie auf unseren Friedhöfen, in Reihen,
weshalb man die Gräber dieser Kulturperiode vielfach Reihen grabe r
nennt. Die Kunst der Völkerwanderungszeit und der sich anschliessen-
den Jahrhunderte zeigt in den meisten Gebieten Europas eine grosse
Ähnlichkeit, namentlich a) in der Verwendung von Edelsteinen und ge-
schnittenen Glasplättchen in Zellenräumen zum Schmuck von Waffen.
Schnallen, Broschen u. dgl,, b) in dem massenhaften Gebrauch des Fili-
grans auf grossen Zierscheiben, c) in der Tauschierung und Plattierung
von Silber und Gold auf Eisen, d) in der Dekoration mit Bandvcr-
Bchlingungen und Tierornamentik. Die unter a und b aufgeführten Kunst-
weisen sind im Osten entstanden, wie die frühzeitigen Funde in Ungarn
und Südrussland zeigen; vermutlich werden diese Techniken auf die in
der Krim von Alters her sesshaften gewandten Goldschmiede zurück-
gehen, von denen sie die Gothen, als sie bis zum Vordringen der Hunnen
dort ihre Sitze hatten, erlernten. Auch die Kunst des Damascenierens
weist auf den Orient. Die Tierornamentik dagegen bildet sich aller
Wahrscheinlichkeit nach erst gegen Ende des 5. Jahrh. in Europa aus
und wird als ein Eigentum der germanischen Völker anzusehen sein.
Über die Waffen vgl, S. 63.
Kasten I an der Nordwand:
1572. Gürtelschnalle aus Bronze, 5. Jahrh., rohe Weiterbildung der
römischen Kerbschnitzarbeiten wie S. 92 unten; gleiche Funde z, B. auf
dem fränkischen Friedhof von Samson, vgl, Annales de la soc. arch6oI.
de Namur VI pl. 4 und 5.
G. I2q9aund 1300. Grosse
rundcFrauenbrosehen. Über einer
massiven Mettallscheibe ist ein
dünnes goldenes oder silbernes
Blech geschlagen, welches mit
Filigran und Glassteinchen, die
in freistehende Kästchen gefasst
sind, geziert ist. Stücke, wie die
vorliegenden erscheinen in Mit-
teleuropa erst rnit Beginn des
7, Jahrh. Vgl. oben unter b."
10 137, Bracteatenbrosche
(abgeb. hier neben). Dm. 5 cm.
Über einer Bronzescheibe eine
weiche Masse, darüber die dünne
Silberscheibe, in welche das Bild
gestampft ist.
Dil- MerovingJMrhe Zeit i4»b~jtiSK 131
Gürtelbeschlägc aus Eisen mit Si11)er\xriiening. Eine dünne Silber-
platte bt auf (las Eisen aurtjelc}^. aus der die Omamente ausgeschnitten
sind. Diese tauschieiten Arbeiten fehlen in den Gräbern des 6. Jahrh-,
beginnen in denen des 7. und sind häufig in denen des g. Jahrh. Diese
Verzierungsart findet sich vor allem bei den Alemannen. Franken und
Burgunden.
Schrank II: Funde aus dem Gräberfeld von Ehrang, aus-
gegraben vom Museum im Winter 1890 auf 1S91 ; besprochen im Westd.
Korrbl, X. 1891, nr. 70 und 71. .Sehr wenig Gefasse. Tauschicnirbeiten
vorhanden, da;je;^en fehlen die roten Rundbroschen und Strahlenfibeln,
also hat das Grabfeld nicht vor dem J, 600 begonnen.
Sdiratik III: Nachbildungen der zur Zeit noch vorhandenen Funde
aus dem Grabe des im J. 481 verstorbenen MerovingerkÖnigs Childerieh,
Vater des ersten Frankenkönigs Chlodovech. Dieses Grab befand sich
in Toumay in Belgien, wo es 1655 entdeckt und durch einen beigegebenen
Siegelring als Childerichs Grab erkannt wurde. Von den damals er-
hobenen Gegenständen ist jetzt im Louvrc nur noch ein geringer Teil
vorhanden. Vgl. Lindcnschmtt, die Altertümer der Merovingischen Zeit
S. 68. In dem Gral>e fehlen durchweg die Tauschier- und Filigranarbeiten.
Gräberfeld bei Rittersdorf iKr. Bitburgi. Distrikt auf der Kupp,
bei der Rittersmühle. Untersucht im Winter iqoi durch das Proviniial-
museum. Die 64 ausgegrabenen Gräber enthielten 28 Männer- und 17
Frauengräber; bei 19 Gräbern konnte das Geschlecht der Toten nicht
bestimmt werden. Das Fehlen der tauschierten Eisensachen nie anderer-
seits das Vorhandensein der runden Almandinbroschen und der Strahlen-
fibeln, und die Art der Keramik verweisen das Gräberfeld ins 6. Jahrh.
Die Männergräber enthielten zumeist Waffen, Schnallen, Glas- und Thon-
gefässe und Holzeimer; die der Frauen zumeist Perlschnöre, Broschen,
Fibeln, Wirtel, Scheeren, Nadeln, Glas- und Thongefässe und einmal einen
Holzeimer.
132 Die Merovingische Zeit (486— 76S).
Unter den Männergräbern ist besonders beachtenswert nr. 311 mit
Waffen, Scheere, Nadel, Eimer, glatte Schnalle aus Weismetall und einer
reichverzierten, mit vier Almandinen besetzten Schnalle von 5,3 cm
Länge (abgeb. S. 131 rechts oben).
Unter den Frauengräbern ist besonders beachtenswert nr. 234 (abgeb.
S. 131 links), welches enthielt zwei silberne vergoldete Gewandspangen,
deren Strahlen mit Almandinen geziert sind ; zwei Rundbroschen mit Al-
mandinen, die über Goldfolien liegen und durch silberne Stege getrennt
sind; ein Fibelchen in Form eines Vogels, geziert mit einem Almandin,
ferner ein Schnällchen, einen bronzenen Fingerring, eine Schnur mit Thon-
und Bernsteinperlen, einen dünnen Goldfaden und eine Bronzenadel.
Ausserdem seien aus Frauengräbern hervorgehoben: Aus Grab 31z
Rundbrosche aus Almandinen und S-Fibel mit Vögelköpfen (abgeb. S. 131
rechts Mitte); über letztere speziell fränkische Fibel, vgl. Barrifere-Flavy,
lea arts industriels des peuples barbares de la Gaule I S. 126. — Aus
Grab 316 ein grosser Wirtel, hergestellt aus einem geschliffenen Berg-
krystall (abgeb. S. 131 rechts unten).
Dieses CMchfi zeigt die hauptsächlichsten Gefässformen des Ritters-
dorfer Gräberfeldes; von den Eimern wurden sieben Stöcke gefunden, das
Holz musste natürlich neu hergestellt werden. Sehr zahlreich sind die
Schnabelkannen mit breitem Fuss aus gewöhnlichem lederfarbigem Thon,
Aus dem im J. 1899 bei Hüttersdorf (Kr. Saarlouts) gefundenen
und Westd. Zeitschr. XIX, S. 410 besprochenem Gräberfeld zu beachten:
nr. aiia runde Scheibenfibel von 74 mm Dm.; über einer Bronzeunter-
lage eine dünne Goldseheibe mit Filigran Verzierung und den Kapseln
der Glassteine, mit denen sie ehemals verziert war. — 718b Beschlag
zur sicheren Befestigung der Lanze an dem Schaft, ähnlich Lindenschmit,
Altertümer der Merovingischcn Zeit S. 176 nr. 72. — 723 reich aus-
gestattetes Männergrab mit einem 76 cm langen Schwert {spatha) mit
den Resten der Holzscheide, einem Scramasax mit dem Bronze beschlag
der Lederscheide und tauschierten Gürtelschnallen; 7. oder 8. Jahrh.
Aus dem im J. 1900 bei Roden (Kr. Saarlouis) freigelegten und
Westd. Zeitschr. XX, S. 363 besprochenem Grabfeld beachte das Frauen-
Die Merovingische Zeit (486—768). I33
grab nr. 69 mit zwei Almandinbroschen, zwei Strahlenfibeln und einem
Topf der La Tenezeit, der vermutlich von den Franken beim Auswerfen
des Grabes zufällig gefunden und mit in das Grab gesetzt worden ist.
6. Jahrh.
An den Wänden: Münzsammlung. Das Provinzialmuseum beschränkt
sich im allgemeinen auf die Erwerbung einer möglichst vollständigen
Sammlung der in Trier geprägten Münzen aus Altertum, Mittelalter und
Neuzeit. Die allgemeine Sammlung vorrömischer und römischer Münzen
wird nur durch Fundstücke aus dem Regierungsbezirk Trier ergänzt.
O^itwand. Pulttisch IV: Gallische Münzen, teils vor der Unter-
werfung Galliens, teils kurz nach derselben angefertigt. Ihre Darstellungen
sind teils Imitationen griechischer (namentlich massilischer Silbermünzen
und makedonischen Goldmünzen des Königs Philipp), oder römischer
Münzen, zumteil sind sie dem gallischen Ornamentenschatz und wohl der
keltischen Mythologie entnommen. Die Münzen bestehen aus. Gold oder
Silber oder einer Legierung aus Gold und Silber (Electron) oder aus
Kupfer oder Potin (Kupfer, Zinn, Blei),
I : Nachprägung eines Goldstaters Philipp IL von Makedonien ;
2 : mit Inschrift viros, den Veromanduern oder den Nerviern zugeschrieben ;
3 — 7: mit Inschrift Pottina, häufig im belgischen Gallien, neuerdings den
Treverern zugeteilt; 8— 11: Münze der Mediomatriker, Kopf und Pegasus;
12 — 15: Münze der Aulerci Cenomani, Kopf mit Lorbeer r., menschen-
köpfiges Pferd mit Lenker über geflügeltem Genius; 16 — 21: vielleicht
ausgewanderte Armoricaner: menschenköpfiges Pferd über Urne oder
Leier; darüber: VT. 22 — 25 und 27—29: ähnliche, nicht näher bestimmte
Münzen. 26 und 30 — 33b: Münzen der Treveri: 26: Av: Kopf, Ev: Pferd
über Stern mit Kreuz über dem Schwanz. 30 ff: Av: Auge in Profil, Ev:
Pferd über Kreisen. 34 : M. der Boii : (Vogelkopf und Blumenstern mit
3 Punkten). 36 — 46 : M. der Vindelici : Mann mit Zweig, Pferd n. r.
47 bis 52: M. der Aedui: behelmter Kopf 1., Pferd. 53: Vielleicht M. der
Vindelici: Kopf r., Mann mit Torques in der Hand n. links schreitend.
55— 58a: Vielleicht M. der Caletes: Kopf l., Ateula, Einhorn, ülatos. Die
beiden Inschriften bedeuten wohl Fürstennamen. 59: Vielleicht M. der
Aedui: Kopf l., Atrili /, Pferd l., Orcitiric, ein Fürstenname. 60—62: M.
der Sequani: Kopf, Tociri, Pferd, Tociri; Togirix wird ein Sequanerfürst
gewesen sein. 63: M. der Leuci: Kopf 1., Solim, Pferd, Solim. 64—75:
M. der Leuci: struppiger Kopf 1., Eber, darunter Lilie, Kreis u. dgl.
76— 83 a: M. der Catalauni: r. laufender Mann mit Torques und Spiess
Bär, darüber Schlange. 84— 92 : M. der Ambiani: Kopf r., Eber l. 93: Un-
bestimmt, Stierkopf, Bär r. 94: Unbestimmt: beiderseits je ein Bär. 95:
M. der Aduatuci, Triquetra, Pferd n. l. 97— 98 a: M. der Senones: 2 Eber
um einen Kreis, 2 Tiere um einen Stab. loi, 102: M. der Mediomatrici :
Kopf, Pegasus, Medioma. 103—105: Vielleicht M. der Treveri: Kopf,
Arda, Pferd, Arda. 106, 107: M. der Meldi: Behelmter Kopf l., Bovec
Pferd, darüber Zweig, Bovec. 108— 112: M. der Leuci: Weibl. Kopf, Stier'
Germanus Indutilli. 113— 123: M. der Leuci, geschlagen von Aulus Hirtius
dem Legaten Caesars, wahrscheinlich 44 v. Chr.: Elephant, A. Hirtius
134 Die Merovingische Zeit (486 — 768).
Opfergerätschaften. 124: M. des Legaten Titus Carinus (31—29 v. Chr.):
Elephant, rückläufig: T. CarinfusJ.
Hechts davon : Römische Falschmünzerformen, meist des
3. Jahrh. n. Chr., grösstenteils in römischem Schutt zwischen Kaiserpalast
und der Ueberle'schen Brauerei gefunden. Die Formen wurden her-
gestellt durch Abdruck echter Münzen in Thon, der dann im Feuer ge-
härtet mit einem Gussloch versehen war. Die Scheibchen, welche meist
auf beiden Seiten Münztypen haben, wurden mit den einander ent-
sprechenden Seiten zu Rollen aufeinander gelegt, die Rollen wurden dann
fest mit Lehm umschmiert, so dass der durch die Einschnitte entstehende
Gusskanal frei blieb. Dass es Falschmünzformen sind, geht aus dem
Fehlen edlen Metalls in den zuweilen noch anhaftenden Münzresten, aus
der geringen Schärfe der Münzbilder sowie namentlich daraus hervor,
dass ein und dieselbe zweiseitige Form vielfach zwei Münztypen von ver-
schiedenen, über ein Jahrzehnt auseinanderliegenden Kaiserhäusern trägt.
Rechts davon: Münzschatz funde, die vorzugsweise in unruhigen
Zeiten in Töpfen, Beuteln u. dgl. vergraben wurden.
Der Fund von Orscholz (Kr. Saarburg), vergraben 270 n. Chr.,
urspr. über 3000 Stück, wovon 619 ins Museum kamen.
Pulttisch V: Der Fund von Mürlenbach (Kr. Prüm), ver-
graben bald nach 257 n. Chr., 664 Stück. In dieser unruhigen Zeit, wo in
Gallien die sog. dreissig Tyrannen (Postumus, Victorinus etc.) herrschten,
wurden viele Münzschätze in unserer Gegend vergraben.
Der Fund von Baldring eji, gef. 1894 bei der Ausgrabung eines
römischen Gebäudes, ausschliesslich Münzen des Magnentius, Decentius
und Constantius IL, vergraben um 354 (119 Stück). Um diese Zeit be-
haupteten die Usurpatoren Magnentius und sein Bruder Decentius in
Gallien die Herrschaft gegen den legitimen Kaiser Constantius II.
Ein Fund aus Trier aus dem Anfang des 5. Jahrh. (vielleicht
bei der Zerstörung Triers 406 n. Chr. vergraben), 513 Stück.
Pulttisch VT: In Trier geprägte Münzen. Sicher seit 296
(Diocletian), vielleicht aber auch schon früher wurden in Trier römische
Münzen geprägt. Nach 425 hört Trier auf, Prägestätte zu sein. Die in
Trier geprägten Münzen tragen das Münzzeichen TR (TRE), welchem
(etwa seit 299) eine der beiden Abteilungsnummern der Münze, nämlich
A oder I oder P(rima moneta) und B oder II oder S(ecunda moneta)
beigefügt ist. Diese Nummern werden zuerst vorgesetzt (PTR), später
nachgesetzt (TRP), seit Gratian (375—383) wird noch M(oneta) hinzu-
gefügt (SMTR).
Gegenüber Westwand. Pulttisch VII: Nachbildungen in Trier
geprägter Münzen. Die Originale, aus Gold und Silber, sind in
London und Berlin. 99, 162 und 163 Abgüsse jvon gestempelten Silber-
barren im Hannoverschen Provinzialmuseum (s. Wd. Korrbl. XVIL 1898, 87).
Pulttisch VIII: Auswahl aus der römischen Münzsammlung.
Oben links: Gegossenes, ältestes römisches Kupfergeld : das As mit Janus-
kopf und Schiffsschnabel (wiegt 250 Gramm und hatte 'einen Wert von
48 Pfg.); der Semis mit Juppiterkopf und Schiffsschnabel, sowie beider-
Die Merovingische Zeit (486—768). 135
seits S (= \/2 Äs, in 3 Exemplaren vorhanden), der Triens, mit Minerva-
kopf und Schiffsschnabel, sowie beiderseits 4 Punkten (*/3 Ä8 = 4 unciae).
Sechts davon: Proben republikanischer Silberdenare (denarius =10 As),
seit 269 V. Chr. Unten: Proben römischer Kaisermünzen von Caesar bis
zu den spätesten Kaisern.
Südseite. Pulttische IX — X7: Kurtrierische Münzen. Moderne
Medaillen. Oben links: älteste merovingische und karolingische Münzen.
Unten: Die Sammlung der erzbischöflichen Münzen (beginnend mit Theo-
dorich L, 965 — 975) ist besonders reich an Goldgulden Cunos und Wer-
ners von Falkenstein (1362 — 1388 und 1388 — 141 8). Mit der Abdankung
des letzten Kurfürsten Clemens Wenzeslaus (1803) hört die selbständige
Münzprägung Triers nach einer fast ununterbrochenen Thätigkeit von
über 1500 Jahren auf.
An der Eingangs wand hängen oben: Gemälde, worauf links das
»Altthor«, d. h. das bis 181 7 als Stadtthor dienende Fenster des Kaiser-
palastes. Westwand: Gemälde von 1589, laut Inschrift Kopien eines
»alten Gemals« = Gemäldes, darstellend Klöster und Ortschaften bei Trier.
Darüber und an den anderen Wänden: Die Wappen der Trierer
Kurfürsten, nach den Materialien des Coblenzer Archivs zusammen-
gestellt von Herrn Archivrat Becker. Kupferstiche, Portraits von Hont-
heim und sieben Kurfürsten.
136 Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit.
Saal 24 und 25.
Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter
und Neuzeit.
Der grösste Teil dieser Sammlung ist Eigentum der Stadt Trier.
Den Grundstock bildet die von J. P. J. Hermes (geb. 1765, f 1833) der
Stadt vermachte Sammlung; hinzu trat im J. 1897 eine von Dr. F. Bock
in Aachen durch mehrere Trierer Herren erworbene Collektion.
Saal 24.
Rheinische und Niederländische Bilder.
. Ostwnndf über der Thür: 229 und 230. Zwei grosse dekorative
Bilder, Heiligenfiguren in architektonisch -perspektivischer Einrahmung,
bezeichnet JPFVW 1600 und GFVW 1548,
Rechts davon auf derselben Wand: 231. Klage am Fuss des Kreuzes,
Schule des Bartholomäus de Bruyn aus Köln (f 1555).
Südwand:
232 und 233. Mannalese und das Abendmahl, grosse sehr flüchtig
behandelte Bilder von einem Nachahmer des Bartholomäus de Bruyn.
234. Madonna mit dem Kinde, von Heiligen umgeben, Goldgrund.
Kopie eines Gemäldes der als »Meister Wilhelm von Köln« (um 1380)
bezeichneten Gruppe, aber in einer etwas späteren, von dieser Schule
abweichenden Malweise. Vgl. Kugler, Kleine Schriften II S. 292.
235. Ruhe auf der Flucht, sehr mitgenommen; nahestehend der
Art Patinir's oder dessen Schülers Herry Bles (f nach 1521).
236 und 237. Zwei schmale Flügel eines Altarbildes, gute Bildchen
der altkölnischen Schule (dem Meister der Lyversberg'schen Passion
aus der 2. Hälfte des 15. Jahrh. nahestehend?). 236 oben: der hl. Georg
mit der knieenden Donatorin, unten: der hl. Christoph. 237 oben: die
hl.' Katharina; unten: ein geharnischter Heiliger in rotem Panzer. Vgl.
Kugler II S. 322.
238. Maria mit dem Kinde, Goldgrund, stark übermalt.
239. Grosse Landschaft, die Ruhe auf der Flucht im Vordergrund.
Aus der Schule von Joachim Patinir (1490 — 1524) oder Nachahmung
desselben.
240. Damenbildnis von Geldorp Gortzius (1558 — 1616); zwei
Seitenbretter der Tafel fehlen.
241. Der englische Gruss, Triptychon mit Versen auf den Flügeln,
hervorragendes Bildchen. Kugler, Kleine Schriften II S. 322, stellt es
dem Hugo van der Goes (t 1482) nahe. Schnaase VIII S. 210 hielt damit
die Zeit für richtig bestimmt, behauptete aber, dass der Typus der Köpfe
einen anderen Meister verrate. Justi erklärt es für ein flandrisches Bild
des 16. Jahrh. C. Hasse, der es in der Zeitschrift für christliche Kunst
1891 S. 265 eingehend besprochen hat, verweist es in die altflandrische
Schule aus der 2. Hälfte des 15. Jahrh. Es sei dem Memling (f zu Brügge
Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 137
1495) selber zuzuschreiben oder unter dessen unmittelbarem Eintluss von
einem seiner Schüler gefertigt.
242. Madonna mit dem Kinde, Goldgrund, Kopie oder Nachahmung
nach Meister Stephan Lochner (f in Köln 1451),
243. Porträt eines Mannes ; im Hintergrund links Schloss mit Hohl-
weg, rechts Stadt mit Wasser. Bezeichnet als »gemald von Barth, de
Bruyn aus Cöln 1524'. Gutes Bild, vielleicht von dem Kölner Meister
von S. Severin (um 1500-15(5)-
244. Porträt des Erasmus von Rotterdam von Lucas Cranach
d. A, (1471 — 1553); nach Holbein?, abgerieben.
138 Gcmäkle und KutiHt|:;i,-\vcrl>lichfs aus Mittelalter und Neuzeit.
245. Kaiser Karl V, als 7jähri}ier Knabe fetatis sepfem annorumj,
gemalt v(m einem Handrischen Hofmaler der Statthalterin Margarethe von
Österreich, zu Mecheln im J. 1507. Ähnliche Bildnisse seiner Schwester
in Harnjitoncourt.
246. Königin Marie Tudor, flüchtige Kopie nach Anthonis Mor,
Niederländer, f um 1575.
247. Bildnis eines Edelmanns, im Hintergrund ein Schloss mit
gotischen Gielwln und 7wei Rundtürmen mit spitzen roten Helmen. Der
Maler wird als Freund bezeichnet. Jahr 1546. Gutes Bild.
248. Bildnis eines alten Mannes mit weissem Bart und Steinkragen,
Geldorp oder seine Schule, vgl. nr. 240.
249. Brustbild Karl V. im Ordenskleid des goldenen Vliesses,
Antwerpener Schule des 17. Jahrh.
250. Bauernstück in der Art des Peter Brueghel's d. Ä. (f 1569);
späte Nachahmung, bezeichnet HVD 1628.
251. P. Brueghel d. Ä., der Blindenführer, alte Kopie.
252. Joost Cornelisz Drooch-Cloot (1. Hälfte des 17. Jahrh.),
Eisbahn, sehr verrieben.
Westieaitd: Italienische Bilder.
253. Kopie von Tizian's (1477—1576) Grablegung in Madrid.
254. Kopie nach Tintoretto's (Schüler Tizians 1519— 1594)
Pietä, Original in Venedig.
255 und 256. Kopie der zwei grossen Fresken Tiepolo's (1696
—1770) im Palaste Labia zu Venedig mit der Geschichte der Cleopatra.
Nordwand :
257. Wildpretstück, ^Zauffaly pinx. 1760«.
258 und 259. Zwei FruchtsCücke von Jacob van Es {Antwerpener
Maler, 1606—1665).
Über der Thür: 260. Sehr wertvoller Gobelin, Christus mit den 12
Aposteln darstellend inmitten von Blumen, unten eine schöne Arabeske,
wohl Anfang des 16. Jahrh.
Oslwand: 261. Alabasterretiefs in geprcssten Holzrahmen, 17. Jahrh.
Freistehende kunstgewerbliche Altertümer.
Südwand: 262. Truhe, Südtyrol 1575. Darauf X3 und 264 zwei
Leuchter, Italien 16. Jahrh.
Weatirand: 265. Truhe, Bologna 16. Jahrh.
Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 139
Evke der West- und Nordwand: 266. Messingschiisscl, Nürnberg
i6. Jahrh.
NoTdwand: 267. Tischplatte, Mosaik, Norditalien, i6. Jahrh.
Schrank I: B. 76 DrechslerkunsCstück, Nürnberg, 17. jahrh. — B. 33
Holzkasette, Italien, 16. Jahrh. — B. 32 Bemaltes Kästehen, Italien, Mitte
15. Jahrh. — B. 30 Holzkästchen, Oberitalien, 14. Jahrh. — B. 58 und 59
Zwei Galoschenschuhe, vcnetianisch, 17. Jahrh. — B. 27 Bemalte runde
Holzschachtel, Italien um 1700.
Schrank II: B, 162 Glocke, 14, Jahrh. — B, 146 Zange, Messing-
gusa, 17. Jahrh. — B. 19 Lcderkasctte, Italien, 17. Jahrh. — B. 8 Gemalte
Holz seh achtel. Nürnberg, 17. Jahrh. — B. 10 und 11 Zwei geätzte Eisen-
kasetten, Deutschland, 16, Jahrh. — B. 13 Bemalte Eisenkasette. Deutsch-
land, 2. Hälfte 16. Jahrh. — B. 150 Stuckrelief, Ende 16. Jahrh. -- B. 3
Spanische Kasette, 15.^16. Jahrh. — B, 140 Bronzeplackettc, Deutschland,
16. Jahrh. — B, 152 Zinnkännchcn, Schweiz 1663. — B. 122 Besteck-
futteral, Deutschland um 1720. — B. 121 Besteckfutteral. Südrussland,
18. Jahrh. — B. 6 Futteral in Buchform, Italien. 17. Jahrh.
Schrank III: G. 429—431 Drei Schildpatt kämme von ungewöhnlicher
Grösse, aus Westindien. Geschenk der Familie Moor.
H. 39 Wiege aus Elfenbein, zur Ausstellung des Christuskindes zur
Weihnachtszeit, vermutlich osteuropäische Arbeit, vgl. E. Niffle Anciaux,
Les repos de Jtsus et les berceaux reliquaires, in Annales de la soc.
arch. de Namur XVIIl p. 466. — G. 431 und 433 Gravierte Nautilus-
muscheln, als Pokale gebraucht, 16, und 17. Jahrh. — 5863 Thonrellef,
Anfang des 16. Jahrh., Maria mit Jesuskind, welches ein Buch hält, Um-
schrift in gotischen Buchstaben (nur zur Hälfte erhalten) : non venu ad
veniant renuens »nicht gelangt zur Gnade der Verstockte«. Unten in
Renaissanceschrift der Name des Künstlers : frater Georgias,
H. 127 Schmuckkasten aus Bernstein mit eingravierten figürlichen
Darstellungen und Ornamenten, Ende des 17. Jahrh.
H. 131z Bruchstück eines EIfcnbeinreliefs, darstellend, wie
Abraham und »eine Soldaten nach der Befreiung Loths aus der Gefangen-
schaft- von Melchisedek, dem Priesterkönig von Salem, segnend begrüsst
werden. Die Deutung ermöglicht ein Mosaik von S. Maria Maggiore,
auf dem Melchisedek noch erhalten ist Vgl. H. Graeven, Bonn. Jahrb. 105
S. 147, welcher überdies auf Grund eines mit Elfenbeinreliefs geschmückten
Bischofstuhles von Ravenna aus dem 6. Jahrh. annimmt, dass auch unser
Elfenbein ursprünglich einen Bischofstuhl geschmückt habe, und für die
Arbeit alexandrinischen Ursprung \
140 Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit.
Schrank IV: Italienische Majoliken'*'). H. 497 Schüssel von hohem
Werte, es ist eines der wegen ihrer eigentümlichen metallisch glänzenden
und rubinroten Farben hochgeschätzten Stücke aus Gubbio, und zwar
stammt die Schüssel, wie das rückwärts stehende Monogramm angiebt,
von dem Hauptmeister von Gubbio, von Giorgio Andreoli (1485 — 1552);
das Monogramm lautet M. G. 1524 = Maestro Giorgio. — H. 498 — 501
stammen aus Urbino**).
H. 1055 Tasse, Limoger Email***), darstellend zwei treffliche Knie-
stücke von Jahel und Semiramis und zwei männliche Porträtköpfe. Neben
den Bildern stark erhabene Reliefverzierungen. Anwendung einer reichen
Farbenskala. Auf dem äusseren Boden : N. Laudin enmillieur pres les^
jesuistes ä Limoges. Das Stück rührt von einem Mitgliede der berühmten,
im 17. Jahrh. lebenden Künstlerfamilie der Laudins.
H. 1054 Schale mit grau in braun gemalter Darstellung der Opferung
Isaaks durch Abraham ; treffliches Stück, ebenfalls aus Limoges, es trägt
das Zeichen N. N. = Pierre Noualhier.
H. 1053 Kupferne ScIiUssel von dunkelblauem, dunkelgrünem u^id
weissem Email mit goldenen Ornamenten; in der Mitte eine imitierte
Münze des Kaisers Claudius. Italienische Arbeit aus der i. Hälfte de&
16. Jahrh. von der Art, die ohne genügenden Beweis nach Venedig ver-
legt wird.
G. 348 Romanisclier Bronzeleucliter in Form eines einen Turm
tragenden Pferdes.
2910 Liturglsclie Sciiiissei aus Messing mit Darstellung des barm-
herzigen Samariters, etwa um 1200 angefertigt. Gef. 1879 zu Hof Mul-
bach bei Binsfeld, vgl. Hettner, Bonn. Jahrb. 69 S. 29; Aldenkirchen,
Bonn. Jahrb. 75 S. 73; Kraus, Die altchristl. Inschriften der Rheinlande
II nr. 407. Auf der Innenseite der gebogenen Wandung in sechs Einzel-
darstellungen die Erzählung vom barmherzigen Samariter, jede mit einem
Hexameter umgeben.
H. 34 Reiiquienkästciien. Das Kästchen mag dem 18. Jahrh. ange-
hören. Die mit Figuren und Ornamenten gezierten Platten stammen aus
dem 12. Jahrh. und sind Grubenschmelzarbeiten (email champlev6) aus
Limoges.
H. 1244 Gravierte Kupferplatte, Christus am Kreuze mit Maria und
Johannes darstellend, gotisch.
H. 48 und 49 Zwei Doppelbeciier, Brautbecher, aus vergoldetem Mes-
sing, in Form von Frauengestalten, die ein Gefäss über dem Kopf halten.
♦) Von der Insel Majorka, im Mittelalter Majolika genannt, wurden im Mittelalter
maurische glasierte Thongefasse nach Italien eingeführt und daher Majolika genannt. Die-
selben sind technisch von den übrigen Fayencen — nach der Stadt Faenza benannt — nicht
wesentlich verschieden.1
*•) In Urbino sucht Herzog Guidubaldo II. um 1540 die Majolika zu höherer Kunst-
leistuhg zu hehen, indem er Venetianer Historienmaler beruft und den Nachlass Rkfaels als
Vorbilder für seine Fabrik erwirbt.
♦*♦) Statt der älteren Art des Goldschmiedeemails tritt gegen Endendes 15. Jahrh. in-
Limoges die Einzelmalerei auf, mit Anlehnung an die Technik der Glasmalerei und vermutlicb
angeregt durch italienische Schmelzarbeiten.
Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 141
Zwei Personen können gleichzeitig aus dem Unterkörper der Frau und
aus dem freibeweglichen Becher trinken. Deutsche Arbeiten des i6. Jahrh.
Pultschrank V: 11089 Runde Siegelstampe des Klosters Niederprüm.
fSftgiUumJ conventus monctsterii Prumie inferioris. Im Mittelfeld die Halb-
figuren eines Bischofs mit der Unterschrift EpymcLchus und eines Ritters
mit der Unterschrift Gordianus, Dm. 5 cm.
1 1 090 Gotische langovale Siegelstampe des Agnetenklosters in Trier.
fSigülum conventus dominarum Sancte Agnetis Treverensis. Standfigur der
heiligen Agnes, sehr tief und elegant eingeschnitten, lang 7,5 cm.
1 1 095 Gotische Siegelstampe von Trier. SftgÜlumJ pfrijorisse Sanctae
Agnetis, Standfigur der heiligen Agnes, langoval, lang 42 mm.
11 091 Gotische Siegelstampe von Trier. SfigillumJ facultatis artium
studii Treverensis. Madonna und zwei knieende Figuren. Dm. 45 mm.
1 1 092 Runde gotische Siegelstampe von Trier. S(igillum) rectoratus
studii treven. Unter einem Baldachin sitzender Gelehrter, vor ihm eine
zweite Figur. Dm. 4 cm.
1 1 093 Runde gotische Siegelstampe von Trier, S(igillum) decanaius
teologie studii teven. Der heilige Hieronymus sitzend, vor ihm der Löwe.
Dm. 3V2 cm.
1 1 094 Runde gotische Siegelstampe von Trier. SfigiUumJ inclusorift)
Sancti Medardi extra muros Treven reg fuße Augustini. Hüftbild des Heiligen,
in der einen Hand den Bischofstab, in der anderen das durchbohrte Herz
haltend.
Saal 25.
Schrank I: Waffen 13. — 17. Jahrh.: Hakenbüchse, Armbrust mit
eigener Hebelspannvorrichtung. — G. 479 Schöner Lederschild.
Schrank II und III: Rheinisches Steinzeug, ein bis zur Undurch-
lässigkeit gebrannter, mit Salzglasur geglätteter Thon.
Schrank II enthält namentlich Siegburger, Raerener und
Frechener Fabrikate. Die Siegburger Töpfericunst, deren Anfänge sich in
das Mittelalter verlieren, hält sich auf der Höhe künstlerischen Schaffens
bis zum 30jährigen Kriege, wo die Töpfer aus Siegburg nach Altenrath
auswanderten. Um das Ende des 17. Jahrh. ist die Siegburger Technik
vollkommen verloren gegangen. Die ersten Anfänge der Siegburger
Fabrikation sind noch sehr roh, wie die im Untergestell des Schrankes
aufgestellten Exemplare zeigen (doch mögen sich hierunter auch Waren
aus anderen Fabriken befinden). Häufigste Formen sind der hohe Bier-
krug (Schnelle) und der Becher mit trichterförmigem Hals; früh sind die
vertieft eingedrückten Blätter, später die aus aufgelegten Reliefs beste-
henden Verzierungen. Man beachte vor allem die datierten Gefässe
G. 115 aus dem J. 1568, G. 107 mit Bremer Stadtwappen aus dem J. 1591,
die prächtigen Schnellen G. 94 aus dem J. 1580 (ahgeh. Gliche S. 142,
Fig. 3), G. 95 aus dem J. 1572. — G. 92 Pilgerflasche mit Darstellung
Alexanders aus dem J. 1589 (ahgeh. Gliche S. 142^ Fig, 1). — G. 93
Henkelkrug.
ml Kunslijcwi-Tlilichcs aus Mittelalter und N'euicit.
Dk.Tiiiiftrcicn viiii Raeren bei Eupen blühen seit 1570. Die Glasur
ist braun.r; s[)ätur auch fjrau mit lilau. Der hau[itsächlichste Meister ist
Jan Emens. Von ihm liuwahren wir zwei herr-
liche Gefässe. G. 13S (obiieh.) {Jrosscr brauner
Henkdkrug von 1574, am Hauche zwei \Va]i[ien
und die Buchstaben RR- III; ausserdem nein
Töpferzeichen I. M. [Das zweite Gefass von
Jan Emens ist im Kasten XIIII S, 143 auffjeführt.]
Sehr beliebt sind in Raeren die Bauerntänze wie
646, 721, 3S03, biblische Darstellunt'cn wie 641
mit sechs Episoden aus dem Leben Maria, Krüge
mit den sieben Kurfürsten, Waiipen haltend 647
in braunem Thon; G. 160 in grauem Thon mit
blauer Bemalung.
Von Frechen bei Köln stammen die sog.
Bartmänner G. 140 mit der Umschrift: Wan Gut
ieil, so is mein Szit; G. 141 mit schönem Ornament
und H. 599 Bärenkrug, 18, Jahrh.
Schrank IIT: Fabrikate von HJfhr und
firenzhausen {im Nassauischcn, im sog. Kannenbäckerland). G. 1 43 Mächtiger
bauchiger Krug, an dessen Hals und Bauch zwei gleiche Medaillons mit
Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 143
der Jahreszahl 1694 und der Umschrift Louis le Grand roy de France et
de Nav. et Maria Ter esc rei/iie de France. — Emailliertes und nicht
emailliertes' Steinzeug aus Kreussen bei Baircuth (ry, Jahrh.).
Arn Mittelfensler im Küsten IUI: G. 159 fabgeb. auf nadmtehendem
Gliche, Fig. IJ- Nassauer Fabrikat. Monumental behandeltes Schreibzeug
mit Heiligen und Früchte tragenden Engeln ; am Fuss die Fabrikmarke
S- iV., hoch 56 cm.
Im fninteliendcn Kasten XIIII in der M.tle des Zimmers: G. 142
fabgeb. auf vorstehendem Cliche, Fig. 3). Eines der berühmtesten Fabrikate
aus Raeretl, von dem Hauptmeister Jan Emens (vgl. S. 142), hoch 75 cm.
Graue Vase mit tcihvcise blauer Bemalung. Die Säulen der freien Gallcrie
sind teilweise zusammengesunken. Auf dem Bauche des Gefässes zwischen
Renaissanceeinrahmung sieben prächtig ausgeprägte Porträtmedaillons mit
den Umschriften : Kiinningk Filippus dfeij gfraliaj. — Prinse de Parma —
Henricui der 3. in Fraiikrieh — Henri de Guise — Charles d(t) Lorrain. —
Robertus coines — Kunningk yn Svedeii. Die freistehende Gallerie ist reich
und geschmackvoll mit Karyatiden 'geziert. Sowohl an den Wappen, wie
144 Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit.
an dem Medaillon des Königs von Schweden .und vielfach innerhalb der
Ornamente stehen die Anfangsbuchstaben des Verfertigers I. E., in den
Wappen ferner die Jahreszahl 1591, in dem letztgenannten Medaillon
dagegen die Jahreszahl 1589. — Unten Ausfluss für das Wasser.
Im freistehenden Kasten XIII in der Mitte des Zimmers: G. 91
(dbgeb, S. 142, Fig. 2) Hervorragendes Siegburger Fabrikat. Vase, zugleich
als Leuchter dienend, hoch 70 cm, an den Henkeln und dem Deckel
blaue Linien. Am Fuss drei Löwenköpfe mit Ausgüssen für das Wasser
(vormals offenbar durch Stöpsel verschliessbar) ; auf den drei Henkeln
sowie dem Deckel Lichthalter. Zwischen den drei Henkeln dreimal
wiederholt: Ovales Medaillon, worin ein Mann im Harnisch; daneben
links ein Mann mit einem Falken, rechts eine Frau mit einem Glas.
Darüber zwei verschiedene Wappen und zwei Inschriften, die eine lautet :
1577 Gudwies Juliana geborne GfraefinJ zu Hanau Mintzenhirgg in zu
Manderscheit, die andern: 1577 Ach Gott begnat Herren Graf zu Mander-
schit und Blackenem H(er)r(n) zu Junker od.
Über den Wandschränken: Über Wandschrank VII moderne spa-
nische Thonwaren; über Wandschrank VIII Fayencen aus Italien und
Spanien vom 17. und 18. Jahrh., über Wandschrank IX holländische
und deutsche Fayencen, darunter B. 176 und 177 zwei Hamburger Ofen-
kacheln des 18. Jahrh.
Schrank V: Verschiedene Fayencen. B. 265 asiatische Türkei, 16.
Jahrh. — H. 235 Oberitalien, 18. Jahrh. — H. 482, 492, 493 Delft. —
H. 502 Rouen. — G. 176 und 177 Nürnberg. — G. 178 aus Baden. —
H. 496 Wedgvvood, 2. Hälfte des 18. Jahrh. — Terrine in Form eines
Kohlkopfs, Paul Hannong, Strassburg, 18. Jahrh. — Viele Stücke der
Porzellanfabrik in St. Martin zu Trier. Anfang des 19. Jahrh. und von
der Herzoglich Nassau-Saarbrückischen Steingutfabrik in Ottweiler, die
in den J. 1763 — 1781 thätig war.
Schrank VI: Gläser. Geschliffene schlesische Gläser des Trierer
Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorf 1756 — 1768. Ausserdem eine
sehr beachtenswerte Collektion schlesischer, fränkischer, Nürnberger u. a.
Gläser, darunter Doppelbecher.
Schrank VII: Venetlanische Gläser. H. 677 Kuchenschüssel und
zehn Teller, in welche Filigranfäden aus Milchglas in spiralförmigen Win-
dungen dem Glase eingefügt sind. — H. 867 Drei sog. Flügelgläser. —
H. 874 Fläschchen und Kcgelglas von opaker Färbung.
Schrank VIII: H. 727 Deutsche Gläser mit Nuppen und Stacheln des
i6. Jahrh. — 21 185 Mittelalterliche Gläser, bestimmt für Jordanwasser. —
H. 560 und 561 Zwei anscheinend schwarze Schalen, die sich gegen das
Licht gehalten, als Rubinglasschalen zu erkennen geben, mit Wappen
und Blumendarstellungen und der Aufschrift : Waclaw Wintirz, Zwiekowic
1614. Die Darstellungen sind aus freier Hand mit dem Diamant einge-
ritzt. — H. 693 Pokal von schwärzlichem Glas mit feinen Gravierungen
und Resten ehemaliger Vergoldung. — G. 195 Zwei schwere Trinkgläser
mit Nuppen am Bauch, beide mit der Aufschrift : Trinckh mich auß und
würff mich nider, heb mich auff und füll mich icider, das eine vom J. 1658,
Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 145
das andere vom J. 1664. — H. 683 und 689 Gläser mit überfangener
Goldmalerei, ein Festmahl und die vier Jahreszeiten darstellend. —
H. 741 Rheinweingläser aus dem Anfang des 19. Jahrh. — 'Willkomm'
genannte Humpen, wie sie namentlich von der 2. Hälfte des 16. Jahrh.
ab in Gebrauch waren und besonders in Bischofsgrün im Fichtelgebirge,
aber auch an anderen Orten fabriziert wurden. G. 184 mit Reichsadler
und Aufschrift: Dcls heilige Böhmische Reich sampt mitt seinni gliedemaffenn ;
anno domini 1650. — H. 690 mit Jagddarstellung und der Deckelaufschrift :
Saufs gar aus. — P. M. 354 Der Kaiser mit den sieben Kurfürsten.
Schrank IX: China und Japan.
Schrank X: Holzarbeiten. Figuren aus Bayern 18. Jahrh. Holz-
reliefmosaiks aus Eger'schen Schränkchen.
Daneben an der Wand: H. 561 und 564 Zwei Niederdeutsche Kupfer-
schüsseln mit Darstellung von Adam und Eva, auf dem Rande Ornamente
und Tiere.
Schrank XI, XII, XIIII, XV, XVII: Bucheinbände, sämtlich aus
der Bockschen Sammlung.
Schrank XI: Fast ausschliesslich Deutsche, einige Holländische
und vielleicht ein Schweizer Band. Man beachte folgende (wo keine
Provenienz angegeben ist, ist Deutschland gemeint) :
345 Blinddruck mit spätgotischen Verzierungen, Ende d. 15. Jahrh. —
344 Blinddruck in Schweinsleder mit Messingbeschlägen, 16. Jahrh. —
99,21 Einband von Maximin mit der Aufschrift Alexander abbas imperialis
monasterii Sti Maximini. — 291 Schweinslederband, Sachsen, 16. Jahrh. —
356 Süddeutschland, 17. Jahrh. — 314 Antwerpen, 2. Hälfte des 16. Jahrh.
Druck und Einband von Christian Plantinus. — 412 Holland, 18. Jahrh. —
300 Wahrscheinlich Schweiz, 18. Jahrh.
351 um 1500. — 275 und 331 Mitte des 16. Jahrh. — 309 Württem-
bergischer Schweinslederband des 16. Jahrh. — 339 Schweinsleder, 16.
Jahrh. — 301 Pergament mit Golddruck, Köln, Ende des 16. Jahrh. —
302 Sächsisch, Ende des 16. Jahrh. — 357 16. Jahrh. — 360 Süddeutsch-
land, 16. Jahrh.
343 um 1700. — 417 Süddeutschland, Ende des 17. Jahrh. — 303
Köln, 1608. — 366 Süddeutschland, um 1700. — 392 Süddeutschland, um
1700. — 391 18. Jahrh. — 288 Bayern, 18. Jahrh. — 429 Papiereinband,
Wien 1723.
Kasten XII: Italienische Einbände des 16. und 17. Jahrh.
388 wahrscheinlich Rom. — 317 Oberitalien, Ende des 16. Jahrh. — 364
Venedig, 16. Jahrh. — 415 Schweinslederband, 16. Jahrh., wahrscheinlich
Rom. — 315 Italien, um 1600. — 406 Gefälschter Einband des Thomas
Majoli. — 320 Gefälschter Einband des Franzosen Jean Grolier, (15 10 — 1530
in Italien). — 319 Schwarzes Leder, goldgepresst, lo Grölieri et amicorum,
wahrscheinlich acht. — 311 Canevari-Band, 16. Jahrh. — 410 Sogenannter
Marcianaband, Venedig, 17. Jahrh. — 359 Venedig, 17. Jahrh.
Kasten XIIII: Italienische Einbände des 18. Jahrh. Zu beachten
sind vor allem 425, 318, 313, 354, 377 (Venedig), 312 (Rom), 426.
10
146 Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit.
Kasten XV: Französische Einbände des i6. — 19. Jahrh. Zu
beachten 336 (17. Jahrh.), 418 (16. Jahrb.), 409 (17. Jahrh.), 349 (16. Jahrb.),
335 (i7- Jahrb.), 422 (17. Jahrb.), 413 (Falscher französischer Königsband).
329 (Anfang des 18. Jahrb.), 363 (um 1830).
• Kasten XVII: Spanische Einbände des 16. — 18. Jahrh. Zu be-
achten 414 (16. Jahrh.), 324 (16. Jahrh. mit Buchbindermarke), 327 (17.
Jahrb.), 323, 350, 325 (sämtlich des 18. Jahrh.). — Orientalische Ein-
bände : 273 Einbanddeckel eines Notizbuches, persisch um 1600. —
268 türkisch, 17. Jahrh. — 269 persische Arbeit, Ende des 17. Jahrh. —
274 türkische Arbeit, 17. Jahrb.
Beim Ausgang an der Westwand: Sehr gute Holzintarsien. Beson-
ders beachtenswert H. 1133 Sehr schöne Intarsiaplatte aus der Werkstatt
oder von einem Schüler des berühmten Ebenisten David Roentgen in
Neuwied (geb. 1743 in Herrenhagen, gest. 1807 in Wiesbaden, seit 1772
als Nachfolger seines Vaters Leiter der Möbelfabrik in Neuwied, vgl.
Scherer, Technik und Geschichte der Intarsia, Leipzig 1891 S. 129);
vielleicht von einem seiner Schüler, wie Michael Rummer (1747 geb.).
4 ♦!» »
\
\
71
mm
64 T?l
Trevegy Crerra, i^rov^.nzlaliriusenan
Illustriertier fuhrer
/
i»rs^